Der russische Finanzminiser ist zwischen den Zeilen in einem Interview von heute nicht ganz so optimistisch wie Telepolis:
https://aif.ru/money/economy/deneg_strane_hvatit_anton_siluanov_obyasnil_chto_budet_s_byudzhetom_rossii
- Staatsdefizit beträgt 2 bis 2,5% (er sagt zwar das war eingeplant, aber die Vorhersage sah vor kurzem noch anders aus mWn)
- Einnahmen aus Nicht-Öl Geschäft zwar besser als erwartet (aber hauptsächlich durch mehr Steuern - also Steuererhöhung)
- Aber Anteil Öl/Gas- Einnahmen am Gesamthaushalt von 40% auf 30% gesunken
- Er sagt, dass sie das Öl am Markt verkaufen und deshalb nur Marktpreise bekommen und nicht an der Obergrenze (die sie gerne hätten) verkaufen können
- Staatseinnahmen aus Öl werden mit 40$ pro Barrel kalkuliert. Alles was drüber ist geht in einen Nationalen Wohlstandsfond (NWF), aus dem man sich bedient, wenn die Einnahmen drunter sind. Sie streben 60$ pro Barrel an.
- Bisher wurde aber nix in den NWF eingezahlt, sondern nur entnommen (ich kenne jetzt nicht die Art des Fonds, und warum man entnehmen kann, wenn nix eingezahlt wurde. Aber evtl. war er schon vorbefüllt)
- Er gibt zu, dass die Öl/Gas Einnahmen a) nicht rechtzeitig ins Land kommen und b) die Förderkosten gestiegen sind und daher noch nichts eingezahlt werden konnte (meine Interpretation; die "Gewinne" über 40$ pro Barrel also momentan von den steigenden Kosten aufgefressen werden).
- Ihr Staatsreservern halten sie in Yuan und Gold.
- Er gibt zu, dass das Haushaltsdefizit dem Staat teuer kommt. Sie müssen 11% Zinsen auf die Staatsanleihen geben, damit sie diese platzieren können. Käufer sind hauptsächlich inländische Banken. Inflation ist aktuell 3,6% (laut seiner Aussage).
- Dann noch etwas Bashing Richtung USA, die natürlich ein Haushaltsdefizit anders (Gelddrucken) ausgleichen können, als Russland es kann.
(Zitat mittels Deepl): "Der Rubel ist keine Reservewährung. Das bedeutet, dass wir uns, wenn wir unsere Verschuldung drastisch erhöhen wollen, nur auf unsere Investoren verlassen können. Die Ausländer haben unseren Markt verlassen, und das war ein Viertel der Investoren in unsere Wertpapiere. Daher können wir jetzt nur noch auf die russischen Banken und den Inlandsmarkt zählen, dessen Kapazität begrenzt ist."
Wenn man jetzt noch weiß, das Russland ca 30% seines Staatshaushalts fürs Militär und Sicherheit ausgibt, kann man davon ausgehen, dass für den Rest wenig übrig bleibt (bei sinkenen Einnahmen). Und Steuern kann man nicht beliebig erhöhen.