Bevor wir diese Reise, die ein langjähriger Traum von Luisa ist, angetreten haben, machten wir uns sehr viele Gedanken und redeten mit vielen Menschen und waren uns selbst nicht sicher, ob wir es mit unserem Gewissen vereinbaren können, in ein Flugzeug zu steigen. Wir haben uns aber, wie bekannt, dafür entschieden. Diese Entscheidung ist natürlich diskussionswürdig. 1,4 Tonnen C02-Äquivalent: So viel hat unser Flug pro Person von München nach Bangkok in etwa verursacht […] Doch denken wir, dass nicht Klimaaktivist*innen in eine besondere Pflicht genommen werden müssen, sondern jede*r nach menschs Möglichkeiten […] Es muss aber auch Aufgabe der Politik sein, für das Klima schlechte Entscheidungen, wie die unsere, zu verhindern und in gute zu lenken
Quelle: https://taz.de/Bali-Debatte-um-die-Letzte-Generation/!5909597/
Wenn man dann auch noch so redet, als sei es Aufgabe des Staates (hier wörtlich: der Politik), für seine Bewohner zu denken, zu entscheiden, zu handeln und zu leben und diesen Entwurf mit allen Mitteln durchzusetzen; wenn zwischen den Worten eine totalitäre Denke der Marke »Ihr seid nichts, euer Staat ist alles« im falschesten güldnen Glanze der Propaganda hindurchdurchglitzert… ja, dann wird mir auf einmal klar, was mir bislang bei vielen (aber nicht bei allen) Menschen aus der Klimabewegung immer dieses eher nicht artikulierbare Unbehagen verursacht hat.
Insofern finde ich diese kleine Realsatire vom doppelten Maßstab sehr lehrreich. Nicht wegen der sichtbar gewordenen Heuchelei, sondern wegen der sichtbar gewordenen totalitären Denke. Letztere hat sich leider schon immer hervorragend mit Heuchelei verstanden und mit dieser stets ein sehr unerfreuliches und jenseits jeder Verhältnismäßigkeit vorgehendes Duo gebildet. Sowohl die Geschichtsbücher als auch die Zeitungen sind voll damit.