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mehr als 1000 Beiträge seit 01.12.2023

Vorschlag zur Einbürgerung: Zivildienst 24 Monate.

Spielen wir mal für einen Moment mal mit dem Gedanken, wir hätten eine funktionierende, gerechte Welt. Ein Einwanderungswilliger steht vor der Deutschen Botschaft und hat alles beeinander: Pass, Geburtsurkunde, Lebenslauf, gute Sprachkenntnisse Englisch und ein bisschen Deutsch. Nun gibt's nicht "einfach so" die Staatsbürgerschaft, sondern eben gegen "Bringschuld": dazu gehören Integrationswille, Bildung bzw. Fachkompetenz und eine gewisse finanzielle Sicherheit, so dass der Einwanderungswillige eben der Gesellschaft sofort ein Gewinn darstellt.

Müssen wir diesen Menschen zum Dienst an der Waffe "ermutigen", um sein Einbürgerungsverfahren zu beschleunigen? Ich glaube nicht. Ich halte davon als ehem. Wehrdienstverweigerer nichts. Im besten Falle mag ja der Einbürgerungswillige so seine Loyalität beweisen wollen und verrichtet seinen Dienst ordentlich. Im dümmsten Falle landet er in einer Einheit mit stark nationalistisch geprägtem Geist und wird rassistisch angefeindet - warum sollte er unter solchen Bedingungen dienen und Loyalität demonstrieren wollen? Im allerungünstigsten Falle, quasi der GAU sozusagen, gibt man einem Menschen eine Waffe in die Hand, der sie sofort auf seine Kameraden richtet oder seinen Dienstherren - keine gute Idee also.

Hier hätte ich einen sinnvolleren Gegenvorschlag zu präsentieren: statt Dienst an der Waffe lieber Dienst an der Gesellschaft - also Zivildienst. Das wird zwar so auch nicht die Lücke in den Pflegeberufen schließen und soll auch gar nicht, aber es könnte helfen, die noch arbeitenden Pflegekräfte ein Stück weit zu entlasten. 24 Monate sollen es sein, die der "Einbürgerungszivildienst" dauern soll: das ist lang genug, damit der Einbürgerungswillige auch wirkungsvolle Unterstützung liefern kann, gleichzeitig ist der Zeitraum nicht zu lang gewählt, um als "Schikane" zu wirken. Natürlich sollte der Einbürgerungszivildienstleistende angemessen bezahlt werden für seine geleistete Arbeit.

Der Dienst an der Gesellschaft kann, muss aber nicht im Pflegeberuf ausgeübt werden. Auch andere Optionen sollten offen stehen, die früher durch Zivildienstleistende abgedeckt worden sind.

Die ganze Angelegenheit hätte gleich mehrere positive Effekte: zum einen hat der Einbürgerungswillige direkt die Gelegenheit, sich als produktives Mitglied der Gesellschaft zu beweisen. Zum anderen hätte man hier auch die Möglichkeit, einem Einwanderungswilligen ohne nennenswerte Qualifikation einen Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen, indem er nach Ende des Zivildienstes als regulärer Angestellter in den Beruf einsteigen kann. Denn nach zwei Jahren Zivildienst in einer bestimmten Branche kann man durchaus von Erfahrung sprechen, die eine fehlende Ausbildung kompensieren kann.
Die Pflegelücke ließe sich zwar nicht direkt, aber doch auf mittelfristige Sicht schließen, vorausgesetzt, man verzichtet auf Ausbeutung dieser neuen Arbeitskräfte. Deutschland sollte sich für erwerbsfähige Einwanderer attraktiv darstellen - und eben nicht Interessierte in den Billiglohnbereich hineinschieben.

Sicherlich können wir uns über den Dienst an der Waffe für Einwanderungswillige unterhalten, aber wenn, dann keinesfalls ohne den Zivildienst als primäre Option in den Raum zu stellen. Es entfällt so nebenher die "moralische Rechtfertigung", die früher vonnöten war, um sich dem Wehrdienst zu entziehen, d.h. die Optionen sind frei wählbar.

Wäre zumindest mal einen Gedanken wert.

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