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  • 12haf

408 Beiträge seit 24.01.2002

Menschenwürde und Pseudowissenschaft

Das eine ist Regeln zu kritisieren, die über die Zulassung von Sportlerinnen bei Wettkämpfen entscheiden. Da darf es gerne auch mal etwas polemisch zugehen - kein Problem damit. Auch die Forderung nach neuen Regeln zur Festlegung der Teilnahme sind völlig legitim.

Etwas vollkommen anderes ist es, in einem Presseorgan, einer Person ihr Geschlecht abzusprechen.
Es handelt sich bei den Sportlerinnen nicht um Trans-Frauen, keine Gender Aktivisten oder sonstige Personen die ihr Geschlecht öffentlich diskutieren.

Diese Menschen, die ihr Leben lang als weiblich erzogen und aufgewachsen sind, sich selbst weiblich sehen, auf einer öffentlichen Presse-Platform das Geschlecht abzusprechen, ist widerlich und ein Angriff auf deren Menschenwürde.

Besonders infam wird es, wenn behauptet wird, dass quasi jeder in Sekundenbruchteilen das Geschlecht eines Menschen anhand von Äußerlichkeiten erkennt.
Solche Aussagen wecken Erinnerungen an pseudowissenschaftliche Strömungen wie Phrenologie und aktuell "Tranvestigators".
Im Artikel steht:

Bei der Olympiade in Paris 2024 treten zwei Boxer an, die im Vorjahr von der Internationalen Boxvereinigung (IBA) disqualifiziert wurden: der Algerier Imane Khelif und der Taiwanese Lin-Yu-Ting. Ich möchte voranstellen, dass es keine biologisch detaillierte Erklärung benötigt, um zu erkennen, dass es sich bei Khelif um einen Mann handelt. Menschen ohne jede Kenntnis von Entwicklungsbiologie und Genetik sind in der Lage, unbewusst in Sekundenbruchteilen das Geschlecht ihres Gegenübers zu erkennen. Diese kategorische Wahrnehmung ist ein unbewusster kognitiver Prozess, bei dem Bewegung, Körperbau, Proportionen und Gesicht eines Menschen die Hinweisgeber sind, nach denen unser Gehirn diese Zuordnung vornimmt.

Außerdem fehlen im Artikel "Informationen zu Gastautoren", wie sie laut Leitbild der Telepolis eigentlich garantiert sind:

Gastautoren liefern in der Regel Meinungsstücke, in diesen Fällen findet sich gemeinhin eine biografische Notiz am Textende, mitunter zusätzlich im Text, um bei der Einordnung zu helfen.

Dann würde der Leser erfahren, dass die Autorin sehr klar als "Anti-Gender" Aktivistin (1) mit "Rechtsdrall" bezeichnet werden kann: "Vollbrecht-Tweet darf als Leugnung von NS-Verbrechen bezeichnet werden" (2)

Als kleine Erinnerung, hier ein Zitat aus dem Pressekodex (3):

Ziffer 1 - Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse.

Telepolis - Quo vadis?

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Marie-Luise_Vollbrecht
(2) https://www.spiegel.de/panorama/bildung/marie-luise-vollbrecht-verliert-streit-um-meinungsaeusserung-a-fabb1812-5a5c-4b52-8982-590f5b0e6f2f
(3) https://www.presserat.de/pressekodex.html

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