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mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Solange ungewiss ist, wie die fossilen Rohstoffe ersetzt werden sollen ...

… ist es eine rein akademische Frage, wie man loskommt von dem Zeug.

Erstmal ist festzustellen, dass all die fossilen Rohstoffe eben nicht nur durch den Schornstein gejagt werden bei der Verstromung, sondern Ausgangsstoffe für viele Synthetikprodukte sind. Kunststoffe haben ihren Ursprung im Öl, ein Umstand, der offenbar gern vergessen wird. Man kann Kunststoffe aber im Grunde aus allen möglichen Kohlenwasserstoffen herstellen, muss also kein Erdöl sein.
Frisch gewachsene Rohstoffe in Form von Bäumen, Ölpflanzen und co tun es auch, aber die brauchen Fläche und Zeit, beides nicht unbedingt immer in ausreichender Menge gegeben. Und in einem Land mit hoher Bevölkerungsdichte und Flächenkonkurrenz zwischen Landwirtschaft, Energiewirtschaft, Siedlungsbebauung, Naturflächen und eben Rohstofferzeugung ist irgendwann einfach Schluss.
An der Stelle wäre eine Hausaufgabe zu stellen: wieviel Fläche braucht ein Bürger unseres Landes für den in Deutschland üblichen durchschnittlichen Lebensstandard? Diese Fläche dann mit der Anzahl Menschen im Lande multiplizieren und dann die richtigen Schlüsse ziehen.

Also EIGENTLICH sind fossile Rohstoffe zu schade, als dass man sie nur verfeuert.

Der andere Knackpunkt ist nun einmal, dass eine Industriegesellschaft Zugang zu günstiger Energie braucht, um zu funktionieren. Das stark grünlastige Programm der Ampel-Koalition bringt unseren Staat aber an den Rand der Deindustrialisierung, weil weder Energie noch Rohstoffe mehr günstig beschafft werden können (sollen). Deutschland ist ein an Rohstoffen armes Land, praktisch alles, was im Lande veredelt wird, muss importiert werden. Damit die Rechnung aufgeht und das Land Exportspitzenspieler bleibt, müssen die Produkte wieder exportiert werden und nur ein Teil bleibt hier. Ohne Import keine Industrie und keinen Export, ohne Industrie nur noch Dienstleistung, nur Dienstleistung gibt kein Wertschöpfung und ohne Wertschöpfung gibt es auch keinen Wohlstand. Die Frage nach dem Öl ist also auch eine Frage nach dem Industriestandort - und den gibt die Ampel offenkundig auf. Fahrlässig in diesen Zeiten: Corona hat bewiesen, dass die Globalisierung eine massive Schwäche sein kann und Staaten, die stark auf die globalen Warenströme angewiesen sind, fallen dieser Schwäche sofort zum Opfer.

Unser Land ist aber, wir erinnern uns an die "Hausaufgabe", zu übervölkert für 100% Autarkie, zumal ja trotzdem das Rohstoffproblem bestehen bleibt. Wo nichts ist, was industriell verarbeitet werden kann, kann auch nichts in der Binnenwirtschaft im Warenkreislauf landen. Am Ende führt also der Weg nicht nur aus dem Öl heraus, sondern aus der Industrienation und aus der Globalisierung hin zu einer Art vorindustriellen Ära. Also ab in das frühe 19. Jahrhundert, inklusive Hungersnöten und Verteilungskriege?

Wenn's um die fossilen Rohstoffe geht, denkt halt jeder erstmal an Benzin, Diesel, Kohle & co, die in irgendeiner Form unsere Gesellschaft als Energieträger antreiben. Das tun sie auch, aber eben nicht nur. Die Verstromung zurückzufahren ist wahrscheinlich imperativ für dieses Jahrhundert. Aber ganz wegkommen ist nicht.
Und bei der Energieversorgung wird's sicherlich interessant werden, wie wir uns - wieder verweise ich auf den hohen Flächenfaktor pro Einwohner - völlig autark nur von Sonne, Wind, Wasser und co elektrisch erhalten wollen. Denn elektrische Energie hat nebst vielerlei positiver Eigenschaften einen massiven Nachteil, den man in über 150 Jahren Forschung nicht hat lösen können: elektrische Energie lässt sich nicht effizient speichern. Akkus sind schwer, ressourcenaufwendig und nicht umweltfreundlich. Dazu neigen sie, zu altern und sind damit häufigen Austauschzyklen unterworfen. Elektrische Energie in chemische Energie umzuwandeln ist zwar möglich, aber ineffizient (siehe Wasserstoffgenerierung). Elektrische Energie kann mechanisch gespeichert werden, dafür ist dann der nötige Aufbau aufwendig und kompliziert. Und thermische Speicherung ist wieder eine eher ineffiziente Angelegenheit. Elektrische Energie ist dazu gedacht, sofort verbraucht zu werden, nicht um langfristig eingelagert zu werden - vergleichbar mit dem heißen Wasser im Topf. Das kann man nicht speichern und nicht einlagern, das muss sofort genutzt werden, wenn es zur Verfügung steht. Einfrieren ist halt nicht.

In dem Sinne.
Frohes Nachdenken.

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