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  • greeen

175 Beiträge seit 09.05.2000

Widerspruch 2

Voeguel schrieb am 15. August 2005 12:23

> Okay die Ölreserven sind knapp - wie knapp weiß niemand. Es gibt
> solche und solche Aussagen. Ist das denn relevant?

Doch, doch einige ahnen es doch etwas genauer wie knapp es ist, als
wir Laien es verstehen könnten.


> Unabhängig von der aktuellen Knappheit gilt folgendes:
> Je knapper Öl wird, desto teurer wird die Förderung. Die Preise
> steigen.
> Durch die steigenden Preise lohnt es sich Öl zu fördern, die vorher
> schon bekannt waren aber nicht wirtschaftlich (Resourcen). Aus
> Resourcen werden also Reserven.
> Man muss gar keine neuen Lagerstätten finden; es gibt noch sehr viele
> alte, die man früher nicht ausbeuten wollte/ konnte.

Falsch. Denn du denkst nur in der finanziellen Dimension. Aber es
gibt ein Gesetz, dass man auch per (viel) Geld nicht auf den Kopf
stellen kann. Wenn man mehr Energie für die Förderung braucht als man
gewinnt, macht es wirklich nicht mehr viel Sinn (denn wenn man so
viel Energie bereits hat, kann man es gleich sinvoller anders
einsetzen).
Bei Peak Oil geht es nicht darum, dass das Öl ausgeht, sondern dass
das billige Öl ausgeht --> auf dem wiederum unsere gegenwertige
Lebensweise basiert.


> Durch die aktuellen Preisanstiege sind die Reserven  größer geworden,
> da nun z.B. kanadische Ölsände wirtschaftlich zu fördern sind. Meines
> Erachtens resultiert der aktuelle Preisanstieg auch nur aus knappen
> Rafineriekapazitäten, so dass reichlich vorhandenes Schweröl nicht
> ohne weiteres in leichtes wertvolleres Öl umgewandelt werden kann.
> Hier wurden (absichtlich?) Investitionen in Kapazitäten unterlassen
> und so entstand ein Flaschenhals.

Die Reserven werden nie grösser, höchstens der Verbrauch wird
kleiner. Aber nur mal zum Beispiel von Kanada. Es ist richtig, dass
die eine ganze Menge Ölsand haben. An die 180 Milliarde Barrel sagt
man. Davon könnte man die Welt - vorausgesetz man kann es beliebig
schnell fördern und man hätte nur diese Quelle - ca. 6 Jahr beim
gegenwärtigen Verbrauch am Laufen halten (zur Zeit ca. 30 Milliarden
Barrel pro Jahr). Allerdings wir aus verschiedenen Richtungen klar,
dass das Ölsand nicht beliebig schnell abgebaut werden kann. Man geht
von folgenden Zahlen aus:

Companies such as ChevronTexaco, Shell, Exxon Mobil, Petro-Canada and
Suncor Energy have made multibillion-dollar investments in the oil
sands in recent years, raising total production to about 1 million
barrels per day. If sufficient natural gas is available to cook the
sludge, output from the oil sands is expected to reach 2 million
barrels per day by 2010, rising to 3 million by 2020 and as much as 5
million for many decades to come.

(nachzulesen hier: http://www.energybulletin.net/4942.html)

Aber auch Erdgas, wie oben angegeben ist nicht unendlich verfügbar
und wird verstärkt an vielen anderen Fronten benötigt. Zum Beispiel:
- Heizung
- Stromerzeugung (sehr verbreitet)
- Grundlage für Dünger (auch sehr verbreitet)
Und dann braucht man für die Ölgewinnung aus Ölsand unmengen suaberes
Wassr. Und natürlich bleiben am Ende Berge von Umweltmüll übrig, was
wiederum in anderen bereichen dann zum Problem wird (abwasser -->
Fischerei --> Lebensmittelgrundlage)

> Wenn die Ölpreise so stark steigen, dass es sich alternative
> Technologien lohnen (backstop-technolgien), wie z.B.
> Brennstoffzellen, dann wird man auf diese Technologien umsatteln.
> Während das Öl immer teurer wird, werden diese Technologien immer
> billiger (Lernkurven).
> Das liegt aber in weiter Ferne, da die statische Reichweite für die
> Ölreserven  laut International Energy Agency auf 40 Jahre geschätzt
> wird. 

Diese Zahl von 40 Jahren ist lebensgefährlich. Denn sie geht von
folgendem aus:
- der Verbrauch bleibt auf heutigem Niveau
- die Vorhersage der Reserven stimmt
- und wir können alles bis zum letzten Tropfen herausholen

Und genau der letzte Punkt geht auf das Hauptthema von peak Oil hin.
Man wird nie in der Lage sein auch nur ansatzweise die Reserven foll
auszuschöpfen. Weder wirtschaftlich noch von der Energiebillanz her
sinnvoll.


> Es ist nicht davon auszugehen, dass von einem Tag auf den anderen das
> Öl ausgeht. Es wird einen graduellen Umschwung geben.

Nur wird bei diesem Umschwung eine gigantische Umverteilung losgehen,
die auch sehr kurzfristig zu grossen Umwälzungen führen kann (es
läuft ja bereits)!


> Die Ölknappheit ist an sich kein Problem; viel problematischer ist
> die CO2-Freisetzung bei der Verbrennung von Öl. Durch die intensive
> Nutzung wird der Treibhauseffekt verstärkt, so dass es sinnvoll ist
> vorzeitig auf Backstoptechnologien umzusteigen.
> Der Markt ist nicht in der Lage dies vorzeitig zu erreichen. Deshalb
> könnten Ökosteuern, Umweltauflagen, zertifikatehandel sinnvolle
> staatliche Tools sein, um Öl zu verteuern. In diesem Sinne sind hohe
> Preise eine Freude für Umweltschützer.

Genau und zum Schluss kommt der Umweltschutz. Das könnte der einzige
Bereich sein, der von peak Oil längerfristig profitiert (wenn sich
nicht alterantiv wieder alle auf Kohl stürzen).

Ich denke alles im Allen hat Peak Oil noch eine viel tiefer Aussage
als nur das Problem mit dem Öl. Es mag zwar sein, dass mit den
verscheidenen Alternativen/Ideen/Techniken viel Menschen noch sehr
weit kommen werde. Aber nicht alle. Wie ich meine ist einfach eine
Kopfzahl auf der Erde erreicht, die längerfristig nicht mehr
vernünftig durchzubringen ist. Sprich ohne, dass sehr nachhaltig
Lebensräume zersört werden, sauberes Wasser knapp wird, der Boden
endgültig ausgelaugt und unfruchtbar wird. Denn eigentlich hat ja
auch nur das Öl die Möglichkeit eröffnet, dass die Menschheit so
explosionsartig gewachsen ist (und dabei so viel kaputt machen
konnte). Da bleibt also die Frage, wie viel Mensch die Erde
verkraften kann.

Ich empfehle dir dazu den Artikel (heute schon einige mal von mir
angebracht):

Eating Fossil Fuels
http://www.fromthewilderness.com/free/ww3/100303_eating_oil.html

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