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  • yossarian

mehr als 1000 Beiträge seit 20.06.2000

Die Ausprägung der Sexualität ist sozial determiniert

Die Grundlage der Homo-Gegner, die diese Ausprägung der Sexualität
für "unnatürlich" halten, ist absolut korrekt. Die Ausprägung der
Sexualität ist stets "unnatürlich", stattdessen: kreatürlich.

Die Ausprägung der Sexualität ist ein Prozess der Sozialisation bzw.
sozialer Einflüsse. Die Ausprägung des Sexus ist damit grundsätzlich
variabel und auch steuerbar. Und damit je nach
Kulturkreis/Gesellschaft verschieden, was man auch sehr gut empirisch
nachweisen kann.

Hierzu muß man folgendes verstehen: Es kann wohl als gesichert
gelten, daß der Mensch einen Sexualtrieb besitzt. Mit starker
medikamentöser Behandlung, Elektroschocks sowie operativen Eingriffen
kann man den Sexualtrieb selbst fördern oder abschwächen. Das ist die
biologische Seite.

Unsere kollektiv verbindlichen Wertvorstellungen lassen Eingriffe in
die Abschwächeung des Sexualtriebs nur in Ausnahmefällen (z.B.
Sexualstraftäter) zu, wohingegen Eingriffe in die Steigerung,
Förderung oder Wiederherstellung des Sexualtriebs dezidiert erlaubt
und erwünscht sind: Tunig via Viagra.

Davon völlig unabhängig ist die soziale Frage, auf welches Objekt der
Begierde sich dieser Sexualtrieb konzentriert, welches also seine
Ausprägung ist. Dies können Frauen, Männer, Schulmädchen,
verkrüppelte Füße, Fäkalien und viele andere Dinge mehr sein. Qua
seines großen Hirns hat sich der Mensch bezüglich seiner sexuellen
Fetische als äußerst kreativ erwiesen. Aber hier gilt eben, daß das
jeweilige kollektiv verbindliche Wertesystem die Ausprägung der
Sexualität maßgeblich steuert.

Zurück zu den Homos. Es ist nun richtig, daß man durch soziale
Faktoren (z.B. Erziehung) die Zahl der Homosexuellen steuern kann:
Erlaubt man Homosexualität oder vertritt diese Ausprägung der
Sexualität sogar als Erziehungs*IDEAL*, so gibt es erheblich mehr
nachweisbare Homosexuelle. Dies ist uns hinlänglich aus den Kulturen
bekannt, die kein Problem mit Homosexualität haben oder hatten.
Oftzitiertes Beispiel ist das antike Griechenland, aber soweit muß
man gar nicht gehen:

Nicht zuletzt unsere eigene Gesellschaft zählt dazu: Seitdem in
Deutschland Homosexualität nicht mehr stigmatisiert ist, geradezu als
Eingangsqualifikation für die Jobs als Couturier, Damenfrisör,
liberaler Parteivorsitzender oder Hauptstadtbürgermeister gilt,
seitdem gibt es auch immer mehr Schwule. Niemand wird mehr deswegen
verknastet, weil er gleichgeschlechtliche Verpaarung bevorzugt, oder
neben einer Frau auch noch einen Mann küßt.

Und umgekehrt können wir festellen, daß in jenen Gesellschaften, die
Homosexualität nicht dulden oder zumindest behindern, auch weniger
Homos nachweisbar sind.

Von einem wissenschaftlichen Standpunkt können uns stets nur
empirisch nachweisbare Homos interessieren, Dunkelziffern sind
uninteressant, weil eben nicht belegbar. Sich die Statistik mit
Dunkelziffern und Latent-Schwulen schönsaufen kann jeder.

Wenn also die kollektiv verbindlichen Wertesysteme gegen Homosexuelle
eingestellt sind, so gibt es auch weniger Schwule. Es lohnt sich in
solchen Systmen einfach nicht, schwul zu sein, weil mit enormen
Nachteilen verbunden. Unsere Wertesysteme tolerieren auch keine
Pädophilie, daher gibt es auch nur recht wenige Pädophile. Würde man
Pädophilie liberalisieren, würde auch die Zahl Pädophiler ansteigen.
Genauso wie dies mit den Schwulen der Fall war, als man die
Homosexualität liberalisierte.

Ich möchte darauf hinweisen, daß ich Homosexualität nicht für etwas
Schlimmes halte, auch Pädophilie grundsätzlich nicht. Alles eine
Frage, wie man damit umgeht.

Worum es geht, ist, daß man einfach nur mal erkennt: Sexualität ist
formbar, die Ausprägung veränderbar. Wo die Norm eben sagt: "Wenn Du
bi bist ist das auch ok." oder sogar sagt: "Wer mitreden will, der
sollte beide Seiten kennen.", da wird eben auch mehr experimentiert.
Die Polen sagen derzeit mehrheitlich: "Keine Experimente!" Und so
isses dann eben auch. Als Demokrat muß man die Mehrheitsentscheidung
akzeptieren.

mfG, yossarian
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