Polen bezog in den letzten Jahren 12-15 Mio. Tonnen Steinkohle aus Russland. Nutzer waren vor allem Privathaushalte und lokale Wärmekraftwerke. Der Tonnenpreis dieser Kohle lag unter den Förderkosten polnischer Kohle.
Schon vor dem Ukraine-Krieg forderten polnische Politiker verschiedener Fraktionen immer wieder ein Importstopp für russische Kohle. Nach Kriegsbeginn wurde das dann konkret. Im März beschloss die Regierung Morawiecki ein Total-Embargo, Anfang April verabschiedete der Sejm dazu ein Gesetz. Inzwischen einigte man sich mit der EU auf einen kompletten Importstop ab August.
Das Importverbot für "Russen-Kohle" veranlasste die polnischen Zechen zu einer deutlichen Produktionsausweitung, obwohl die polnische Kohle aus immer tieferen Schichten gefördert werden muss. Schon im März wurden 5,5 MIo. Tonnen gefördert, so viel wie in keinem anderen Monat in den letzten 3 1/2 Jahren. Doch offensichtlich wurden bei der Intensivierung der Förderung Sicherheitsbestimmungen nicht hinreichend beachtet. Innerhalb von nur drei Tagen kam es in Oberschlesien zu zwei schweren Grubenunfällen. In der Zeche Pniowek wurden am 20.4. 10 Bergleute getötet, 17 schwer verletzt und 7 gelten - wohl ohne Hoffnung - weiterhin als vermisst. In der Zeche Zofiowka kamen nur 3 Tage später 10 weitere Bergleute ums Leben.
Die Berichterstattung über die Ursache der Unglücke ist äusserst spärlich und allgemein. Die meisten Medien beschränken sich auf den Hinweis auf laufende Ermittlungen. Einen Zusammenhang zwischen dem Embargo russischer Kohle und der offenbar übereilten Produktionsausweitung im eigenen Land herzustellen, wäre für jeden Journalisten wohl auch akut job-gefährdend gewesen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (03.05.2022 20:26).