Nachdem ich nach der Lektüre des ersten Teils nicht sehr viele gute Haare an Janzen gelassen habe, muss ich nun ein wenig relativieren. Der folgende Absatz - ich zitiere ihn, obwohl es ein anderer Forent vor mir auch schon getan hat, was immerhin ein Indiz für seine Relevanz ist - beweist wider Erwarten, dass der Autor doch nicht bloss, wie von mir befürchtet, apologetisch tätig sein möchte, sondern ein Bewusstsein dafür hat, dass das Problem ein wesentlich tieferliegendes ist und die Pandemie bloss okkasionalistisch instrumentalisiert wird, letztlich, um der in gewöhnlichen Zeiten niederwalzenden Übermacht des herrschenden politischen Paradigmas zu schwächen.
Nur: Die Ursachen liegen nicht in geheimen Verschwörungen irgendwelcher Gruppen, sondern in den Strukturen des spätkapitalistischen Wirtschaftssystems, das auf Warenproduktion, Warenfluss, Profitmaximierung und technologischer Steuerung beruht.
Jene Motivation ist wohl auch der Grund für die Anziehungskraft querschlägerischer Aktivität auch für einen Teil der linksdrehenden Zeitgenossen.
Leider eignet diesem Verhalten ein grober Zynismus, die Pandemie ist die noch wesentlich ungeignetere Bresche als die Geflüchtetenfrage, an der dasselbe vorexerziert wurde, deren rechte Ausschlachtung für Linke aber wesentlich weniger Attraktivität besitzt, als der analoge Vorgang anlässlich der Pandemie. Darin liegt wohl auch der tiefere Grund für das auch bei Telepolis grassierende Selbstmissverständnis. Der Wille zum Wandel führt zu einer eigentümlichen Teilblindheit, die dann von Kräften tesoriert wird, mit denen man ganz eigentlich nichts am Hut hat.
Die Hoffnung, aus einer Krise Kapital zu schlagen, ist verständlich und durchaus legitim, doch darf dabei nie vergessen werden, dass man damit nicht allein ist, dass da auch andere sind, deren Idealvorstellung noch weiter von gewünschten Zuständen wegführen, als man heute sich befindet. Und eben auch nicht, was für Kosten eine, und sei es 'bloss' publizistische, verfehlte Reaktion auf eine Seuche veursacht.