blu_frisbee schrieb am 21.11.2016 15:29:
Deswegen haben wir uns an die EU gewendet, und darum gebeten, Unterstützung für die Modernisierung unserer Wirtschaft zu bekommen. Damit wir auf mittlere Sicht zumindest konkurrenzfähig im Freihandel mit Europa werden können. Und wir hatten Hoffnung, dass diese Frage positiv beschieden wird. Aber an dieser Stelle gab es eben keine Einsicht und auch keine Unterstützung.
Das muß man sich mal reinziehen: Dieser Depp sagt er hätte geglaubt die EU würde helfen damit die UA konkurrenzfähig wird.
Über die Hälfte der Ostdeutschen hat es doch auch geglaubt im März 1990. :-|
Nun ja, es ist schon erstaunlich, wie groß die verschiedensten Ungleichheiten - darunter die regionalen - sind, die diese Gesellschaftsordnung erzeugt.
Wer so blöde ist als Premierminister ist kriminell blöde und begeht Landesverrat.
Als ob der Kapitalismus ne kooperative sittliche Veranstaltung wäre …
Naja, Azarow sagt in der zitierten Passage bei weitem nicht die ganze Wahrheit.
M.E. gibt's zumindest zwei echte Gründe, warum die ukrainischen "Eliten" eine Annäherung an die EU angestrebt haben, obwohl mehr als nur die Gefahr bestand, dass das Land dabei den Kürzeren zieht.
Zum einen einen staatspolitischen. Der Bestand der Ukraine als selbstständiger Staat - und damit das Überleben der herrschenden Klasse in der Ukraine (!) - hing nach der Aufspaltung der SU davon ab, ein Mindestmaß an Distanz zu Russland zu gewinnen. Einfach deshalb, weil die Ukraine "zu russisch" war (1992 war noch eine deutliche Mehrheit der ukrainischen Bürger russischsprachig), keine Geschichte als eigenständiger Staat vorweisen konnte, letztlich eben doch seinem jahrhundertelangen Namen Kleinrussland entsprach.
(Das erklärt auch das Kungeln der ukrainischen herrschenden Klasse mit den westukrainischen Nationalisten, über die sich schon Luxemburg lustig gemacht hatte, über 25 Jahre hinweg. Würde deren bäuerlich-idiotische, russophobe Identität und "Geschichtsinterpretation" auf die gesamte Ukraine übertragen, so wäre der Bestand des Staates gesichert.
Im Ergebnis dessen hat man sich - sehenden Auges (!) - ein massives Naziproblem eingehandelt.)
Zum anderen den persönlich-ökonomischen Grund der Eliten. Alle Eliten der Peripherie transferieren ihre Gewinne letztlich in geldwerte Anlagen in den Währungen und Finanzinstituten des kapitalistischen Zentrums, so ist die finanzkapitalistisch dominierte Weltwirtschaft nun einmal aufgebaut. Die Russen sprechen deshalb bereits seit über 20 Jahren vom "kompradorischen Kapital" (das kompradorisch soll an die Compradores gemahnen, die einst Edelmetalle in Südamerika ausbeuteten und nach Spanien schafften), hierzulande ist den wohl Wenigsten dieser weitverbreitete Aspekt der Kapitallogik bekannt.
Diese Umstände des Gewinntransfers gehen leicht nachvollziehbar mit einer erhöhten Bereitschaft dieser Eliten schwanger, ihre Länder in höherem Maße dem sog. Freihandel zu öffnen, als es der Ökonomie des eigenen Landes eigentlich guttut.
Der Teufel scheißt eben immer auf den größeren Haufen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.11.2016 17:38).