Ich finde das schon äußerst erheiternd, wie man völlig unbeleckt von Realität alt werden und solche Thesen zu Papier bringen kann.
Der Autor hat wohl noch nie etwas von Partikularinteressen gehört.
In den Schulen, Hochschulen und Ausbildungsstätten gibt es analoge Rätesysteme wie Klassen-, Schul-, Studien- und Ausbildungsräte, die neben den Lehrern und Ausbildern umfangreiche Beteiligungsrechte haben.
Nur haben die Schüler und Lehrer doch etwas andere Interessen (z.B. weniger Lernen und trotzdem Top-Noten) als die Gesellschaft.
Die Räte sind damals genau an diesen Partikualinteressen gescheitert.
Der Soldatenrat wollte, dass es höheren Sold geben und die Arbeiter mehr arbeiten sollten. Und die Arbeiterräte wollten genau das Gegenteil. Das Ende vom Lied ist bekannt.
Durch fehlende Solidarität ging das ganz schnell kaputt. (Nein, nicht die Blahblah-Solidarität, die gerne von den heutigen Linken in den Mund genommen wird, sondern richtige.)
Die Ratsmitglieder besitzen umfangreiche gesellschaftliche Gestaltungsmöglichkeiten, die jedoch stets mit der Basis rückgekoppelt werden müssen. Außerdem sind sie für deren Umsetzung gegenüber der Gesellschaft direkt verantwortlich. Mitglieder, die dieser Rolle nicht gerecht werden oder deren Prinzipien zuwiderhandeln, können von der Allgemeinheit abberufen werden. Dies gilt für die Mitglieder aller Räte.
Und hier wird es richtig spannend. Wie soll das passieren? Soll ich dann als Bürger, neben meiner Arbeit und gar zusätzlicher Mitarbeit in einem Rat, noch 20 andere kontrollieren?
Die Bürger sind schon mit unserem 4-stufigen System (Gemeinde, Kreis, Land, Bund)
überfordert und kaum jemand hat die Zeit für einen gerechten Überblick in die Systeme.
Aber auch spaßig: Wie soll das funktionieren? Wie die Gong-Show? Schlägt da einer einen Gong und die Person muss raus? Oder Televoting? Statt Aktienkurse dann Ratsmitgliederzustimmung in Realtime? Hat sich der Autor eigentlich irgendwann einmal überlegt, wieviel Zeit ins Land geht, bis so ein Rat wieder arbeitsfähig ist?
Was die ökonomische Seite betrifft, so besteht kein Privateigentum an Produktionsmitteln, am Boden, Immobilien und den Bodenschätzen, sondern gesellschaftliches Eigentum.
Wie in der DDR gibt es dann wieder die Gleicheren, die auf wundersame Weise in den Sahneecken wohnen, während sich der strunzdumme Jünger nur die Frage stellt, warum immer die Anderen soviel Glück haben.
Schauen wir uns deshalb die Vorlaufzeit eines Produktionsjahres, d. h. die Planungszeit etwas genauer an. Im ersten Vierteljahr können alle Verbraucher Vorschläge für neue Produkte über das Netz an die einzelnen Betriebe eingeben, die bis Ende Mai von ihnen auf ihre Umsetzbarkeit überprüft werden. Im Juni und Juli werden zur allgemeinen Information ihre neuen Ideen von den Produzenten in das Netz gestellt.
Im August erfolgt dann die Gesamtpräsentation mit den bisherigen und neuen Produkten und der Anmeldung des Gesamtbedarfs durch die Konsumentenseite.
Als Orientierungshilfe haben die Verbraucher am Anfang des Jahres eine Übersicht über ihre bezogenen Güter des letzten Jahres von der regionalen Verrechnungsstelle erhalten. Güter, die über mehrere Jahre verteilt genutzt werden, wie Kleider und Haushaltsgegenstände, werden anteilig berechnet.
So so, da muss man dann schon Jahre im vorraus wissen, was man da eigentlich braucht.
Lustig, wenn man sich allein das Wetter in diesem Sommer anschaut. Am Anfang waren da alle noch auf kurze Hosen und Sonnencreme. Jetzt waren eher lange Hosen und Regenschirm angesagt. Ob dafür die lustigen 10% Reserve reichen?
Ebenso können neben den Einzelkonsumenten auch Gemeinschaftskonsumenten wie Hausgemeinschaften, Kommunen, Schulen, Vereine usw. nach Zustimmung des zuständigen Rates ihren Bedarf anmelden.
Aufgrund der Bedarfsmeldungen der Verbraucherseite sowie der ständigen internen Bestandsermittlung stellen die Produzenten der Konsumgüter selbst lang- oder kurzfristige Anforderungslisten an die Betriebe der Produktionsmittelbereiche wie Maschinen und Vorprodukte auf.
Alle ermittelten Bedarfsanmeldungen werden zum Jahresende in einem Volkswirtschaftsplan für das nächste Jahr zusammengefasst. Im neuen Produktionsjahr wird die Planerfüllung von den zuständigen Räten laufend überwacht und ggf. korrigiert.
Ja, der freudlose Sozialismus muss wieder her. Der kennt kein Individuum mehr, sondern nurnoch das Kollektiv. Wie, die schicken blauen Hosen sind schon aus? Wir haben da noch kackbraun im Angebot, fand damals der Rat ganz toll, die Bürger dann doch eher weniger...
Es halt immer erheiternd, dass Linke gerade den großen evolutionären Vorteil des westlichen Systems: Die Individualität, Flexibilität und Eigenverantwortung beseitigen wollen.
Ich wette, auch in diese Räte-Republik wird es bald Maßnahmen gegen Abweichler, Selbstdenker und Quertreiber geben.
Ein guter Ansatz findet sich hier:
Alle Produkte werden nach den in ihnen verausgabten Arbeitszeit bewertet und in Anteilen ausgedrückt. Da die Naturschätze der Gesellschaft gehören, muss für sie nichts bezahlt werden. Erst die Arbeit ab der Förderung der Ressourcen geht in den Wert der Produkte ein.
Im fiesen Kapitalismus gibt es die Produktivität und die Lohnkosten als Preisfaktor.
Bei den Ratenden richtet sich der Preis also nach der Dauer, welche die Hanseln dafür benötigen. Dann überlegen sich die Werktätigen sehr gerne stundenlang, wo an der Hose der Knopf angebracht werden soll. Jeder Mensch optimiert. Hier allerdings in eine völlig andere Richtung. Wie damals bei den Helden, die die LOC eingeführt hatten und dann mit Guttenbergen geschlagen wurden..
Export und Import von Gütern werden ebenfalls nach Arbeitsaufwand über eine internationale Verrechnungsstelle wertmäßig ausgeglichen.
Also das Cafe Größenwahn hat wieder auf. Da soll nicht nur Deutschland umgebaut werden, sondern gleich die ganze Welt.
Kleine Erinnerung an die DDR. Die Ostwaren wurden auch in der BRD angeboten. Als Billigware bzw. gleich als Billigware für den Westen produziert. Wer sich keine A-Ware aus Westdeutschland leisten konnte, nahm mit dem Ostkrempel vorlieb.
Die Ware war im Vergleich so schlecht, dass die nur mit Abschlägen verkauft werden konnte.
Trotzdem lief in der DDR der große Beschiss. Hätte die DDR eine Devise gehabt oder sich an der D-Mark orientiert, wäre der Ost-Lohn bei 1/7 des Westlohns gewesen. So schlecht war real die Arbeitsleistung des sozialistischen Systems.
Zudem war die Bonner Republik der DDR in praktisch allen! Bereichen überlegen.
Von der Qualität der Waren, über die Bildung, den Wohlstand der Bevölkerung, bis zum Umweltschutz.
Jeder Experte für Organisation und Entwicklung setzt heute auf flexible, selbsregulierende Systeme, aber unser Autor möchte mit einer Denke aus dem vorherigen Jahrhundert wieder zum großen Plan zurück.
Hierzu die Weisheit des Generaloberst Helmuth Johannes Ludwig von Moltke:
“Kein Plan überlebt die erste Feindberührung!”
Aber so etwas können nur Leute wissen, die wirklich Plan haben.