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Avatar von sepp_mairhubr

mehr als 1000 Beiträge seit 07.09.2001

Re: von Denkmälern und zu kurzem Denken.

In Russland bekommen die Leute, die der Regierung widersprechen Knast und Strafen.
Hier bekommen sie grün auf Telepolis!

und andere bekommen rot.
Das ist doch gelebte Meinungsfreiheit, oder nicht?

Wird ja auch im Text erwähnt: "Unsere Opas waren keine Mörder."

Hier scheren Sie einiges über einen Kamm. Sicherlich waren einige fanatisch, die findet man überall. Ich habe die Vergangenheit meines Onkels beleuchtet (Jahrgang 1924, Wehrdienst, gefallen 10/1943 nördlich Kiew) er wurde gerade 19, 33 tage später verreckte er zwischen den deutschen und russischen Linien über 2-3 Tage an einem Bauchschuss. Seine Hilferufe demoralisierten die Kameraden keine konnte ihn bergen. Als interessante Ansichtssache empfehle ich den Film "Unruhige Nacht" mit Hans-Jörg Felmy und Bernhardt Wicki. Verweigern flüchten oder Fahnenflucht endete mit "im günstigsten Fall" mit einer Erschiessung und einer langen Haftstrafe oder in einer Bewährungseinheit. Sie können sicherlich nicht ermessen, welchen Psychologischen Phänomenen die jungen Kerle ausgesetzt waren. Sie waren Soldaten weil sie mussten. Würden Sie anders wählen? Zudem waren die jungen durch die Propaganda verblendet (siehe "Im Westen nichts neues" bestens dargestellt). Schreiben kann man so was leicht. Lesen bildet... besorgen Sie sich mal die Feldpostbriefe Ihres Opa... vielleicht schreibt er auch von den Ängsten durch Scharfschützen, durch Schrapnelle oder wie man im Angriff mit den blossen Händen sich ein Loch gräbt wie man sieht, wie rechts und links die Kameraden zusammensacken, schreien, Körperteile durch die Luft fliegen, die Kerle zerfetzt werden. Das Schauspiel gilt übrigens für beide Seiten: deutsch-sowjetisch, urkainisch-russisch. Etwas mehr über den Tellerrand hinausschauen und nicht nur den Sossenrand. Ihr macht es Euch in diesen Aussagen immer sehr einfach. Noch ein Lesetip:

Es grüsst Euch alle, Bertold - Von Koblenz nach Stalingrad

.
Er war ein Freund meines Onkels aus dem Nachbardorf, auch 24er Jahrgang.
Nein, nicht alle waren Mörder. Manche zerbrachen an den Psychologischen Erfahrungen und soffen bis sie in den 70ern, 80ern und 90er Jahren verreckten. Viele sprachen nicht darüber. Aus Scham. Aus Angst. Sie soffen Alkohol. Noch ein Lesetip:

Heinz Kolz: Heimatschuss - Tagebuch des Infanteriesoldaten Albert Kolz.


Er war ein Kamerad meines Onkels, er überlebte. Die Schwester meines Onkels wurde durch den Tod meines Onkels schwer krank, die Ärzte wussten nicht woran das lag. Jahrzehnte später ging es ihr wieder besser.
Nee, Leute, Ihr macht Euch das viel zu einfach. Eine Arbeitskollegin, deren Eltern aus Grossbritannien waren, erzählte von ihrem Opa. Er träumte in dementem Zustand, wie er in seiner Spitfire "sass" (er sass aber im Bett) und deutsche ME109 abschoss. Mein Opa, 1. Weltkrieg, im Fieberwahn mit 87 Jahren aus dem Fenster ausgebüchst 1,5m hoher Fenstersims, im Schnee im Januar 1979, irrte im kniehohen Schnee im Garten schreiend umher "Der Franzos! Der Franzos! Er schiesst mit der Artillerie!" Das sind Erlebnisse, die man als damals 9 Jähriger nicht so einfach wegsteckt. Opa war verschüttet und 3x verwundet. Ihr macht es Euch echt einfach!

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (30.08.2022 16:47).

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