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  • OberstMeyer

mehr als 1000 Beiträge seit 08.01.2010

Eine Frage der Soziologie?

Man kann natürlich die soziologische Seite ins Feld führen, aber der Schlüssel zum Widerspruch zwischen den Produktivkräften, die de Autor ganz plastisch als dringend "zu befreien" darstellt, und den Produktionsverhältnissen, die durch die Kategorien des Wertes, Kapital, Geld etc. immer weiter weg von der Bedürfnisbefriedigung der Menschheit ausschließlich hin zur Kapitalverwertung und -Reproduktion treibt, ist zu aller erst durch die Ökonomie gegeben.
Alle realistischen Wege zur Lösung des Widerspruches können nur von der Wertformanalyse aus nach "Das Kapital" von Marx gefunden werden. Nach diesen Marxschen Erkenntnissen, der Neef gibt selbst dazu die Hinweise, kann eine "Übernahme" vorhandener Warenproduktion und deren Umwandlung in bedürfnisgerechte Produktion nur eine Illusion sein. Der Weg kann demnach nur sein, neben und unabhängig von vorhandener Warenproduktion eine Güterproduktion auf Basis von echten Bedürfnissen und ohne den Einfluß der Elemente der Warenproduktion durch die Produzenten, die zugleich ihre ersten Konsumenten sind, zu erschaffen. Diese garantiert von Anfang an auch die Übereinstimmung von Anforderungen der Natur mit den Bedürfnissen der Menschen.
Die Vorstellungen von Neef werden von Heinrich Harbach wie folgt gewertet:
"Eine Systemtransformation im Industriezeitalter zurück zu quasi vorindustriellen Zuständen ist nicht neu, davon hat schon Rudolf Bahro geträumt. Die Frage ist nur, wen man dafür gewinnen will ?
Der richtige Aspekt dabei ist, den quantitativen, ziellosen Wachstumsdrang des Kapitalismus, der nur am Mehrwert orientiert ist zu brechen und ihn in Bahnen zu lenken, die der Menschheit ein Leben auf gutem, aber eventuell niedrigerem Anspruchsniveau für alle Menschen mit 20 Stunden Arbeitszeit und viel Freizeit garantieren.
Dazu bedarf es allerdings des Einsatzes der derzeitigen technischen Produktivität unter sinnvollem Einsatz der (reproduzierbaren) Ressourcen der Menschheit.
Das ist m. E. ein anderes Konzept."
Die Hoffnung, daß sich eine Kraft finden wird, die die jetzige Warenproduktion in eine "vernünftige" transformiert, ist infantil. Man kann die Illusion ohne große Anstrengung an allen Lösungen, die die Politik im Interesse des Kapitals angeht, erkennen. Beispiel Energie: Der Entwicklungsstand der Technik erfordert und ermöglicht seit längerem dezentrale Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen. Aber die Regierung tut bewußt alles, um im Interesse der Großkonzerne diese Variante zu verhindern. Jede beliebige Regierung wird nicht umhin kommen, diesen Weg fortzuführen, weil sonst das Kapitalsystem nicht funktionieren würde. Dann würden die Folgen nicht die präferierten Kapitale, sondern die Allgemeinheit tragen.

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