Tloen schrieb am 15. April 2003 19:48
> Niemand identifiziert sich gern mit einem Verlierer. Solange es den
> Sozialismus gab, gab es ihn und man konnte Hoffnungen auf ihn setzen.
> Nachdem er zusammengebrochen ist, hat es ihn nie gegeben. Das scheint
> eine menschliche Verhaltensweise zu sein, Systeme nicht erkennen zu
> können, solange sie existieren und beweglich sind. Nach ihrem
> Ableben, wo das Tote keine Illusionen mehr weckt und kein noch so
> kleiner, verborgener Fortschrittsvektor in die richtige Richtung
> zeigt ( Stalin wurde einmal dafür geliebt, dass er die bildenen
> Künste förderte ), versucht die Illusion sich vor der Trauer zu
> schützen und ordnet das Tote in das Schlechte ein. Der Sozialismus
> war halt ein Kapitalismus ohne freie Unternehmer, was Leute, die
> etwas von Wirtschaft verstehen üblicherweise für eine Antinomie
> halten, d.h. für ein rundes Quadrat mit fünf Ecken.
...also bis hier konnte ich dir folgen, teilweise auch zustimmen. Es
wird sicher Leute geben, die jetzt erst deshalb das System u.a. der
DDR als "falsch" erkennen, weil es zusammengebrochen ist, aber
genauso gab es diese kritischen Stimmen wie du selbst sagst ja schon
vorher. Abgesehen davon kann man auch erst im Nachhinein ein halbwegs
objektives Bild über ein Gesellschaftssystem machen. Aus einem völlig
konkurrierenden heraus ein System zu begutachten, mit dem man sich
fast im Krieg befindet, halte ich auch für nicht sehr leicht.
Das System der DDR war ja nicht komplett schlecht, es hatte auch ein
paar sehr gute Seiten, auf die auch viele nach der Wende sehr schnell
nicht verzochten wollten. Aber es hatte keinen Bestand, so wie ich
finde, dass unser jetziges System keinen Bestand haben wird, es ist
einfach zu unausgereift.
Ich glaube das System war auch viel diktatorischer im Sinne einer
Diktatur der Staatsmacht als es unser jetziger Kapitalismus z.B. ist.
Ein Kapitalismus ohne freie Unternehmer kann ja eigentlich im Sinne
des Kapitalismus gar keiner sein, da sich das Kaiptal ja der Politik
und Staatsmacht unterordnen muss, also am freien Entfalten gehindert
wird.
> Aber da wir ja
> schon im Delirium der Begriffe sind, in der Phase ihrer semantischen
> Auflösung, ihrer Dali-haften Aufweichung, lassen wir noch rasch Cuba
> und die USA zu einem Gebilde ohne Namen verschwimmen, um Trost in
> einem Jenseits zu finden, dass nicht einmal Gott kennt.
...man hat dem System z.B. der DDR doch im Nachhinein nichts
angedichtet, sondern eher aberkannt. Auch wurde in der DDR nicht
versucht, zwei völlig gegensätzliche Systeme zu vereinigen, noch wird
der Begriff Sozialismus dadurch aufgeweicht, dass man sagt, die DDR
war keiner.
> Niemand identifiziert sich gern mit einem Verlierer. Solange es den
> Sozialismus gab, gab es ihn und man konnte Hoffnungen auf ihn setzen.
> Nachdem er zusammengebrochen ist, hat es ihn nie gegeben. Das scheint
> eine menschliche Verhaltensweise zu sein, Systeme nicht erkennen zu
> können, solange sie existieren und beweglich sind. Nach ihrem
> Ableben, wo das Tote keine Illusionen mehr weckt und kein noch so
> kleiner, verborgener Fortschrittsvektor in die richtige Richtung
> zeigt ( Stalin wurde einmal dafür geliebt, dass er die bildenen
> Künste förderte ), versucht die Illusion sich vor der Trauer zu
> schützen und ordnet das Tote in das Schlechte ein. Der Sozialismus
> war halt ein Kapitalismus ohne freie Unternehmer, was Leute, die
> etwas von Wirtschaft verstehen üblicherweise für eine Antinomie
> halten, d.h. für ein rundes Quadrat mit fünf Ecken.
...also bis hier konnte ich dir folgen, teilweise auch zustimmen. Es
wird sicher Leute geben, die jetzt erst deshalb das System u.a. der
DDR als "falsch" erkennen, weil es zusammengebrochen ist, aber
genauso gab es diese kritischen Stimmen wie du selbst sagst ja schon
vorher. Abgesehen davon kann man auch erst im Nachhinein ein halbwegs
objektives Bild über ein Gesellschaftssystem machen. Aus einem völlig
konkurrierenden heraus ein System zu begutachten, mit dem man sich
fast im Krieg befindet, halte ich auch für nicht sehr leicht.
Das System der DDR war ja nicht komplett schlecht, es hatte auch ein
paar sehr gute Seiten, auf die auch viele nach der Wende sehr schnell
nicht verzochten wollten. Aber es hatte keinen Bestand, so wie ich
finde, dass unser jetziges System keinen Bestand haben wird, es ist
einfach zu unausgereift.
Ich glaube das System war auch viel diktatorischer im Sinne einer
Diktatur der Staatsmacht als es unser jetziger Kapitalismus z.B. ist.
Ein Kapitalismus ohne freie Unternehmer kann ja eigentlich im Sinne
des Kapitalismus gar keiner sein, da sich das Kaiptal ja der Politik
und Staatsmacht unterordnen muss, also am freien Entfalten gehindert
wird.
> Aber da wir ja
> schon im Delirium der Begriffe sind, in der Phase ihrer semantischen
> Auflösung, ihrer Dali-haften Aufweichung, lassen wir noch rasch Cuba
> und die USA zu einem Gebilde ohne Namen verschwimmen, um Trost in
> einem Jenseits zu finden, dass nicht einmal Gott kennt.
...man hat dem System z.B. der DDR doch im Nachhinein nichts
angedichtet, sondern eher aberkannt. Auch wurde in der DDR nicht
versucht, zwei völlig gegensätzliche Systeme zu vereinigen, noch wird
der Begriff Sozialismus dadurch aufgeweicht, dass man sagt, die DDR
war keiner.