Dann müssten eigentlich jene zum Kriegsdienst ermutigt werden, die am lautesten "Hurraaaaa" rufen. Die kneifen aber gewiss, wenn's Ernst wird.
Angeblich will ja jeder Zehnte das Land verteidigen helfen, sollte es angegriffen werden. Wobei, ganz so sieht es nicht aus: es ist nur jeder Zwanzigste (5%). Die andere Hälfte der Landesverteidiger würde sich zwar verpflichten lassen, aber Dienst fern der Front leisten, also eher "kriegswichtige Unterstützung" denn "Dienst an der Waffe". Da beides wichtig ist für die Truppe, nämlich kampftaugliche Soldaten wie auch die Logistik hinter dem Soldaten, wären es also bis zu 8 Millionen verpflichtungswillige Menschen, von denen dann 4 Millionen kämpfen würden. So jedenfalls lässt sich die Umfrage deuten:
https://www.welt.de/politik/deutschland/article243698965/Umfrage-Im-Angriffsfall-waere-jeder-zehnte-Deutsche-zum-Kriegsdienst-bereit.html
Lustigerweise würde ich sogar zu den "Zehn Prozent" gehören: zwar will ich keinesfalls eine Waffe in die Hand nehmen, aber vermutlich im Lande bleiben, damit meine Familie fliehen kann. Damit wäre mein Posten klar: hier sehe ich mich bei THW & co, beim Evakuieren der Zivilbevölkerung in frontnahen Städten und Gemeinden. Auch solche Dinge gehören für mich ein Stück weit zur "Landesverteidigung", wenn sich nämlich die Soldaten keine Sorgen machen müssen um ihre Familien.
Nun ist das alles reine Theorie. Droht der Ernstfall, werden keine 4 Millionen Freiwillige vor den Kasernen stehen und um Ausrüstung und Ausbildung bitten. Vielleicht bekommt man 400.000 Mann zusammen - also nur ein Zehntel. Damit würde aber nicht jeder Zwanzigste Kriegsdienst leisten, sondern nur jeder Zweihundertste. Die Größenordnung von 400.000 freiwilligen Soldaten halte ich für sehr viel realistischer als das Millionenheer, was sich hier potentiell im Lande freiwillig aufstellen lassen würde.
In den Krieg ziehen heißt, Testament machen und damit rechnen, irgendwann als MIA oder KIA auf einer Verlustliste aufzutauchen. Wenn man Glück hat, kommt man ohne Kratzer aus Krieg heraus, jedenfalls körperlich. Psychisch kriegt jeder seinen Knacks weg, leidet unter PTSD oder zumindest langjährig unter Alpträumen und sonstigen seelischen Narben.
Also wo die Romantik im Krieg liegen soll, weiß ich nicht: Helden gibt es keine im Krieg und jene, die doch an sowas glauben, landen als erste im Lazaret oder unter der Erde. So einen Verrückten kenne ich tatsächlich aus dem Bekanntenkreis, der ist auch uniformiert. Aber laut psychologischem Gutachten darf er keine Einheit führen aufgrund seiner "Einstellung" - vulgo, er gilt als Risiko, sollte er Verantwortung übertragen bekommen.
Wie gesagt, ich war nie im Krieg. Ich bin ein Stück weit stolz drauf, in dritter Generation kein Blut an den Händen zu haben: mein Vater war zwar bei der NVA und dem Grenzsschutz im Einsatz, musste aber nie Gebrauch machen von der Waffe. Meine Großväter waren beide zu jung für den Kriegsdienst im dritten Reich, obschon der ältere (inzwischen verstorben) seine Einberufung zu den Flakhelfern bereits in der Tasche hatte. Der Krieg war halt schon früher aus. Entsprechend hoffe ich, dass auch der vierten Generation in meiner Familie die Hände rein bleiben dürfen.