Die Bevölkerung unterstellt sich dem Herrscher, von dem es den meisten Schutz erhält, bzw. den sie am ehesten fürchten muss.
Da eine afghanische Zentralregierung nie Ressourcen hatte, um der Bevölkerung im weiten und unwegsamen Land einen materiellen Nutzen zu bringen, orientiert sich die Bevölkerung immer an den für sie maßgeblichen Herrschaften, die über ihr Alltagsleben im Guten wie im Schlechten entscheiden. Das sind die Ortsführer und Regionalmachthaber.
So kam es auch, dass die afghanischen "Warlords" mal auf der Seite kämpften, mal auf der und auch mal für sich selber einen Durchbruch versuchten.
Andere arme Länder haben ähnlich schlechte ökonomische und Ressourcen-Voraussetzungen, bei ihnen haben jahrhundertelange Kolonialgeschichte aber nicht dazu geführt, dass sich eine opportunistische Kriegstradition so tief ins kulturelle Selbstbewusstsein eingeschrieben hat, wie bei den Paschtunen.
Nach dem für die USA verlorengegangenen Krieg droht den Afghanen ein ähnliches Schicksal wie den Nordkoreanern, dass sie zu Dauer-Intimfeinden der USA erklärt sind und sich auf einen viele jahrzehntelangen kalten Revenge-Feldzug auf allen Ebenen (modern: hybriden Krieg) der USA gefasst machen müssen.
Wenn die Taliban wirklich die Macht behalten, könnten sie diejenigen sein, die durch ihre strickte Bildungsferne und Ferne zur paschtunischen Tradition diese auch brechen bzw. überschreiben.