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946 Beiträge seit 03.03.2022

Re: von Denkmälern und zu kurzem Denken.

Hier scheren Sie einiges über einen Kamm. Sicherlich waren einige fanatisch, die findet man überall.

Es werden nicht alle Mörder gewesen sein, aber nur eine Minderheit hat nicht gemordet oder versucht zu morden.
Selbst, die, die es nicht wollten haben es schnell aufgegeben und dann mitgemacht.
Ist wohl die Realität eines Krieges in der man ja auch als Angreifer in Gefahr ist. Aber das man mitmacht, bedeutet dann eben auch den Verlust der eigenen "Unschuld". Danach bist du nicht mehr Opfer, du wirst Täter.

Soldaten im Krieg haben meist gar keine direkte Feindschaft mit den gegnerischen Soldaten, sie kennen sie ja gar nicht. Man wird aufeinander gehetzt und will mit dem allem vielleicht gar nichts zu tun haben, aber das steht nicht zur Wahl.
Das ändert nichts daran, dass es trotzdem Verbrecher und Nicht-Verbrecher in solchen Kriegen gibt.
Es ist ein Unterschied, ob du verteidigst oder angreifst. Es ist ein Unterschied, ob du ein anderes Land überfällst oder überfallen wirst.
Wenn du auf der Seite des Überfallenden kämpfst, dann bist du auf der falschen Seite, auch, wenn du möglicherweise wenig an der Situation ändern kannst.
Du kannst dann in eine Schuld hineingeraten, die du nie persönlich verursacht hast.

Der jüngere Bruder meiner Oma war auf einem Torpedoboot oder einem kleinen Schnellboot. Seine Feldpost liest sich so schrecklich, dass ich ihn posthum erwürgen möchte. Seine Worte decken sich nicht mit meinen eigenen Erfahrungen meiner Familie, und es war für mich sehr schmerzhaft diese Post zu lesen.
Er freut sich über jeden kleinen Sieg, er freut sich über das Töten von feindlichen Soldaten, er wünscht sich brennende Städte des Feindes. Er will es "ihnen" allen "heimzahlen". Er will Vergeltung, das steht in fast jedem Brief.
Ich habe mich beim Lesen gefragt wofür er diese Vergeltung eigentlich will, denn immerhin hat man den Krieg ja selbst angefangen. Vielleicht ist ihm das wirklich nicht klar, aber jeder hat die Verpflichtung sein eigenes Handeln zu überdenken, andere konnten das auch, da muss man kein Raketenwissenschaftler für sein.

Er erzählt begeistert davon wie sie feindliche Flieger abschießen. und er erzählt von einigen kleineren Angriffen auf Fischboote und wie sie die Fischer "ärgern" (eher wohl: in Todesangst versetzen, was er aber runterspielt.)
Er schreibt nie von Angriffen auf Schiffe, ich glaube, dass er nie einen solchen erlebt hat, bevor sein Boot angegriffen und versenkt wurde. Es wurde wieder gehoben, aber das hat ihm nichts mehr genützt.

Seine Eltern haben ihn beim Landurlaub angefleht nicht mehr zurückzugehen. Man wollte ihn verstecken und allen war klar, dass es kaum eine Chance gibt, dass er einen weiteren Landurlaub erlebt. Das mit dem Verstecken hätte wahrscheinlich funktioniert, die Gegend wo sie lebten ist noch heute sehr dünn besiedelt und es gibt dort sehr viel Wald.
Er ging zurück, wollte die Kameraden nicht im Stich lassen.
Wahrscheinlich hat er nie jemanden getötet, sein Platz war in der Kombüse. Und als das Boot versenkt wurde, da kam er da nicht mehr raus.

Ist er jetzt Täter? Das ist, wenn es um die eigene Familie geht immer sehr schwierig auszusprechen, aber ich denke, dass er es ist.
Er hat mitgemacht, er hat sich nicht verweigert. Damit hat er dieses System letzten Endes unterstützt.

Gesellschaften brechen unweigerlich zusammen, wenn die Menschen, die in ihnen leben wirklich nicht mehr mitmachen wollen.
Das ist in der NS-Zeit erst passiert, als Amerikaner und Russen mit ihren Panzern durch die Straßen fuhren. Und das bedeutet, dass die Menschen vielleicht nicht davon überzeugt waren, was die Nazis taten, aber es hat sie nicht genug gestört die Zustimmung explizit zu verweigern.
Das NS-Regime wäre ohne Zustimmung oder stillschweigende Akzeptanz der Bevölkerung niemals so weit gekommen.
Wer sich so etwas nicht entschlossen entgegen stellt, der darf natürlich um seine Kinder trauern, der ist aber auch nicht unschuldig an der Situation.

Solche Menschen wie die Führer der Nazis, die ganzen SA und SS Assis, dieses ganze eklige Pack, was die Nazis da in Management-Positionen bis ins letzte Dorf gesetzt haben, da musste doch jedem klar sein, wohin die Reise geht und was dabei nur rauskommen kann.
Hat die Leute erst gestört als die eigenen Söhne getötet wurden.
Ist ein bisschen spät für mich.

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