... unseren liberal demokratischen Systems. Der Aufstieg dieser Gesellschaftsform ging mit der Massenautomobilisierung nach dem Krieg einher. In den USA schon etwas früher, in Europa erst danach.
Vorher war der Normalo in aller Regel Knecht und danach Arbeiter. Beides in sklavenartiger Abhängigkeit. Bestenfalls in im Faschismus 'Volksgenosse', also auch alles andere als ein Individuum. Nach dem Krieg wurde der Arbeiter immer mehr zum Bürger, ja Kleinbürger, aber immerhin. Der Arbeiter, der Knecht ging zu Fuß, Individualverkehr war dem Adligen und dann dem Großbürger vorbehalten. Das Reitpferd, die Pferde-Kutsche, später die Benzin-Kutsche. Der Kleinbürger dagegen konnte plötzlich selbstständig hinfahren, wo und wann er wollte. Ich vermute, dass das gerade in Deutschland ein Symbol für das neue, vormals ungeliebte demokratische System war und somit auf Akzeptanz gestoßen ist.
Eins der wichtigsten Mythen in der Nachkriegszeit war der Western. Das Besondere am Western: In den Geschichten ritten sogar die Knechte ein eigenes Pferd, die Siedler fuhren als Familie in eigenen Planwagen der Freiheit, ich sag mal dem guten Leben entgegen.
Gesellschaftssysteme, die grundsätzlich kritisch dem Individualismus gegenübergestellt waren (und sind), die die Menschen als Genossenschaft sehen wollen, hatten immer ihre Schwierigkeiten mit dem Automobil. Ohne jede Not stoppte die DDR-Führung die Weiterentwicklung des Trabbis, der ja anfangs ein modernes Auto gewesen war. Man wollte einfach nicht, dass jeder frei entscheiden konnte, wo und wohin er sich bewegen möchte.
Dito bei den Links-Woken unserer Zeit. Sie scheinen all ihr Streben dahinein zu legen, dass jeder kollektiv in Reihen sitzend in Röhren unterwegs sind, am liebsten auf Schienen, auf dass man immer unter Kontrolle hat, wohin die Reise geht. Ich lese in woken Publikationen, wie Journalistinnen auf Recherchereise gehen in ländliche Gegenden, um zu erkunden, warum denn die Leute dort nicht den Bus nehmen wollen. Selbst ich als Stadtmensch verfolge dieses unsinnige Tun, das muss ja nun wahrlich jedem einleuchten, dass in der Fläche niemals ein Verkehrsmittel dem Auto das Wasser reichen können wird. Ich glaube, es geht nicht um die Umwelt, das Klima, das sind nur Vehikel, um eine kontrollierte Gesellschaft zu erreichen.
Vielleicht kapiert ihr es auch irgendwann: Die Leute wollen es nicht. Die Leute wollen nicht als Kollektiv-Vieh in einer Stahlröhre nach Takt chauffiert werden, sie wollen selbst entscheiden, wann sie sich in Bewegung setzen. Klima hin, Klima her. Auf der ganzen Welt übrigens und generationenübergreifend, sogar in den Metropolen, wo man irgendwie mit dem ÖPNV hinkommen kann. Die Jugend auch bei uns möchte mitnichten auf das Auto verzichten, ein paar FfF-Görlies sind nicht repräsentativ, das sind erweckte Ausnahmen, für die sich früher Sektenbeauftragte zuständig gefühlt haben.