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946 Beiträge seit 03.03.2022

Re: von Denkmälern und zu kurzem Denken.

Das sind die politischen Eliten, die auch das ganze entsprechend mit Propaganda steuern. Übrigens ganz aktuell: Corona (-leugner) Es wurden mal so mir nichts, dir nichts Grundrechte ausser Vollzug gesetzt. Wer dagegen war, bekam entsprechend Gegenwind. Das ging sogar bis zu Berufsverbot. Das ist aber ein anderes Thema.

Ja, natürlich wurden Grundrechte außer Vollzug gesetzt, das ist die Problematik.
Die wurden aber nicht einfach so außer Vollzug gesetzt und es gab einiges an Nachkorrekturen durch Politik und angerufene Gerichte.
Das war nicht so, dass da von oben herab regiert wurde und der Bürger nichts mehr machen konnte, du vergleichst hier Äpfel mit Birnen. Gerade, weil du dich wehren kannst, wenn du dich ungerecht verfolgt fühlst, ist es eben nicht wie im 3. Reich. Das macht jeden Vergleich zwischen "Corona-Diktatur" und dem 3. Reich unsinnig, egal, wie du zum eigentlichen Inhalt des Thema stehst.

Nein. In diese Zwickmühle kommst Du immer. Egal ob Du Verteidiger oder Angreifer bist. Es kommt ein Gruppenzwang, das ergibt sich aus dem Zusammengehörigkeitsgefühl, auch "Kameradschaft" genannt. Bestes verbales Beispiel in Rambo, Teil 1: "Es gab bei uns einen Ehrenkodex: Du deckst meinen Arsch, ich Deinen". Wenn es dann einen der Kameraden "erwischt", da ist unerheblich oder stirbt oder verwundet wird: Es wird Dich und Deine Kameraden psychisch treffen. Vergleichbar mit, Dein bester Freund hat einen Unfall und landet im Krankenhaus oder das eigene Kind. Es kommen Fragen auf: "Warum?" oder "Warum ich hab ich es/ihn nicht schützen können?"

Also, wenn alle in den reißenden Fluss springen, dann springst du mit? Zwischen Kameradschaft und Korpsgeist ist es nicht nicht sehr weit. Und der schaltet das Denken aus.

Diese Post gibt es auch von der anderen Seite. Ich könnte da Bücher füllen mit Psychologischen Betrachtungen, was der Mensch so alles in seiner eigenen Stresssituation -auch seiner Todesangst- so alles macht "um vor den Kameraden zu bestehen" (sind wir wieder beim Gruppenzwang).
So hatten die Kanadier in meiner Heimat, Ende des Krieges, damals alles im Tiefflug angegriffen was vier oder zwei Beine hatte. Das haben viele der alten im Dorf erzählt. Warum haben die das getan? Man erkennt ganz gut einen Bauern mit Kuh- oder Pferdefuhrwerk mit Pflug und Heukarren. Warum? Diese Betrachtung der anderen Seite, wird oft ausser Acht gelassen.

Tieffliegergeschichten kenne ich auch noch von den Älteren.
Meiner alter Geschichtslehrer hat mal erzählt, die sie das strategisch genutzt hätten. Als Schüler keine Lust auf die erste Stunde in der Schule im Nachbardorf? Tiefflieger, er hätte leider im Graben liegen müssen.
Er hat das so witzig erzählt, dass wir als Schüler drüber gelacht haben, man mag sich den Ernst der Situation gar nicht vorstellen.

Diese Post gibt es auch von der anderen Seite. Ich könnte da Bücher füllen mit Psychologischen Betrachtungen, was der Mensch so alles in seiner eigenen Stresssituation -auch seiner Todesangst- so alles macht "um vor den Kameraden zu bestehen" (sind wir wieder beim Gruppenzwang).

Das genau ist ja der Grund, warum man verpflichtet ist selbst darüber nachzudenken und eine Position zu finden. Das geht nämlich nicht im Stress eines Kampfeinsatzes oder bei Bedrohung, dazu muss man vorher darüber nachdenken oder sich danach Gedanken machen und entsprechend beim nächsten mal anders reagieren.

Haben Sie die Umstände mal geprüft, weshalb das so eingetreten ist? Im Hunsrück gab es eine enorme Arbeitslosigkeit, man "baute" die Autobahnen und den Westwall. Die Überlegung der Nazi´s wurde den Menschen nicht mitgeteil

Die Autobahnen basieren auf Planungen aus der Zeit der Weimarer Republik, das einzige was die Nazis getan haben ist das bereits begonnene Projekt weiterzuführen, es gab schon vor der Machtergreifung Autobahnen.
Zur wirtschaftlichen Situation ist zu sagen, dass Deutschland in der Wirtschaftskrise sehr hart getroffen wurde und sich zur Zeit der Machtergreifung bereits wieder etwas erholt hatte. Was die Nazis dann dazugegeben haben ist eine selbstzerstörerische Haushaltsplanung. Es wurde alles bewilligt und bereitgestellt und mit Schulden beglichen, die man gar nicht über Steuererträge begleichen konnte.
Klar, dass man dann erst einmal wirtschaftlich gut dasteht, der Bumerang kommt später.
Deswegen ist für mich auch klar, dass man direkt von Anfang an auf den Krieg gesetzt hat, das war immer das Ziel der Nazis. Mit dem Krieg ist jede Wirtschaftsplanung für die Katz und dann spielt auch das zusammenbrechende Wirtschafts-Kartenhaus keine Rolle mehr.

Damit das niemandem auffällt, hat man die Haushaltsplanung praktisch zur Geheimsache erklärt und gar keine Haushaltspläne mehr veröffentlicht. Und dann plünderte man bei jedem Land, welches man überfiel nach der Besetzung sofort die Staatskasse, weil Deutschland da wirtschaftlich eigentlich zahlungsunfähig war.

Soviel mal dazu.

Es ist nicht einfach mit unserer Vergangenheit, vor allem wen Menschen die Empathie fehlt, sich in die Jungen Kerle von damals hineinzuversetzen. Mit den Nachforschungen zu meinem Onkel bekam ich auch einen anderen Blick auf diese schlimme Zeit. Meine Einstellung zum Krieg hat sich gewandelt. Vom Ukrainekrieg bin ich alleine von meinem Onkel und der Geschichte seiner Division mit dem Ukrainekrieg emotional verbunden und er belastet mich, weil gerade vor 79 Jahren dort schwere Kämpfe waren. Sie waren für beide Seiten verlustreich. Bei den Sowjets wurden die Soldaten auch drangsaliert, wohl noch schlimmer wie in der Wehrmacht.

Wenn nicht wir wer dann?
Wir wissen wohin es führt, wir haben es in der DNA unserer Familien, alle hier haben sehr ähnliche Geschichten im Familienkreis gehört.

Wenn wir nicht sagen können, dass wir es besser machen würden, nach all den Erfahrungen, die an uns weiter gegeben wurden. dann hat Geschichte keinen Sinn, dann können wir unser Bewusstsein komplett abschalten und wie die Tiere leben, weil wir zu einer Veränderung wirklich nicht fähig sind.
Und dann möchte ich offiziell aus der Menschheit austreten.

Ich habe die Feldpost des Bruders meiner Oma ziemlich komplett, auch die Briefe meiner Oma an ihn und Briefe von Kameraden des Verlobten meiner Oma an sie, die erklären wie er gestorben ist, wobei sich da nur einer die Mühe gemacht hat etwas zu schreiben und dann mehrere andere das dann offenbar kopiert und ihr ebenfalls geschrieben haben.
Meine Oma war eine Schönheit in ihrer Jugend, die haben wahrscheinlich Bilder gesehen:-)
Er stirbt sehr früh im Russlandfeldzug, man ist noch nicht so an das Sterben gewöhnt. Es ist noch Zeit Briefe an Angehörige von verstorbenen Kameraden zu schreiben.

Ich hab mich immer gefragt, wie meine Oma, diese an sich so liebenswürdige und freundliche Person, eben auch so unpersönlich und hart sein konnte. Es gab da immer eine Ambivalenz in ihrem Verhalten, die ich nie verstanden habe, und wir waren immer sehr eng, bis zu ihrem Tod im hohen Alter.
Während ihre Schwester mit ihrem Bruder tatsächlich ernsthaft schreibt und auch Fragen zu ihm stellt, schreibt meine Oma immer nur, welche Kuh gerade gekalbt hat und wie das Wetter und Bauernhof des Vater so laufen. sie ist vollkommen unpersönlich in diesen Briefen.
Der Bruder stellt auch persönliche Fragen, aber sie geht darauf so gut wie nie ein und bleibt immer an der Oberfläche.
Und wenn ich dann darüber nachdenke, warum sie so handelt, fällt mir auf, dass ihr eigener Verlobter im in Russland innerhalb der ersten Wochen des Angriffs 1941 gefallen ist. Der Bruder wird erst im August 1944 getötet, da sind die meisten jungen Männer des Dorfes bereits tot.

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