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  • Graue Eminenz, Jens Berger

mehr als 1000 Beiträge seit 02.06.2006

Die Akte Lugowoi - neue Fakten die Beresowski belasten

Eine Schachfigur scheint mir mittlerweile besonders geeignet die
Identität des Spielers zu offenbaren. Dies ist der "Geschäftsmann"
Andrei Lugovoi. Bin ich in meinem letzten Beitrag (Occam´s Razor) (7)
schon auf ihn eingegangen so unterfüttern neuere Quellen seine
Schlüsselrolle als Mann der Oligarchen.

Er diente einst in führender Rolle in einer der ausgesuchtesten und
privilegiertesten Einheiten des KGB, war Leibwächter und
Sicherheitschef einiger der schillernsten Oligarchen, war in engem
Kontakt zu Topleuten ausländischer Geheimdienste und ist mittlerweile
zu einem beachtlichen Reichtum gekommen, den niemand so recht
erklären kann.

- Lugovoi besuchte von 1983 bis 1987 eine Elite-Militärakademie. Dort
lernte er die anderen "Geschäftsleute" Kowtun und Solenko kennen.
(1)(2)

- 1987 fing er bei der Personenschutzabteilung des KGB an. (2)

- 1991 wurde diese Einheit umfirmiert in die GUO (Glavnoye Upravlenie
Okhrani). Diese war anders als andere Eliteeinheiten stets bestens
ausgerüstet und genoss weitreichende Privilegien. Hier diente er von
1992-1993 als stellvertretender Leiter der Abteilung für die
Sicherheit von Jegor Gaidar, damals Finanzminister. Auf
Auslandsreisen knüpfte er bereits Kontakte zu ausländischen
Geheimdiensten. (2)(3)

- Gaidar ist ein Amigo des Oligarchen Anatoli Tschubais, der während
der Jelzin-Ära die Grundlage für die Plünderungen des Landes legte.
Man nennt ihn auch "Vater der Oligarchen". (4)

- Später war Lugowoi für den Personenschutz von Boris Beresowski
verantwortlich. Kurze Zeit später schied er aus dem Staatsdienst aus
und heuerte privat bei Beresowski an. Die beiden kannten sich
allerdings bereits seit 1993 und Lugowoi vermittelte alte Bekannte in
Beresowskis Dienste (2)

- Zu dieser Zeit tobte in Moskau der Mafiakrieg zwischen Tscheschenen
und Russen in den Beresowski massiv verwickelt war und mit dessen
Hilfe er seine Reichtümer ansammelte. Lugowoi muss als enger
Vertrauter und Sicherheitschef darin involviert gewesen sein. (4)

- 1997 wurde er Sicherheitschef von Beresowskis TV-Sender ORT.

- Er wurde weiterhin mit der persönlichen Sicherheit von Beresowskis
Partner Patarkatsishvili betraut (ebenfalls Mafia- und
Tscheschenien-Hintergrund) und organisierte auch dessen "Reisen" in
die kaukasischen Kriegsgebiete. (2)

- 1999 war er bereits für die private Sicherheit beider Oligarchen
und für deren wachsende Firmen (u.a. Sibneft) verantwortlich, wobei
er deren Sicherheitssysteme auf seine Person zentralisierte, was ihm
natürlich viele Feinde machte. Zur Reform kooperierte er eng mit
ausländischen Geheimdiensten und Sicherheitsfirmen. (2)

- Wichtige Posten besetzte er mit seinen alten Vertrauten. So wurde
z.B. Wjatscheslaw Sokolenko (einer der "Geschäftsmänner" im
Litwinenko-Fall) sein Stellvertreter. (2)

- Während dieser Zeit löste er Probleme mit anderen Oligarchen gerne
informell indem er eng mit deren Sicherheitsfirmen und dem FSB
zusammenarbeitete. (2)

- Als Putin 1999 an die Macht kam und alte KGB-Spezis in wichtige
Ämter hiefte war Schluss mit Lugowois Erfolgen. Seinem Chef
Beresowski wurde ein Riegel vor dessen kriminelles Treiben gesetzt,
einige ergaunerte Firmen wurden ihm wieder abgenommen und er floh
schliesslich 2000 nach London. Sein Partner Patarkatsishvili floh
nach Georgien, wo er (wie Berezowski) massiv mediale Stimmung gg.
Putin machte und auch Mitinitiator der "weißen Revolution" war.

- 1999 wurde Lugowoi das erste mal verhaftet, damals konnten ihn aber
alte Seilschaften noch aus dem Gefängnis befreien. 2001 wurde er das
zweite mal inhaftiert. Er wurde erwischt, als er Nikolai Gluschkow,
der für Beresowski die Aeroflot ausgeplündert hatte und verhaftet
wurde, aus dem Gefängnis befreien wollte. Lugowoi wurde 2002 zu 14
Monaten Gefängnis verurteilt, die ihm aber mit der U-Haft verrechnet
wurden. (2) (6)

- Nach seiner Entlassung verschimmen die Spuren. Er soll u.a.
Beresowskis Sicherheitsdienst in London geleitet haben. Weiterhin
stand er in Patarkatsishvilis Diensten. In Moskau hat er eine
Sicherheitsfirma gegründet auf deren Kundenliste u.a. die beiden
Oligarchen standen. (2)

- Innerhalb kürzester Zeit schien seine "Sicherheitsfirma" so
erfolgreich zu sein, daß er "nebenbei" zum größten russischen
Kwas-Fabrikanten (Brotbier) und Weinproduzenten wurde - sein Vermögen
soll 100 Mio. US$ betragen. Nur gehört dieses Unternehmen (Pershin)
einer dubiosen zypriotischen Briefkastenfirma. Die Firma wurde 2004
gegründet und brachte ein Startkapital von 50 Mio. US$ mit - nicht
schlecht mit einem "Sicherheitsunternehmen" innerhalb von weniger als
zwei Jahren diese Summe zu "verdienen" ;-) Die beiden anderen
"Geschäftsleute" Solenko und Kowtun sind übrigens dessen Partner in
der "wundersamen" Sicherheitsfirma (2)(6)

Woher hatte Lugowoi also dieses Geld? Ein ehemaliger "besserer"
Personenschützer, der nach seinem Gefängnisaufenthalt innerhalb
kürzester Zeit zum Multimillionär wird und der mit dem Privatjet mal
eben zum Fußballspiel nach London fliegt ... (6)

Beresowski steckt mitten drin im Spinnennetz. Nur er kann Lugowoi zu
diesem wundersamen Vermögenszuwachs verholfen haben - und wie heisst
es so schön?
Eine Hand wäscht die andere?

Litwinenko soll seit 5 Monaten keinen Heller mehr von Beresowski
erhalten haben. Dabei war genau das seine große Schwäche - Geld. Ob
er jetzt Beresowski oder andere Oligarchen erpresst hat. Oder er
hatte tatsächlich Informationen über die Hintergründe am Tod der
Politowskaja, die ja bekanntlich im tscheschenischen Umfeld
recherchierte, einem Umfeld, in dem Beresowski nicht nur Leichen en
masse auf dem Gewissen hat sondern (auch aufgrund dessen engen
Verbindungen zu tscheschenischen Separatisten) auch politisch
mitgespielt hat. Hatte sie beispielsweise Informationen, daß
Beresowski den tscheschenischen Terror unterstützt? (7)

Beresowski hat Litwinenko von seinem Spezi Lugowoi umbringen lassen,
da dieser ihm gefährlich wurde. Er inszenierte das ganze als
Atomattentat aus dem Kreml und lies über Lord Bell die Medienkampagne
dazu lancieren. So wollte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen -
Litwinenko und Putin, den er im Ausland diskreditieren wollte. Zu
dumm, daß seine Häscher anscheinend ziemlich dilettantisch vorgangen
und sich selbst vergifteten und einen bunten Strauss voller Spuren
hinterliessen, wo auch immer sie waren.
Die momentanen Fakten deuten darauf hin, daß Kowtun der "Trottel"
war, der die Waffe nicht korrekt transportierte und bei der
Anmischung der tödlichen Dosis auch noch seine "Kameraden"
kontaminierte.

°GE°

(1) http://www.kommersant.com/p726539/r_527/Alexander_Litvinenko/
(2) http://www.axisglobe.com/article.asp?article=1152
(3) http://www.fas.org/irp/world/russia/fso/index.html
(4)
http://www.russiaprofile.org/cdi/article.wbp?article-id=827BE23A-8301
-473D-850D-839DF2A52631
(5) http://www.voltairenet.org/article30030.html
(6) http://www.taz.de/pt/2006/12/12/a0058.1/text
(7) 
http://www.heise.de/tp/foren/go.shtml?read=1&msg_id=11689920&forum_id=108848


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