Orban Heuchelei zu unterstellen ist sicher falsch, denn verbiegen lässt er sich nicht, für ein paar Milliarden. Mein Lieblingssatz gegenwärtig ist: Orban vertritt Ungarn, Scholz vertritt Biden in der EU. Die EU durchläuft den Prozess der Marginalisierung im Schlagschatten des Hegemons. Ist die EU noch mehr als ein Sammelbecken von Natoisten und solchen Staaten die es gerne wären? Die Führung dieser EU gibt nur mehr ein jämmerliches Bild ab, zusammen mit anderen Staatsführern krabbeln sie unmotiviert und richtungslos in der Schleimspur der Amerikaner, haben längst den Zeitpunkt verpasst, die EU in ein eigenes Fahrwasser zu steuern, wo es um den Respekt geht, anderen Nationen als echter Partner zur Verfügung zu stehen. Das betrifft auch Partner, die nicht nur schwächer sind und hilfreiche Partner suchen, sondern auch starke Partner, die zurecht erwarten, auf Augenhöhe geopolitische und ökonomische Angelegenheiten kooperativ anzugehen, beispielsweise China. Das ist vorbei, weil der Hegemon jetzt die Schlagzahl und Navi-Richtung vorgibt. Halbherzige Initiativen beispielsweise von Macron sich nicht marginalisieren zu lassen, blieben im Ansatz stecken. Die Bedeutungslosigkeit von Europa wird manifest, weil "man" sich wieder militärisch definiert und dann feststellt, wie bedeutungslos man (geworden) ist - was mir als Pazifist gefällt. Selbstverschuldet bedeutungslos will ich sagen, weil man nicht am "gemeinsamen Haus Europa" ständig gearbeitet hat. Man kann es doch ahnen und unmittelbar nachvollziehen: es gibt ein Europa der Vaterländer mit eigener Identität, Kultur und Bodenständigkeit der Menschen und es gibt ein Europa für Altruisten, die sich gegenseitig unterstützen, um natur- oder industriellbürtige Nachteile, u.a. finanziell auszugleichen, sich somit untereinander ökonomische Vorteile zu verschaffen, eine gemeinsame Währung genießen. Ein solches Europa verlangt aber auch nach Respekt und dieser Respekt ist nicht ein Sammelsurium von Gesetzen und Verordnungen, die nur so erscheinen, als ob sie demokratisch entstanden wären. Das glauben die Menschen Europas schon lange nicht mehr. Darum rückt das Europa der Vaterländer wieder stärker in den Fokus, wofür Orban steht. Eine jämmerliche politische Elite führt uns aktuell völlig undiplomatisch zurück in den kalten Krieg, sanktioniert querbeet das Wirtschaftssystem zum eigenen Nachteil und will der Bevölkerung suggerieren, man könnte dauerhaft mit den (globalen) Nachbarn in Zwietracht leben. Und Nachfragen führen dann zu der Antwort: der Hegemon will das so. Irrationalitäten prägen unsere Führung. Beispielsweise weiß vermutlich jeder, der ökonomisch bis fünf zählen kann, dass eine riesige, agrarisch ausgerichtete Ukraine über viele Jahrzehnte nicht als souveräner Partner in die EU integriert werden kann. Gerade der primäre Wirtschaftssektor über die Agrarstrukturen in der EU bildet das Skelett der Union. Wie soll da ein solch riesiges Land wie die Ukraine, mit den besten agrarisch nutzbaren Böden der Welt und niedrigsten Reallöhnen, integriert werden, ohne den anderen Nationen keinen Schaden zuzufügen? Banale Fragen verlangen nach fundierten Antworten und es reicht nicht aus, die EU als Sammelhaufen für symbolische Handlungen zu begreifen. Ich könnte stundenlang über Marginalisierung und Dillentatismus in der EU weiterschreiben und je länger ich das täte, umso mehr Ansehen würde für mich Orban bekommen.