Die Idee ist gut, weil die Parteiendemokratie in der jetzigen Form aus dem Ruder zu laufen droht. Aber die Idee hat auch ihre Tücken. Wenn du einen abhängig Beschäftigten, also in gewissem Sinne Unfreien, in Herrschaftspositionen bringst, steht der vor dem Dilemma, Diener zweier Herren zu sein, einmal seines Brötchengebers und zum anderen der Allgemeinheit. Je abhängiger eine Person ist, desto einfacher ist sie durch sachfremde Anreize beeinflussbar. Solche Leute sind nach der Logik des Marktes einfach billig zu haben. Parteipolitiker sind dagegen Parteisoldaten, deren Abhängigkeit ist ihnen bereits auf die Stirn geschrieben. Das heißt, die Überwachung solcher unsicheren Kantonisten zur Vermeidung von Erpessung und Korruption müsste streng ausgebaut werden, was dann auch wieder ein Schuß ist, der nach hinten loszugehen droht.
Das zweite Problem ist, dass es unlogisch wäre, eine Zufallsfigur zu wählen, die geheim ist, statt eine durch Zufall gewählte Person, die vor der Wahl bereits namentlich bekannt gemacht worden ist. Diese tritt nach der Zufallsauswahl aber praktisch in einen Wahlkampf und wird dann wieder das Objekt irgendwelcher Geldgeber, die den Wahlkampf finanzieren. Die Wahrheit ist ja, so wie ein Gesicht bekannt ist, ist es für viele nicht mehr wählbar, egal wo der Zufall hingegriffen hat.
So ein Zufallskandidat kann also immer nur eine Notlösung sein und hat allein die Funktion, der Parteienclique die sichere Gewissheit zu rauben, dass einer von ihnen immer gewählt wird, egal wie gering die Resonanz in der Bevölkerung für ihre Politik auch sein möge. Wenn statt der Bevölkerung nur noch eine Person wählen würde, weil der Rest der Bevölkerung alle Kandidaten Scheiße findet, hätte die eine Person die gesamte Macht - ganz ohne das Volk. Sowas nennt man einen Systemfehler.
Wie dem aber auch sei, die Parteien werden einen Dreck tun, sich selbst zu entmachten, das sieht man ja schon beim Widerstand gegen Direktabstimmungen über Sachfragen, was für die Parteibonzen noch ungefährlicher ist, als einen Zufallskandidaten als Konkurrenten vorgesetzt zu bekommen. Die Parteien leben recht gut in ihrer Polit-Blase, die ihnen ihre Herrschaft garantiert und sie werden mit Sicherheit auf das Volk schießen, wenn das mal zuende geht.