Die Kampagne ist noch immer merkwürdige und faktenfreie Symbolpolitik

Zunächst einmal hat Wolfgang Lieb immerhin zum ersten mal fallen lassen, dass es einen Impfstoff aus China gibt.
Ein Anfang! /sarcasm

Denn was mich an der Kampagne von Anfang an gestört hat war die als Selbstgeißelung getarnte Herablassung, wonach nur "der reiche Norden" in der Lage wäre, einen Impfstoff zu erfinden und herzustellen.

Wer sich diese Liste an zugelassenen Impfstoffen anschaut:
https://en.wikipedia.org/wiki/COVID-19_vaccine#List_of_authorized_and_approved_vaccines
wird feststellen, dass dies nicht der Wahrheit entspricht.

In der "Liste Vaccines authorized for emergency use or approved for full use" ist China sechsfach vertreten, Russland zweifach, Indien und Kasachstan (!) je einmal.

Noch einmal betont: Indien hat bereits einen eigenen Impfstoff entwickelt: "The interim efficacy rate is 81% as per third phase trial." und eine Notzulassung.
Es wird wohl an den Schwierigkeiten mit der Produktion liegen, dass nicht mehr Impfdosen vorliegen und nicht am Mangel an Lizenzen oder dem Zugang zu Patenten.

Die Vertreter der Kampagne unterschätzen die Schwierigkeiten der Massenproduktion m.E. gnadenlos.

Nach der bei der WHO herunterladbaren Liste:
https://www.who.int/publications/m/item/draft-landscape-of-covid-19-candidate-vaccines
befinden derzeit 17 Impfstoffe in Phase 3 Tests.

In der Liste "COVID-19 candidate vaccines in Phase I–III trials" der Wikipedia sind die Kandidaten ebenfalls aufgeführt, darunter zwei weitere Einträge von Indien, zwei von Kuba, einer von Vietnam, einer vom Iran und weitere aus China.

All das spielt in der Argumentation der Vertreter der Kampagne keine Rolle.

Das politische Anliegen, "geistiges Eigentum", das auf Steuergeldern der Nationalstaaten oder Staatenbündnisse beruht als gemeinfrei anzusehen kann ich nachvollziehen, aber das hat mit der Sache nichts zu tun. Wie sehr hingegen mit der Ideologie der Betreiber sieht man daran, dass sie sich mit keinem Wort an chinesische oder russische Firmen wenden und fordern, deren Patente sollten gemeinfrei werden.

Sollten sich die Kampagnenbetreiber eventuell überlegen, ob sie sich hier vor den Karren von Interessengruppen spannen lassen, die ein ganz anderes Anliegen haben?