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  • Umweltfreund82

mehr als 1000 Beiträge seit 01.12.2023

Re: Technik der Propaganda. Heute: die Kontaktschuld

"Kontaktschuld" hält heute (noch) unsere fragile Gesellschaft zusammen. Aus Angst, mit dem Falschen am falschen Ort zur falschen Zeit gesehen zu werden, sind Menschen nicht in der Lage, ihre Sorgen und Nöte demokratisch wirksam zu artikulieren.

Grundsätzlich ist das zwar ein anderes Thema und hat nichts mit extremistischen Influencern zu tun. Aber es ist eine von mehreren Ursachen, wieso eine politische Debatte nicht mehr stattfindet. Beispiel "Klima". Der einzige Fakt in der Angelegenheit ist, dass sich das Klima verändert. Da sind sich alle Wissenschaftler einig. Aber es gibt keine Einigkeit bezüglich des menschlichen Einflusses auf das Klima (zwischen "nicht nachweisbar" und "alleinige Ursache" sind alle Schattierungen vorhanden). Noch weniger (!) Einigkeit gibt es bei den Einflussmöglichkeiten, die uns überhaupt zur Verfügung stehen könnten. Das hindert aber grundsätzlich die Vertreter der "Klimarettung" nicht, Maximalforderungen zu stellen und jede Widerrede direkt in den Rechtsaußenbereich zu stellen - eben "Extreme Rechte" (Extreme Far Right). Natürlich wissen die genau, was sie damit bezwecken: eine politische Debatte SOLL überhaupt nicht stattfinden und damit das nicht passiert, wird eben auch mit der Kontaktschuld gearbeitet: wer will schon mit Rechtsextremen in einem Boot sitzen?

Auch bei anderen Themen funktionieren diese Mechanismen seit Jahren schon: eine Debatte, ob man Asylsuchende aufnehmen soll, findet nicht einmal unter der Grundvoraussetzung der humanitären Verpflichtung statt, bei der die Belastbarkeit der Gesellschaft diskutiert wird. Es findet keine Debatte statt, ob eine Gesellschaft Migration dulden muss (völkerrechtlich geregelt: Staaten haben das Recht im Rahmen ihrer Gesetzgebung Einwanderer aufzunehmen - oder eben nicht), denn wer könnte schon gegen die grundsätzlich nicht begrenzbare Aufnahme von als Flüchtlinge ins Land kommende Einwanderer sein, als die Rechtsextremen?

Interessanterweise beginnt "Rechtsextremismus" aber nicht etwa bei den beiden Reizthemen, sondern schon mal auch bei völlig unverdächtigen Fragen: etwa dem Recht der demokratischen Partizipation der Bevölkerung bei relevanten Fragen. Man stelle sich vor, der Bürger könnte auch während einer Legislaturperiode (also zwischen den Wahlen) Einfluss nehmen auf die Politik, etwa mit Volksentscheiden, Volksbegehren, Petitionen und Protestaktionen. Hier gelingt eine interessante Verzerrung der öffentlichen Wahrnehmung (die allein durch die Medien bestimmt wird): was "gute Proteste" (Willkommenskultur, Klimaaktivismus) und was "böse Proteste" (Corona-Demos, Antikriegs-Proteste) wird rein gefühlsmäßig allein durch die Medien bestimmt. Und auch hier wieder "Kontaktschuld": bei den "bösen Protesten" tauchen wie von Geisterhand auch gern mal Schwarz-Weiß-Rote Flaggen auf, bei den "guten Protesten" finden sich nur Regenbogenfarben. Das ist schon so auffällig, das müsste eigentlich bemerkt werden.

Aber es ist wie's ist. "Technik der Propaganda" trifft es ganz gut, warum wir keinen Meinungspluralismus haben. Den brauchen wir aber für eine funktionierende Demokratie und natürlich auch für die Problemlösungsstrategien für das aktuelle und das kommende Jahrzehnt.

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