Pearphidae schrieb am 04.07.2024 17:56:
1. Die Russen haben zwar eine insgesamt größere Armee, aber auch eine riesige Grenzlinie, die sie schützen müssen und deshalb nur einen Bruchteil davon an die ukrainische Front entsenden konnten.
Das ist die russische Entscheidung bisher. Die Ukraine hat auch nicht den Großteil ihrer Armee an der Westgrenze stehen, und ebensowenig muß Rußland das machen.
2. Die Ukrainer gehen viel verantwortungsbewusster mit ihrem "Menschenmaterial" um
Nein, tun sie nicht. Die Sommeroffensive letztes Jahr, rein aus Imagegründen, zeigte das deutlich. Ohne Luftüberlegenheit und ohne Minenräumgerät gegen befestigte russische Stellungen war Irrsinn. Da hätte nichtmal die normalerweise nötige 3:1-Überlegenheit gereicht, das hätte schon 6:1 sein müssen. Die Verluste waren beiderseits hoch, aber Rußland kann sich das eher leisten, weil sie Rußland viermal so viele Einwohner hat.
ziehen sich ukrainische Einheiten zurück, sobald ihrer Einschätzung nach ein Widerstand taktisch nicht mehr möglich ist und nur unnötige Opfer kosten würde
Das ist auf operativer Ebene, kann aber die o.g. strategische Ebene auch nicht ungeschehen machen.
Zudem schlägt in der Ukraine die Stimmung langsam um, weil der Krieg aussichtslos ist. Also in dem Sinne, daß das ukrainische Kriegsziel der vollständigen Rückeroberung der Ostgebiete und auch noch der Krim absolut illusorisch ist. Dort haben sich die Russen eingegraben, und wie oben gesagt, hat die Ukraine nicht die nötige Überlegenheit für so eine strategische Offensive. Nicht gestern, nicht heute, nicht morgen, und auch nicht mit ein paar westlichen Wunderwaffen.
Wenn aber das Kriegsziel nicht erreichbar ist, dann ist die Fortsetzung des Krieges nicht sinnvoll. Haufenweise Menschen und Material zu verheizen, nur um letztlich mehr oder weniger an denselben Frontlinien zu hängen, bringt der Ukraine nichts.