Die Lage bei Öl und Gas ist grundverschieden.
Beim Öl gibt es von Seiten des Westens ein Embargo und den Preisdeckel. Beides hat sich bisher kaum ausgewirkt, weil es relativ leicht ist, das russische Öl statt per Pipeline nach Europa per Tanker nach sonstwo zu verkaufen. Dabei wird die russische Sorte Uralsk schon immer mit einem Preisabschlag von etwa 20% gegenüber Brent gehandelt. Das ist meines Wissens kein Rabatt, sondern hat technische Gründe (hoher Schwefelgehalt ?). Deshalb hat auch der Preisdeckel bisher nicht gegriffen, weil der Ölpreis einfach zu niedrig war.
Beim Gas gibt es keine westlichen Sanktionen, sondern einen russischen Lieferstopp. Da Gas i.d.R. mit langfristigen Kontrakten gehandelt wird, musste Europa tatsächlich Gas am Spotmarkt zu horrenden Preisen nachkaufen, um keine Engpässe in der Versorgung zu riskieren. Russland fehlen jetzt allerdings seine wichtigsten Abnehmer und ein großer Teil seines milliardenteuren Pipelinenetzes ist wertlos geworden. Für die neuen Abnehmer müssen erst neue Pipelines und Verflüssigungsanlagen gebaut werden, diese Investitionen wird Russland alleine stemmen müssen, bis jetzt hat keins der Abnehmerländer Interesse an einer Beteiligung gezeigt. Deshalb ist der Gasexport (der allerdings im Verhältnis zum Öl nur eine untergeordnete Rolle spielt) um 50% eingebrochen. Quasi eine Loose-loose Situation, wobei Europa (und insbesondere Deutschland) für sich verbuchen kann, dass es sich aus der Abhängigkeit befreien konnte.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (27.07.2023 14:16).