IAPP steht für Insel Amyloid Polypeptid. Ähnlich wie Insulin ist es ein Hormon, das den Stoffwechsel steuern hilft. Seine genaue Rolle ist allerdings nur wenig erforscht. Verklumptes IAPP, sogenanntes Amyloid, wurde bisher nur als Symptom eines Diabetes Typ 2 gewertet. Auf Basis seiner Erfahrung mit krank machenden Prionen und ähnlichen Proteinen bei Alzheimer und Parkinson kam Claudio Soto aber auf eine Idee: Könnte Amyloid bei Diabetes Typ 2 ebenfalls eine Art ansteckende Wirkung haben und damit zu einer Ursache der Krankheit werden? Ein Laborversuch mit Mäusen erhärtete seinen Verdacht.
„Für das Experiment haben wir genetisch veränderte Mäuse genommen, die humanes IAPP produzieren. Den Tieren haben wir dann IAPP-Amyloid gespritzt, das von anderen Mäusen stammte, die bereits an Diabetes litten. Die Versuchstiere haben dann selbst schnell Diabetes entwickelt und weiteres Amyloid gebildet. Wir haben also gezeigt, dass IAPP – ganz ähnlich wie Prionen – die Krankheit übertragen und alle Symptome eines Diabetes in den Tieren auslösen kann.“
Für die Entstehung eines Diabetes Typ 2 hat Claudio Soto folgende Theorie: Anfangs entwickeln Patienten nur eine Insulinresistenz. Der Körper reagiert dann weniger auf Insulin, weshalb die Bauchspeicheldrüse immer mehr davon liefern muss. Die Produktion von Insulin und IAPP hängen allerdings zusammen. Deshalb steigert eine Insulinresistenz auch die IAPP-Konzentration in den Zellen der Bauchspeicheldrüse. Die IAPP-Moleküle beginnen dann zu verklumpen. Dieser Prozess wirkt wie ein Keim, der noch weiteres Verklumpen induziert. Schließlich gehen die insulin-produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse unter der toxischen Wirkung des Amyloids zugrunde. Dann ist der Diabetes Typ 2 voll entwickelt.
„Wir müssen allerdings noch nachweisen, dass dieser Prozess mit übertragbarem IAPP-Amyloid so auch bei Menschen abläuft. Das zu erforschen wird schwierig, weil man dafür entsprechende Versuche an Menschen machen müsste. Wir planen deshalb als nächstes Experimente mit Primaten, die dem Menschen viel ähnlicher sind als Mäuse. Daneben stehen auch noch epidemiologische Studien an, um erkennen zu können, ob das Diabetes-Risiko in einer Population steigt, wenn sie potenziellen Quellen von Amyloid ausgesetzt sind.“
https://www.deutschlandfunk.de/diabetes-typ-2-us-forscher-kommen-ursache-auf-die-spur.676.de.html?dram:article_id=392477