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  • 12haf

438 Beiträge seit 24.01.2002

Re: Erzählung aus einer Parallelwelt

heheb schrieb am 13.10.2024 18:00:

Superreiche LEIHEN den Staaten ihr Geld und wollen es mit Verzinsung zurück.

So einfach funktioniert die Finanzierung der Staaten nicht. Natürlich können Superreiche auch Staatsanleihen kaufen, aber sie leihen den Staaten nicht ihr Geld.

Nicht mal mein Baukredit wird mit erspartem Vermögen (das eine Bank hält) finanziert, sondern die Bank erzeugt über die Zentralbank das Geld neu, wenn der Betrag auf mein Konto gebucht wird.

Ähnlich ist es bei der Verschuldung des Staates über Staatsanleihen. Nach zu lesen in einem Paper des wissenschaftlichen Dienstes [1]:

Bundeswertpapiere werden durch die „Bundesrepublik Deutschland – Finanzagentur GmbH“ im Namen und für Rechnung des Bundes in der Regel im Tenderverfahren vergeben. Bietungsberechtigt sind die Mitglieder der „Bietergruppe Bundesemissionen“, mit Stand vom 16. Dezember 2020, 37 Geschäftsbanken. Bei den Mitgliedern der „Bietergruppe Bundesemissionen“, die Bundeswertpapiere gekauft haben, findet in der Bilanz ein Aktivtausch statt: Der Posten Wertpapiere erhöht sich um den Betrag der erworbenen Bundeswertpapiere, das Guthaben auf dem Zentralbankkonto sinkt um diesen Betrag. Bei der Zentralbank findet der Tausch auf der Passivseite statt: Dort sinkt das Guthaben auf dem Zentralbankkonto des oder der Mitglieder der „Bietergruppe Bundesemissionen“, die Bundeswertpapiere gekauft haben. Gleichzeitig steigt das Guthabenkonto des Bundes. Dem Bund stehen damit die Einnahmen aus der Emission der Bundeswertpapiere zur Verfügung, als Verbindlichkeiten stehen die Wertpapiere im Bundesschuldbuch. Die oben dargestellten Transaktionen wurden ausschließlich in Zentralbankgeld abgewickelt: Bundeswertpapiere wurden gegen Zentralbankgeld (Guthaben bei der Bundesbank) an die Mitglieder der „Bietergruppe Bundesemissionen“ verkauft und dem Bund steht nach Abschluss des Verkaufs ein höherer Kontostand bei der Zentralbank zur Verfügung. Bis zu diesem Zeitpunkt fand keine Geldschöpfung statt. In dem Moment allerdings, in dem der Bund das Guthaben auf seinem Zentralbankkonto zur Finanzierung seiner Aufgaben verwendet, zum Beispiel Straßenbau, Sozialleistungen etc., fließen diese Mittel auf Geschäftsbankkonten. Durch diese Transaktionen entsteht neues Buch- bzw. Giralgeld, wodurch sich die Geldmenge erhöht.

Was man von all diesen Leuten erwartet und verlangt - und was sie ja auch selbst vorgeben - ist, dass sie den Rubel am Rollen halten. Und genau da sind wir leider an einen Punkt gelangt, wo es nicht mehr so gut läuft. Der letzte große Flop war die Ukraine, jetzt noch Palästina und Umgebung, im Hintergrund vielleicht China usw. Es funzt einfach nicht mehr.

In gewissen Branchen gibt es selbst verschuldete Probleme, aber im Großen und Ganzen "funzt" es hervorragend für Dax-Unternehmen und den Klein- und Mittelstand. Es wird mal wieder der Untergang Deutschlands an die Wand gemalt und insbesondere durch Maßnahmen (radikale Zinserhöhung EZB) oder Verhinderung von Maßnahmen, keine Reform/Abschaffung Schuldenbremse, keine staatlichen Investitionen (wenn alle sparen, kann es nur Rezession geben),... bewusst noch verschärft.

Ein paar Fakten die oft vergessen werden:

1. Nach China ist D auf Platz zwei der Länder mit den größten Handelsbilanzüberschüssen [2].

2. D ist 2023 mit 7,1% Anteil am weltweiten Warenhandel hinter China und USA weiterhin auf Platz drei. Seit 1990 nimmt der Anteil von D am Welthandel stetig ab (von 12% auf jetzt 7,1%). Allerdings sank auch der Anteil Deutschlands an der Weltbevölkerung zwischen 1990 und 2023 von 1,5 auf 1,0 Prozent (wenn andere Nationen im Welthandel Fuß fassen, wird der Kuchen für D kleiner).
Bei den USA ähnliche Entwicklung 2000 noch 12,1% im Jahr 2023 noch 8,5% [3, 4].

3. Zwischen 2011-2021 schütteten die 40 DAX Unternehmen 32% mehr Dividende aus, um dann 2022 und 2023 absurde Dividenden von 51 bzw. 53 Mrd Euro auszuschütten, die 95% bzw. 102% über denen von 2011 lagen - die besten Jahre ever! (selbst wenn man die Inflation berücksichtigt) [5].

4. An der Stelle kommt in Diskussionen immer das "Argument", dass die DAX Unternehmen ihre Gewinne nur durch ihre Auslandsniederlassungen realisieren könnten.
Daher schauen wir uns mal die Entwicklung der Umsatzrendite der klein- und mittelständischen Unternehmen an [6]:

Umsatzrendite Mittelstand ------------------------- 2005-2007 2020-2022 <10 Beschäftigte 6,8-9,9% 11,8-14% 10-49 Beschäftigte 2,9-3,9% 6,1-6,4% >50 Beschäftigte 3,3-3,9% 4,2-5,1% Gesamt 4,4-5,6% 7,0-7,4%

Du kannst unschwer erkennen, dem Mittelstand geht es bombig! Die Umsatzrendite hat sich über alle Betriebsgrößen deutlich erhöht! Im Mittel über alle Betriebe um ungefähr 44%!! Die Umsatzrendite sollte sich eigentlich nicht erhöhen, da inflationsunabhängig und bei geringeren Lohn-Stückkosten sollten die Löhne steigen und so die Umsatzrendite stabil halten. Die AN haben also massiv weniger vom Kuchen abbekommen und der Mittelstand ist absurd reicher geworden, da zusätzlich auch die Unternehmenssteuern gesenkt wurden.

[1] https://www.bundestag.de/resource/blob/817896/0e5f603c0bd9ce9680418abfadc322b6/WD-4-129-20-pdf-data.pdf
[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/242539/umfrage/laender-mit-dem-groessten-handelsbilanzueberschuss/
[3] https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/globalisierung/52854/deutschland-weltmarktanteile/
[4] https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/globalisierung/52551/anteile-am-warenexport/
[5] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/4761/umfrage/dividendenzahlungen-der-dax-unternehmen/
[6] S. 10, https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-KfW-Mittelstandspanel/KfW-Mittelstandspanel-2023.pdf

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