Verschwendung fremder Zeit

Timo Rieg versucht es mit Quantität. Wer hat die Zeit, einen solchen Roman von einem Artikel integral zu lesen? Noch dazu von einem Autor, der sich bereits einleitend zum unparteiischen Schiedsrichter der Metaebene erklärt und nur wenige Absätze später das Gegenteil beweist, indem er eine fantasievolle Kostensumme nennt und dann rhetorisch die Frage stellt, ob es das wert sei.

Es ist schlicht eine Lüge, wenn Rieg behauptet, er stehe in seinen nicht enden wollenden Ausführungen über den inhaltlichen Dingen. Er ist ganz klar dem gehobenen Querschläger-Lager zuzurechen. Denjenigen, die mit zum Teil an den Haaren herbeigezogenen Argumenten irgendwie hintenrum zu beweisen versuchen, dass Seuchenprävention falsch und nutzlos sei. Rieg eben auf seiner medienkritischen Schiene. Dass die von ihm kritisierten - durchaus auch von mir, aber aus anderen Gründen für äusserst kritikabel gehaltenen - Medien in den meisten Fällen von seinen Vorstellungen gar nicht weit entfernt sind, bloss verlogener, aber ebenfalls wirtschaftliche Interessen über alles, auch Tote, stellen, nur im Interesse der Auflage regelmässig, wenn die Infektionszahlen explodieren mit den Wölfen heulen, blendet er aus.

Die Relotius- gemeinhin sich selbst Qualitätsmedien Nennenden sind ein wesentlicher Stützfaktor der bürgerlich-kapitalistischen Herrschaft und benehmen sich entsprechend. So oft wie nicht durch anderslautende Interessen davon abgehalten, halten sie sich an die Fakten, entfernen sich auch sonst in den allermeisten Fällen möglichst wenig von ihnen, schweigen lieber, als explizit zu lügen. Im Fall Corona resultiert daraus eine Mischung aus relevanter Information, Unterstützung staatlicher Massnahmen und Druck, die Präventivmassnahmen aufzuheben, wenn die Zahlen eine diesbezügliche Offensive nicht gerade verunmöglichen. Impfen und die diversen Gs sind beliebt, weil sie die Aufrechterhaltung des Wirtschaftsgangs ermöglichen, nicht aus desinteressierter Vernunft.

Rieg rennt also kritisierend scheinverschlossene Türen ein, wenn man so will, fällt er auf den absichtsvoll erzeugten Schein herein. Seine Texte sind definitiv den Zeitaufwand sie zu lesen nicht wert.