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Avatar von augu13j
  • augu13j, Gunther Aulepp

457 Beiträge seit 24.11.2013

Re: Eigentlich ist es sehr ehrlich vom Papst

Es ist wohl schon ein kleiner Unterschied, ob der Papst der Ukraine gleich nach dem russischen Angriff 2002 empfohlen hätte, sich nicht zu wehren und russische Bedingungen zu akzeptieren, um Blutvergießen zu vermeiden; oder ab das jetzt geschieht nach Monate langen sinnlosen Töten und Zerstörung ohne nennenswerte Änderung der Frontlinie und bei rapider Verschlechterung der Kampfmoral der ukrainischen Soldaten, also zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Lage drastisch verschlimmern kann. Im sowjetisch-finnischem Krieg 1939/40 war Finnland nach tapferer Gegenwehr auch zu Waffenstillstands-Verhandlung und territorialen Zugeständnissen bereit. Das Ergebnis war keine stark geschrumpftes Rest-Finnland, obwohl Finnland 25 Jahre zuvor noch Teil des russischen Zarenreichs war. Auch der vergebliche Versuch, diesen territorialen Verlust im Bündnis mit Hitler-Deutschland rückgängig zu machen, wurde nicht mit noch größerer Landabtretung "bestraft".
Putin geht es wohl in erster Linie um Festigung seiner innenpolitischen Macht, hier im Krieg also um Gesichtswahrung, d.h. das Ergebnis darf nicht sein, dass jeder Russe klar sieht, er hat sich mit seiner Aggression total verkalkuliert, zu seinem und Russlands Schaden. Wenn dies jetzt im Ergebnis von Verhandlungen nicht so deutlich wird, bedeutet das nicht, dass Putins Macht mehr denn je gefestigt ist. Und was nach einer Ablösung von Putin (wahrscheinlich nicht durch Wahlen) dauerhaften Fortbestand jetziger Festlegungen eines Waffenstillstandsvertrags haben wird, ist wohl sehr unbestimmt. Letztlich will ein Russland nach Putin auch wieder normale Beziehungen zur westlichen Staaten haben, weil materieller Wohlstand auf Dauer in der Bevölkerung mehr wiegt als der Stolz über eine gelungene Gebiets-Annexion.

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