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  • Guckstu

mehr als 1000 Beiträge seit 18.03.2024

Re: Parallelgesellschaften betreffen nicht nur Migranten ...

MZC schrieb am 13.10.2024 14:17:

... vielmehr zersplittert sich die Gesellschaft in immer mehr verschiedene Milieus bzw. Parallelgesellschaften - auch ohne Migranten. Und das hat andere Hintergründe.

Das ist zwar richtig, aber die haben noch eine Wahl, ob sie eine Parallelgesellschaft bilden wollen oder nicht.
Wer kein Deutsch kann, ist schon arg abgespalten, wer nicht mal jemanden hat, der für ihn übersetzt, hat gar keine andere Möglichkeit als Parallelgesellschaft zu bilden.

Insgesamt ist der Artikel sehr oberflächig und inhaltlich schwach. Das sticht schon dadurch hervor, eine "Gemeinschaft" der Zuwanderer zu konstruieren: diese 25 Millionen bestehen allein zu fast 6 Millionen aus Deutschstämmigen, die vor allem aus Ländern des ehemaligen Ostblocks kammen,

Ähm... das ist jetzt aber deinerseits eher oberflächlich.
Die Deutschstämmigen aus dem Osten müssen genauso Deutsch lernen und deutsche Verhältnisse kennenlernen wie die anderen Gruppen.

je fast 3 Millionen aus der Türkei und Polen, 2 Millionen aus dem Ex-Jugoslawien, dann rund 2 Millionen aus Syrien, Irak, Afghanistan und ebenso 2 Millionen Ukrainer und Russen.
Was soll es da an Gemeinsamkeit geben?

Unzureichende Deutschkenntnisse und unzureichende Vertrautheit mit deutschem Sozialleben: Wie man mit Behörden umgeht, wie man einkauft, wie man ÖPNV-Karten löst, wie man Konflikte austrägt, was die Polizei darf und was nicht, was man von einem Verein erwarten darf und was der Verein von dir erwartet.
Sogar Deutsche in der Schweiz sind in diesem Sinne Migranten, und die haben einen Sprachvorteil.

Es geht nicht darum, was die Leute untereinander verbindet.
Es geht darum, wie die Leute sich mit der deutschen Gesellschaft verbinden.
Und in dem Sinne ist das schon eine gut definierte Gruppe.

So unterteilen sich die Migranten in verschiedenste "Biotope": Ukrainische oder italienische Gemeinschaften sind andere, als türkische (mit ihren Quatieren in großen Städten im Westen), Islamistische (die ja Meist für das "Alle" herhalten müssen), Milieus aus Südeuropa oder Es-Jugoslawien sind wieder etwas anderes.

Klar, die einzelnen Parallelgesellschaften unterscheiden sich voneinander und nehmen auch untereinander nur wenig Kontakt auf.

Dann gibt es die "Grünen" Biotope in den Städten, so wie es die"AFD" Biotope in ostdeutschen Landschaften gibt. Und es gibt es immer noch und wieder mehr das Bügertum und die "Asozialen" (im Osten Deutsche, im Westen oft migranitische Milieus).

Die gibt es, klar.

Diese "Parallelgesellschaften" und gesellschaftlichen Spannungen wären auch da, hätte es nie die Flüchtlinge gegeben. Dazu braucht man sich ja nur die Länder anschauen, die keine "Willkommenskultur" hatten - wo sich solche Spaltungen ebenso zeigen.

Das mit der Willkommenskultur war immer mehr Wunsch als Wirklichkeit.
Es ist jedenfalls nichts spezifisch Deutsches.

Ein Beispiel: Ich erlebe auch in der Schweiz anfangs eine begeisterte Hilfe für Ukraineflüchtlinge, die mittlerweile abgekühlt ist - das ist absolut nicht anders als in Deutschland.

Die "tickende Zeitbombe" ist, das sich all diese Spaltungen weiter vertiefen und damit die Abgrenzungen.

Das ist richtig.
Allerdings geht es halt auch damit los, dass die Nobelleute sich in ihre Nobelviertel zurückziehen und ihre Nobelkindergärten, Nobelgrundschulen und Nobelgymnasien haben.

Genau dagegen gibt es in der Stadtplanung immer wieder den Wunsch nach durchmischten Vierteln. Der Bankenvorstand soll eben im Alltag auf die Putzfrau treffen, und sei es nur im Supermarkt, und einen Einblick in deren Lebensrealität gewinnen.
Und, natürlich, auch umgekehrt.
Das ist eigentlich sogar Vorschrift. Allerdings versuchen die Menschen immer wieder, sich zu segregieren. In der Theorie wollen alle die Vielfalt und die Bereicherung, in der Praxis... dann lieber doch nicht (geht mir sogar selber so).
Ein gewisses Maß an Mischung ist trotzdem dringend nötig.

Wer in Friedichshein in Berlin oder im Eimsbüttel in Hamburg unterwegs ist und dann nach Görlitz oder Neubrandenburg geht, glaubt kaum, das er im gleichen Land unterwegs ist. Das gilt auch für die Unterschiede zwischen Marzahn und Schöneberg in Berlin.

Werte, Lebensweisen, Einkommen unterscheiden sich in einem Maße, wie es zuvor (so in der alten Bundesrepublik) nicht bekannt war.

Oh nein, das war schon immer so.
Es gab in meiner Jugend richtige Gräben zwischen Sozialhilfeempfängern, Arbeitern, Angestellten, Selbständigen und Chefs, und das ist bis heute gleich.
Sogar die Ansichten waren so ziemlich die gleichen wie heute. Ich hatte immer wieder Gelegenheit, all diese Milieus von innen oder jedenfalls von innerhalb von deren Rand zu erleben, und die Unterschiede sind nicht kleiner und nicht größer geworden.

Der einzige Unterschied ist, dass man sich öffentlich und lautstark dazu bekennt, wer man ist.
Man darf sich da nicht täuschen: Die AfD-Positionen gab's schon immer, das war der berühmt-berüchtigte "Stammtisch", und da wurde über die "Zugroasten" genauso hergezogen wie heute.

Migration und Einwanderung verstärken und verschärften nur Entwicklungen, vor allem da, wo sie sich konzentrieren. Aber das diese Probleme nicht angegangen werden, hat nichts ursächlich mit der "Migration" zu tun, sondern damit, das diese Probleme auch ohne Migration nicht angegangen werden: das Bildungssystem ist längst ebenso kaputt, wie die kaputtgesparte Infrastruktur, die nicht-funktionierende, überbordendende Bürokratie wäre ohne Migration nicht anders, wie das inzwischen mehr oder minder "privatisierte" Gesundheitssystem ("gesetzlich oder privat?, ah gesetzlich, da haben wir eine Termin in drei Monaten!).

Da dient die Migration als willkommener "Sündenböck", um von diesem Kern der Probleme abzulenken.

Da ist allerdings was dran.
Das mit der privaten Krankenversicherung erledigt sich übrigens gerade. Die Leute merken, dass im Alter das dicke Ende mit absurd hohen Beiträgen nachkommt.
Hat man ja schon damals vorausgesagt, als die Kohl-Regierung das eingeführt hat. Aber die Leute waren damals halt lieber gierig als solidarisch, und die Wahl von Kohl war auch ein gewisser Überdruss mit der permanent gepredigten Solidarität. Kohl war da gewissermaßen ein "Trump ultra-light", der hat die Klientelpolitik in der BRD zwar nicht eingeführt, aber salonfähig gemacht, und damit den Weg für die Großkorruptokraten wie Schröder freigemacht.

P.S.: und nein, ich bin gegen diese Art der Migrationspolitik und nicht für eine ungeregelte Zuwanderung. Und dagegen zu sein beginnt für mich dort, die Ursachen dieser Migration (vor allem die Kriege, die diese ausgelöst haben, zu verhindern). Ohne diese wären 95% der Syrer, Afhganen, Iraker, Ukrainer, Russen überhaupt nicht da.

Tja, die Kriege können wir nicht alle verhindern.
Einige wurden von westlicher Politik ausgelöst, aber die meisten eigentlich nicht, das waren Islamisten, Russland und ein paar übel Korrupte in Drittweltstaaten.

Wir könnten tatsächlich etwas weniger Kriege auslösen, und das würde aus dem Flüchtlingsthema schon Druck rausnehmen, aber nicht sehr viel.

Nee, wir werden unsere Probleme auf unserem eigenen Boden lösen müssen. Das ist zwar nicht ideal, aber wenn erstmal die Klimaflüchtlinge in großem Umfang auf Wanderschaft gehen, wird das Ganze nochmal eine Größenordnung stärker, und DAS Übel an der Wurzel zu packen verkacken wir ja seit mittlerweile 30 Jahren.
So gesehen sind unsere heutigen Probleme ein guter Testfall für unseren Umgang. War sollten wir, was können wir, welche Widerstände kommen woher, welche Ansätze geben uns welche Ergebnisse... all solche Fragen finden jetzt schon mal Antworten am kleinen Modell. Und wenn uns die Antworten nicht gefallen, ist das halt so, die Welt schert sich insgesamt nicht allzuviel um unsere Bedürfnisse und Wünsche.

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