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  • Vier

mehr als 1000 Beiträge seit 23.01.2000

Diesen Wirtschaftsbeitrag finde ich gut!

Nicht, weil er auf die US-Amis einhaut. Das tun viele, und gewöhnlich
mit den falschen Argumenten.


Sondern, weil er mir mal erklären konnte, wo eigentlich das ganze
Geld bleibt. Sicher, Kapitalexporte in die USA sind eher selten die
Sache des kleinen Mannes, aber mit Aktienkäufen (und wer würde schon
nicht gerne ein paar Anteile von Microsoft haben wollen? Zumindest
aus rein finanzieller Sicht gesehen..) heutzutage kein Problem mehr.

Gefällt mir, ich könnte mir glatt das Buch kaufen.


Nur ein paar Kritikpunkte:
- die Graphiken sind nicht wirklich normiert, "100" heisst im linken
Graphen etwas anderes als im rechten, beide beginnen nicht zum selben
Zeitpunkt, überhaupt sind die Graphiken der Schwachpunkt des
Artikels! Ihre Schlußfolgerungen sind dabei nicht immer
nachvollziehbar oder im Zusammenhang fassbar (500 Milliarden von
irgendetwas? Wieviel hat denn z.B. die EU?)
- die Überzeugung, daß der "geistige Krieg zwischen einem
proprietären und besitzegoistischen und einem universalistischen und
kooperativen Verständnis der neuen Technologien ist unserer
Überzeugung nach im Begriffe, zugunsten des universalistischen und
kooperativen Zugangs auszugehen", diese Überzeugung würde ich nicht
teilen wollen, die meissten Informationswirtschaftsbereiche sind
fröhlich dabei, sich garantierte Einnahmen durch Gesetze absichern zu
lassen.
- Der Zusammenbruch des industriellen Produktionszweiges zeigt für
mich nicht unbedingt eine Schwäche des amerikanischen Systems auf.
Wie ist denn das bei uns? Schwerindustrie wird zurückgefahren,
verarbeitende Industrie lagert so weit wie möglich auf
Zulieferbetriebe aus, die wiederum automatisieren wie blöde -- wo
sollen denn da die Arbeiter noch an Maschinen stehen? Es werden, da
stimme ich völlig zu, die durchschnittlichen Qualifikationen ständig
angehoben, aber nicht nur die Anforderungen, sondern auch die
angebotenen Qualifikationen steigen. Kleinbetriebe und
mittelständische (produzierende) Betriebe klagen doch schon seit
Jahren über immer zunehmendere Zahlen von freien Ausbildungsstellen,
weil sich jeder sagt: "also, entweder fange ich jetzt in diesem Laden
dort drüben (vorzugsweise Computer-irgendwas) als Kistenschieber an
und werde mich dann hocharbeiten, oder ich versuche mich mit einer
Weiterbildung an einer Fachoberschule (o.ä.), aber auf KEINEN FALL
gehe ich zu VW ans Fliessband!". Es ist nicht "in" oder auch nur
vorstellbar für die meissten Jugendlichen, ihr weiteres Leben als
winziges Rädchen im Getriebe eines Riesenkonzerns laufen zu lassen,
wenn da nicht ein bisschen Zukunft mitspielt -- und die Zukunft soll
möglichst Bildschirmarbeit oder einen bequemen Sessel mit
Internetanschluss bieten..

Ich denke aber nicht, daß Postindustrialismus eine umkehrbare
Komponente hat, diese für uns im Augenblick einzig denkbare
Entwicklung muss durch etwas komplett anderes ersetzt werden.
Industrien sind out, sie werden durch Dienstleistung ersetzt (wobei
natürlich Dienstleistung dank der Computer immer leichter ohne
Menschen durchführbar ist -- wartet mal 5 Jahre und findet dann noch
eine Bankfilliale mit menschlichen Mitarbeitern. Die wird kaum bei
Euch um die Ecke zu finden sein!)


Schluss, Aus, Ende, Flasche leer, also gut für Heute. ;D
gruß,
vier
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