Ansicht umschalten
Avatar von Nützy
  • Nützy

mehr als 1000 Beiträge seit 11.06.2010

KRITIK: Was ist die Wahl in der repräsentativen Demokratie?

Ich versuche das Thema mal weniger textnah und mehr frei anzugehen. Wie wir uns denken können, ist meine Kritik also überwiegend positiv.

Wir müssen uns die Frage stellen: Wozu dienen Wahlen im Rahmen der repräsentativen Demokratie des Typs in Deutschland überhaupt?

Natürlich sind hier verschiedene Antworten denkbar. Beispielsweise würde ein Popperianer ("Kritischer Rationalist") vielleicht sagen, es dient der Sicherstellung der friedlichen Regierungsfolge.
Ein Volksfreund würde vielleicht sagen, dass Demokratie durch das Volk für das Volk zum Wohle des Volkes ist.
Ein rationalistischer Egalitarist würde erklären, ein größeres Auditorium wie der abstimmungsberechtigte Demos sei eben besser darin, die beste Entscheidung zu treffen, als ein Einzelner.
usw.

Der Autor hat sich in seiner Antwort ebenfalls festgelegt:

"Die Gemeinschaft steht daher vor der Herausforderung, das Wahlverfahren so zu gestalten, dass die Bedürfnisse und Anliegen aller Bürger optimal repräsentiert sind."

Damit nähern wir uns dem Kernproblem des Losverfahrens:
1.) Wenn es darum geht, sozusagen durch Statistik die "Bedürfnisse und Anliegen" der Bürger zu wählen, wäre eine hinreichend große Zufallsstichprobe nicht besser?
Was soll das mit der "Halbwahl".
2.) Besteht "Repräsentanz" wirklich darin, dass eine Person eine andere 1:1 entspricht? Ich bitte, jetzt nicht mit irgendwelche Lehrbuchdefinitionen aus Psychologie oder Mathematik zu kommen.
Wenn ich vor Gericht stehe, dann vertritt mich dort ein Anwalt, der meine Interessen (=Anliegen und Bedürfnisse) wahrnimmt. Der Anwalt ist aber ganz anders als ich, er hat eine andere Ausbildung, andere Berufserfahrung und auch eine andere Art irgendwas zu vertreten. Er entspricht mir also keineswegs. Und trotzdem, welch Wunder, kann er meine Interessen besser vertreten als ich es selbst je könnte.

Genauso ist es mit den Politikern.
Theoretisch müssen die nicht so sein wie ich, um meine Interessen zu vertreten. Ein Arbeiter kann sich z. B. durch die SPD vertreten fühlen, obwohl die obersten Genossen so gut wie keine Arbeiter unter sich haben.
Ein Selbstständiger kann sich durch die FDP vertreten fühlen, obwohl diese Partei ebenfalls nicht aus Selbstständigen besteht.

An diesem Prosa-Problem scheitert die Überlegung des Autors, obwohl sie spannend ist.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten