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  • fette henne

mehr als 1000 Beiträge seit 07.10.2015

Re: Meine Meinung dazu

Es ist ja eine ziemlich akademische Frage, ob der heutige Ossi (und der Wessi eigentlich genauso) ein Ost- oder ein Westprodukt sind. Das ist eine rückwärtsgerichtete Diskussion, die nichts bringt.

So ganz akademisch ist die Frage erst, wenn man schaut, ob der heutige Ossi schon im Osten aufgewachsen und sozialisiert ist oder nicht.
Für die Generation, die etwa Anfang der 80er geboren ist, ist sie das aber schon, nämlich akademisch, da diese ja schon weitestgehend im "Westen" sozialisiert wurde.
Kann man gut oder schlecht finden.

Tatsache ist heute, dass die Grundhaltungen in vielen Punkten zwischen Ost und West deutlich und messbar auseinander liegen.

Das ist sehr richtig.

Das wäre ja im Prinzip nicht schlimm, wenn es sich bei den größten Abweichungen nicht ausnahmslos um autoritäre, demokratie- und ausländerfeindliche Grundeinstellungen handeln würde.

Nun wirst Du aber ziemlich allgemein, hast Du konkrete Beispiele?
Hier mal ein Gegenbeispiel:
Ein ehemaliger Kollege aus NRW, mit dem ich mich sehr gut verstanden habe, meinte zu meiner ablehnenden Haltung der NPD gegenüber, dass man die wohl dulden müsse, solange sie nicht verboten ist. Das wäre Demokratie, wozu ich ihm dann auch Recht geben musste.
So, er als Wessi toleriert die NPD, wenn auch notgedrungen, ich als Ossi nicht.
Witzigerweise wurde die NPD tatsächlich nicht verboten, obwohl per Gericht die Verfassungsfeindlichkeit diese Partei bestätigt wurde.
Ein Verbot wurde aber abgelehnt, da sie wohl zu bedeutungslos sei, was mich ziemlich ratlos zurückließ. Ja, was denn nun, fragte ich mich.
Es wird allerdings gemunkelt, dass dann viele V-Leute des Verfassungsschutzes ein arges Problem bekommen hätten. Naja, wie dem auch sei.

Aber wahrscheinlich ist der Westen schuld, weil er die falschen Fragen stellt.

Diese Pauschalisierung ist falsch. Richtig ist, dass die Art der Fragestellung in einer Umfrage das Ergebnis in genau die Richtung steuern kann, die man bzw. der Auftraggeber möchte. Stichwort:"Suggestivfrage".

Wer auf diese Art keinen Bock hat ist wohl mittlerweile in den Westen abgewandert.

In den Westen abgewandert sind hauptsächlich die, die nach dem wirtschaftlichen Kahlschlag im Osten, der durch den Westen ausgelöst wurde, hier keine Chance mehr hatten und notgedrungen übersiedeln mussten.
Viele von denen sind mit Erreichen der Rente wieder zurück gekommen, weil sie sich im "goldenen Westen" einfach nicht verwurzeln konnten. Die Unterschiede in der Mentalität sind in dieser Generation oft einfach zu groß.
Es gibt hier viele Zwischentöne und ganz bestimmt kein klares Schwarz/Weiß.
Aber einfach zu sagen, Ossis sind generell für autoritäre Führung und gegen Demokratie und ausländerfeindlich sowieso, ist einfach nur billig.
Zumindest ist das, was derzeit als angeblich Demokratie verkauft wird, einfach nur lächerlich.
Ging in der Vergangenheit los mit dem Knüppel "alternativlose Entscheidung" und dieser wurde im Laufe der Jahre immer mehr zum Mittel der Wahl, getreu dem Motto, wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Zumindest kommt das immer mehr so rüber seit 2015, weiter dann mit Corona und jetzt mit Ukraine.
Ich empfinde mich immer noch als links, werde aber mit meinen Meinungen, die vor Jahren mal ziemlich links waren, inzwischen durchaus in die rechte Ecke gedrückt.
OK, ich finde gendern doof, finde, dass Straftäter bestraft werden sollten, egal, woher sie kommen, und dass sie, wenn sie noch nicht mal ein Bleiberecht haben, auch abgeschoben werden sollten. Ist das jetzt auf einmal "rechts"?
Wer beruft sich denn immer wieder auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung, den Rechtsstaat und sogenannte "westliche Werte", welche auch immer?
Oder gilt das dann doch nur situationsbedingt?
Wahre Demokratie hatten wir mal ganz kurz nach der Wende, so mit Runden Tischen und Bürgerbeteiligung und so. Wurde aber ganz schnell wieder abgewürgt, da nicht gewollt.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (01.07.2023 16:45).

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