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  • bauwagenmafia, Gerd Kauschat

375 Beiträge seit 21.10.2017

Kaputtgemarktwirtschaftet

Vorweg: Ich habe Anfang der 90er bei der Reichsbahn, und dann später nach deren Auflösung bei der S-Bahn-Berlin GmbH (Tochter der Deutsche Bahn AG) gelernt - was ich hier schreibe ist der Eindruck, den ich damals gewonnen habe, der bestätigt sich aber auch immer wieder, wenn ich mit Leuten rede, die noch bei der Bahn arbeiten.

Diese ganze Privatisierungssache hat das Betriebsklima bei der Bahn total zerstört. Die Leute, die ich während der Lehre bei der Bahn kennen gelernt habe, waren eigentlich Bahner mit Herz und Seele. Klar hat man sich's in seinem Bereich gemütlich gemacht, aber: Dass das Ding läuft, und die Züge pünktlich waren, war Ehrensache - man hat sich mit dem eigenen Betrieb identifiziert. Dann kamen die Entlassungen (rausekeln wäre wohl in vielen Fällen auch eine gute Beschreibung, Ingenieure, die Bahnschranken streichen mussten und so), die Ausgliederungen usw. Aus der Herzensangelegenheit, die umgekehrt mit wirtschaftlicher Sicherheit belohnt wurde, wurden - vielfach prekäre - Jobs, mit denen sich niemand mehr identifiziert.

Ein anderes Thema ist die Inkompetenz, die dann einzog - irgendwelche Manager-Typen , die von Schienenfahrzeugbetrieb keine, von PR und "Vernetzung" aber um so mehr Ahnung hatten, trafen jetzt Entscheidungen über Materialbeschaffung und Betriebsablauf. Einfache, zwar personalaufwändig,e aber dafür sehr robuste Technik, die von den Bahnern an der Strecke meist selbst wieder instand gesetzt werden konnte, wurde durch fehleranfällige Elektronik ersetzt, und an der Strecke ist kaum noch jemand präsent, der schnell und unkompliziert reparieren oder mit händischen Maßnahmen (Signalfahnen und so) notfalls einen Notbetrieb einrichten könnte.

Noch gibt es Leute, die wissen, wie man einen zuverlässigen Bahnbetrieb organisiert, aber nicht mehr lange - wahrscheinlich müsste man jetzt schon viele Leute aus dem Ruhestand holen, wenn man das machen wollte, und irgendwann verscheidet das Wissen darum, wie so etwas geht, dann mit den Menschen, die es in ihrem Kopf besitzen.

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