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  • denkbar

mehr als 1000 Beiträge seit 30.08.2008

Unsinn^3, Frau Winsemann

Der Mann hat einen *VORSCHLAG* gemacht und ein SGBII-*MERKBLATT* ist
kein Gesetz und von daher ergibt sich *ÜBERHAUPTNICHTS* und schon gar
nicht zwingend. Tod festellen nur der Arzt, Recht festellen nur der
Richter. Und nicht Frau Winsemann.

Mal abgesehen davon, daß der Vorschlag hier & heute undurchsetzbar
ist, spricht Oberender auch nur davon, daß jemand Organe verkaufen
KANN, nicht daß er das tun MUß. Im Gegenteil, die rechtliche Stellung
des Eigentums ist stark. Gäbe es einen eindeutigen Eigentumsanspruch
an den eigenen Organen und keine Enteignungsparagraphen, dann würde
die Stellung desjenigen, der seine Organe behalten will, sogar noch
gestärkt.

Und wenn man schon die Moral bemühen will, dann kann man immerhin so
argumentieren, daß es wohl moralisch besser ist, wenn hier in
Deutschland jemand unter guten Bedingungen seine Niere verkauft, als
wenn der Organhandel illegal in Südamerika oder Indien geschieht und
dabei fahrlässige Tötung, Totschlag und Mord in jeweils schweren
Fällen an der Tagesordnung sind.
Und für die Moralisten, die Oberender für einen verzichtbaren
Zeitgenossen halten, empfehle ich explizit den Eintritt in die
katholische Kirche. Die ist nämlich GEGEN solche Typen und ihre
Forderungen.

Als Liberaler tue ich mich sehr schwer mit Handelsverboten. Es ist
auch beim Organhandel halt so, wie bei jeder anderen Art des
illegalisierten Handels (Drogen, Waffen usw.): Nachfrage enorm,
Profite gigantisch. Organhandel findet nun mal einfach statt, egal ob
erlaubt oder nicht. Hier kann man Oberender auch inhaltlich
angreifen: Es gibt keinen Bedarf Organhandel zu legalisieren, der
Organverkäufer kann sich ja an illegale Händler wenden oder die
Organentnahme in Staaten durchführen lassen, wo Gesetze und
Kontrollen laxer gehandhabt werden. Auf der Nachfrageseite
funktioniert das ja schon. Wer eine neue Niere braucht und hier keine
kriegt, kauft sie halt in Indien.

Außerdem würde im Falle der Legalisierung dem Staat sowieso nix
besseres einfallen würde, als darüber zu diskutieren, ob Organe als
"Lebensmittel" mit 7% Mehrwertsteuer oder mit 19% zu besteuern
sind...

***

Ich persönlich bin gegen den Organhandel, weil ich mich für einen
zivilisierten Menschen halte und daher den Rückfall in den
Kannibalismus nicht tolerieren kann. Organtransplantationen sind
nichts anderes als Kannibalismus: Dem einen das Herz rausreissen um
es sich selbst einzuverleiben. Und weil ich nicht nur Liberaler
sondern auch mitlerweile gläubig geworden bin, rette ich mich mit der
einfachsten aller Erklärungen: Organtransplantation ist Sünde gegen
die Schöpfung des Gottes oder der Götter. Ist als Argument ein
bißchen arg billig und dünn gestrickt, das weiß ich auch. Aber ich
glaube halt daran, meine Götter halten Organtransplantationen für
einen Irrweg, Basta.

Kehrt man zurück zur rationalen Argumentation, so kann man einfach
sagen, daß einfacher Austausch von Organen den Markt für Prothesen
kaputtmacht. Wir können glücklicherweise keine Augen transplantieren,
deswegen gibt es Brillen. Brillen sind gut, sie sind ausgereift, sie
sind billig. Das ist der richtige Weg. Wer Organtransplantation &
Organhandel in jeder Form ablehnt, der soll bitte Resourcen zur
Entwicklung künstlicher Organe allozieren: Er kann z.B. in
entsprechende Firmen investieren, er kann Arzt, Wissenschaftler oder
Konstrukteur in diesem Bereich werden. Er kann auch eine
Steuerfreiheit für künstliche Organe fordern. Es gibt da viele
Möglichkeiten. Wenn künstliche Organe billiger als Raub- oder
Kauforgane sind, wird niemand mehr Organe anbieten oder nachfragen:
Das neue Herz ist dann aus Stahl und Plastik, nicht aus Fleisch und
Herzblut.

so far, denkbar


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