Zweckpessimist schrieb am 15. August 2005 14:17
> Schön, das es noch soviele Leute gibt, die glauben, dass man mit Geld
> Öl produzieren kann.
Nein, das nicht. Aber es ist nun mal so, daß es *wahrscheinlich* noch
sehr viel Öl gibt, daß eben bislang nicht lohnenswert abzubauen war:
Deutschland hat z.B. selbst nach heutigem Verbrauch noch für gut 100
Jahre Steinkohle. Das sind bekannte Reserven. Seit 30 Jahren baut die
kein Mensch mehr ab, weil der Kohlepreis auf dem Weltmarkt halt zu
niedrig ist. Sollte er steigen, werden im Ruhrgebiet ganz schnell
wieder die Schächte angefahren.
> Dann können die Realisten sich in Ruhe auf die
> Katastrophe vorbereiten.
Irgendwann ist immer Schluß, das ist klar. Aber das wird noch lange
dauern.
> Die Weltwirtschaft ist fragiler, als die meisten Leute glauben. Ein
> Ölpreis von 150$ oder mehr wird eine Weltwirtschaftskrise zur Folge
> haben, gegen die sich 1930 wie ein Saisontief ausnimmt.
Warum? Für die Kunstoffproduktion hätte auch ein Ölpreis von 300 USD
keine so großen Folgen. Dann gibts halt auch Yoghurt nur noch im
Pfandglas und nicht mehr im Plastikbecher. Das war früher, bevor Öl
für uns billig wurde, ganz normal. Verkehr und Transport können mit
bisher vorhandener Technologie hervorragend durch die Schiene
abgedeckt werden, das wird bislang nicht gemacht, aber möglich ist
es. Schau Dir mal das Schienennetz von Deutschland um 1912 an: 58.000
Km, heute: 36.000 Km. Ins hinterletzte Kaff fuhr da ein Zug und die
Bahn kam pünktlich und übernahm den Gütertransport. Und die hatten
nicht einmal Computer. Also das geht alles, wenn man will. Oder eben
einem der Ölpreis so derb in die Fresse haut, daß man muß.
Siehe auch:
http://tinyurl.com/9hcqz
Um sich einen Barrelpreis von 150 USD mal zu vergegenwärtigen, kann
man sich die DDR vor Augen halten: Die mußte ihr Erdöl in Devisen
bezahlen, denn von den Russen bekamen sie nicht viel. Die Ostmark
stand gegen den Dollar immer sehr schlecht: Öl war also für die DDR
sehr teuer:
- Vollkommenes Kunstoffrescycling (SERO)
- sparsame Autos
- wichtige Rolle der Bahn
- geheizt wurde mit Kohlen.
Oder man fährt einfach in ein beliebiges Schwellenland: Für die ist
nämlich der jetzige Barrelpreis bereits so teuer, wie es für uns ein
Barrelpreis von 150 USD wäre. Man fährt dort halt Sammeltaxi und Bus
und wo vorhanden Bahn (Indien z.B.)
Vor allem,
> weil sie kein Ende haben sondern immer schlimmer werden wird. Eine
> Ölgesellschaft hat Angebot und Nachfrage hochgerechnet und kommt in
> fünf Jahren auf einen Preis von über 300$ (ohne einen Kollaps des
> Dollars miteinzuberechnen, der schon viel früher passieren wird). Das
> überlebt die Weltwirtschaft nicht.
Das sehe ich nicht so. Amerika kriegt größere Probleme. Es wird zu
einem autokratischen Staatswesen werden, sehr ähnlich der
Sowjetunion. Das Land wird sich stark entvölkern, v.a. im Norden
(hohe Heizkosten) und im Süden (hohe Klimakosten). Daneben wird zur
erhöhter siedlungsdichte kommen, um Öl für den Transport einzusparen.
Aber selbst die VSA haben genug Ingenieurwissen, um kleine, leichte,
einfache Autos zu bauen. Die Pläne für den Trabant sind weitgehend
public domain, die Patente lange ausgelaufen. Ford wird einen
Kleinwagen massenhaft produzieren, der mit 4 Litern ohne und 5 Litern
mit Klimaanlage auskommen wird. Das wäre für die VSA schon mal ein
gewaltiger Fortschritt: Dann darf sich der Preis für die 3,7 Liter
auch noch mal gerne verdoppeln oder verdreifachen.
Ja es wird krachen im Gebälk, aber nicht so arg. Mein Gott, dann wird
halt mal das Auto 7 Jahre gefahren und nicht nach 3 Jahren ersetzt.
Und das ganze Plastikspielzeug vom Handy bis zum Computer wird auch
länger genutzt werden. Die Welt wird sich entschleunigen, aber so
schlimm wird es nicht.
> Wenn die Weltwirtschaft in Trümmern liegt, lässt sich natürlich auch
> nicht mehr eben ein Notfallprogramm aufsetzen. Der Wiederaufbau
> dürfte den Rest dieses Jahrhunderts in Anspruch nehmen.
Du siehst das zu schwarz.
mfG, yossarian
> Schön, das es noch soviele Leute gibt, die glauben, dass man mit Geld
> Öl produzieren kann.
Nein, das nicht. Aber es ist nun mal so, daß es *wahrscheinlich* noch
sehr viel Öl gibt, daß eben bislang nicht lohnenswert abzubauen war:
Deutschland hat z.B. selbst nach heutigem Verbrauch noch für gut 100
Jahre Steinkohle. Das sind bekannte Reserven. Seit 30 Jahren baut die
kein Mensch mehr ab, weil der Kohlepreis auf dem Weltmarkt halt zu
niedrig ist. Sollte er steigen, werden im Ruhrgebiet ganz schnell
wieder die Schächte angefahren.
> Dann können die Realisten sich in Ruhe auf die
> Katastrophe vorbereiten.
Irgendwann ist immer Schluß, das ist klar. Aber das wird noch lange
dauern.
> Die Weltwirtschaft ist fragiler, als die meisten Leute glauben. Ein
> Ölpreis von 150$ oder mehr wird eine Weltwirtschaftskrise zur Folge
> haben, gegen die sich 1930 wie ein Saisontief ausnimmt.
Warum? Für die Kunstoffproduktion hätte auch ein Ölpreis von 300 USD
keine so großen Folgen. Dann gibts halt auch Yoghurt nur noch im
Pfandglas und nicht mehr im Plastikbecher. Das war früher, bevor Öl
für uns billig wurde, ganz normal. Verkehr und Transport können mit
bisher vorhandener Technologie hervorragend durch die Schiene
abgedeckt werden, das wird bislang nicht gemacht, aber möglich ist
es. Schau Dir mal das Schienennetz von Deutschland um 1912 an: 58.000
Km, heute: 36.000 Km. Ins hinterletzte Kaff fuhr da ein Zug und die
Bahn kam pünktlich und übernahm den Gütertransport. Und die hatten
nicht einmal Computer. Also das geht alles, wenn man will. Oder eben
einem der Ölpreis so derb in die Fresse haut, daß man muß.
Siehe auch:
http://tinyurl.com/9hcqz
Um sich einen Barrelpreis von 150 USD mal zu vergegenwärtigen, kann
man sich die DDR vor Augen halten: Die mußte ihr Erdöl in Devisen
bezahlen, denn von den Russen bekamen sie nicht viel. Die Ostmark
stand gegen den Dollar immer sehr schlecht: Öl war also für die DDR
sehr teuer:
- Vollkommenes Kunstoffrescycling (SERO)
- sparsame Autos
- wichtige Rolle der Bahn
- geheizt wurde mit Kohlen.
Oder man fährt einfach in ein beliebiges Schwellenland: Für die ist
nämlich der jetzige Barrelpreis bereits so teuer, wie es für uns ein
Barrelpreis von 150 USD wäre. Man fährt dort halt Sammeltaxi und Bus
und wo vorhanden Bahn (Indien z.B.)
Vor allem,
> weil sie kein Ende haben sondern immer schlimmer werden wird. Eine
> Ölgesellschaft hat Angebot und Nachfrage hochgerechnet und kommt in
> fünf Jahren auf einen Preis von über 300$ (ohne einen Kollaps des
> Dollars miteinzuberechnen, der schon viel früher passieren wird). Das
> überlebt die Weltwirtschaft nicht.
Das sehe ich nicht so. Amerika kriegt größere Probleme. Es wird zu
einem autokratischen Staatswesen werden, sehr ähnlich der
Sowjetunion. Das Land wird sich stark entvölkern, v.a. im Norden
(hohe Heizkosten) und im Süden (hohe Klimakosten). Daneben wird zur
erhöhter siedlungsdichte kommen, um Öl für den Transport einzusparen.
Aber selbst die VSA haben genug Ingenieurwissen, um kleine, leichte,
einfache Autos zu bauen. Die Pläne für den Trabant sind weitgehend
public domain, die Patente lange ausgelaufen. Ford wird einen
Kleinwagen massenhaft produzieren, der mit 4 Litern ohne und 5 Litern
mit Klimaanlage auskommen wird. Das wäre für die VSA schon mal ein
gewaltiger Fortschritt: Dann darf sich der Preis für die 3,7 Liter
auch noch mal gerne verdoppeln oder verdreifachen.
Ja es wird krachen im Gebälk, aber nicht so arg. Mein Gott, dann wird
halt mal das Auto 7 Jahre gefahren und nicht nach 3 Jahren ersetzt.
Und das ganze Plastikspielzeug vom Handy bis zum Computer wird auch
länger genutzt werden. Die Welt wird sich entschleunigen, aber so
schlimm wird es nicht.
> Wenn die Weltwirtschaft in Trümmern liegt, lässt sich natürlich auch
> nicht mehr eben ein Notfallprogramm aufsetzen. Der Wiederaufbau
> dürfte den Rest dieses Jahrhunderts in Anspruch nehmen.
Du siehst das zu schwarz.
mfG, yossarian