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FAZi ehrt Nazikriegsverbrecher

"15.03.2005

Feuilleton
Hans Daniel

An der Spitze

Für die Bestände der Heimat: Wie die FAZ das Wirken des Nazigenerals
Erich von Manstein versteht

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat ein fast intimes Verhältnis zu
Hitlers Generalität und dem Militarismus überhaupt. Das liegt wohl
auch an der »dienenden« Rolle des Vorläuferblattes Frankfurter
Zeitung in den Jahren des Faschismus und der unmittelbaren Übernahme
der dem braunen Regime verpflichteten Männer in die
Nachkriegsredaktion. Immer wieder liest man in der FAZ lobpreisende
Gesänge über die Männer, die an der Spitze der deutschen Armeen
standen, die im vergangenen Jahrhundert Europa zweimal mit blutigen
Kriegen überzogen: »Eine Geschichte wie die deutsche hat zwangsläufig
viele militärische Begabungen hervorgebracht. Aber auch in dieser
Gruppe gab es noch eine Spitze.« Zu lesen war das am 28. Februar zu
einer eben erschienenen neuen Veröffentlichung über Hitlers
Feldmarschall Erich von Manstein. Eben der gehört, laut FAZ, in diese
»Spitze« ob seiner »brillanten militärischen Erfolge«.

Ähnliches hatte der Rezensent des Blattes bereits im Zusammenhang mit
einer anderen Publikation über den »legendären Generalfeldmarschall«
von Manstein im vergangenen Jahr von sich gegeben: »Wenn es im
Deutschland des 20. Jahrhunderts eine militärische Hochbegabung
gegeben hat (und die Voraussetzungen hierfür waren sehr günstig),
dann ihn.« (FAZ, 24.9.04) Damit folgt die Zeitung übrigens dem recht
zweifelhaften »Biographischen Lexikon« aus dem Fischer Verlag (1998),
in dem Manstein »unter den nicht wenigen militärischen Begabungen der
deutschen Armee« als die »wohl bedeutendste militärische
Persönlichkeit Deutschlands im Zweiten Weltkrieg, wenn nicht im 20.
Jahrhundert« gepriesen wird.

Die Voraussetzungen dazu waren im 20. Jahrhundert und besonders in
dessen zweiter Hälfte nicht nur »für militärische Hochbegabungen«
sehr günstig. Schon Weltkrieg eins galt als Bewährungsfeld für solche
Herren. Unter Hitler konnte dann richtig an der »Persönlichkeit«
gearbeitet werden – Rassenwahn, Raub- und Eroberungskrieg boten
allerlei Gelichter einmalige Bedingungen. Nicht nur Militärs, auch
Medizinern. Denen bot das Regime Gelegenheit, beispielsweise
KZ-Häftlinge statt Meerschweinchen oder Ratten für ihre Experimente
u. a. im Auftrag der »vielen militärischen Begabungen« zu nutzen. In
der Betrachtung der FAZ über von Manstein liest sich das so: »... die
brillanten militärischen Erfolge stehen in einem denkbar scharfen
Kontrast zu seiner Hinnahme des Judenmords, zu seiner unbarmherzigen
Besatzungspolitik auf der Krim und zu seiner Verweigerung gegenüber
dem militärischen Widerstand.« Als gehe das bei einem Mann dieses
Schlages auseinander. Kaum ein General der faschistischen Wehrmacht
hat so deutlich den Charakter des Krieges gegen die Sowjetunion, die
Einheit von Mord- und Raubkrieg formuliert, wie Manstein. Die
»bedeutendste militärische Persönlichkeit« war gleichermaßen
Theoretiker und Vollstrecker. Man lese nur seinen Geheimbefehl vom
20. November 1941 aus dem Hauptquartier des Armeeoberkommandos 11.
»Seit dem 22. 6. steht das deutsche Volk in einem Kampf um Leben und
Tod gegen das bolschewistische System. Dieser Kampf wird nicht in
hergebrachte Form gegen die sowjetische Wehrmacht allein nach
europäischen Kriegsregeln geführt... Das jüdisch-bolschewistische
System muß ein für allemal ausgerottet werden. Nie wieder darf es in
unseren europäischen Lebensraum eingreifen. Der deutsche Soldat hat
daher nicht allein die Aufgabe, die militärischen Machtmitteln dieses
Systems zu zerschlagen. Er tritt auch als Träger einer völkischen
Idee und Rächer für alle Grausamkeiten, die ihm und dem deutschen
Volk zugefügt wurden, auf... Für die Notwendigkeit der harten Sühne
am Judentum, dem geistigen Träger des bolschewistischen Terrors, muß
der Soldat Verständnis aufbringen.«

Verständnis hatte der Soldat auch laut Mansteins Befehl dafür
aufzubringen, daß die Ernährungslage in der Heimat es erforderlich
mache, daß »möglichst große Bestände der Heimat zur Verfügung
gestellt werden. Besonders in den feindlichen Städten wird ein großer
Teil der Bevölkerung hungern müssen.« Und schließlich: »Die
Herrschaft in diesem Lande verpflichtet uns zur Leistung, zur Härte
gegen sich selbst und zur Zurückstellung der Person.« Dieser Befehl
ist von der unterstellten Heeresgruppe Süd erbarmungslos exekutiert
worden.

1949 wurde Manstein von einem britischen Militärgericht in Hamburg zu
18 Jahren Gefängnis verurteilt. Die waren allerdings 1953 für die,
wie der Publizist Ralph Giordano als Beobachter des Prozesses
unlängst in einer ARD-Sendung sagte, »erbärmlichste Figur, die er je
vor Gericht gesehen hat« schon vorbei. Seiner Indienststellung als
Berater der Bundesregierung bei der Wiederaufrüstung stand nichts
mehr im Wege."
http://www.jungewelt.de/2005/03-15/025.php
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