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358 Beiträge seit 31.07.2023

Re: Work-life Balance - einfach die "Extras" bezahlen

Es sind ja nicht nur fehlende Lokführer, die dem Betrieb unserer Gesellschaft abträglich sind. Es fehlt ja auch an Pflegekräften, an Medizinern, an Handwerkern, an allem - nur an einem nicht: an produktionsfernen Lufthülsenproduzenten und Zahlenschiebern.

Der normale Arbeitnehmer (Frauen dürfen sich angesprochen fühlen) möchte halt einen klar definierten Arbeitstag, je nach Arbeitsvertrag eben 7 oder 8 Stunden täglich an "üblichen" Arbeitszeiten, z.B. von 7:00 Uhr bis 16:00 Uhr (inkl. 1 Stunde Pause). Alles andere sind "Extras", die eigentlich auch als solche bezahlt werden sollten - und zwar abzugsfrei.

Die Pflegebranche hätte weniger Probleme, wenn die Pflegekräfte gemäß ihrer Einsatzleistung auch bezahlt würden. Samstagsarbeit muss nicht mehr einbringen, wenn dafür ein anderer Wochentag freigegeben wird. Nachtschichten sollten grundsätzlich mit Boni entlohnt werden, egal, ob Hilfskraft (Pflegeassistenz) oder vollwertig ausgebildete Pflegekraft (früher: Altenpfleger/in bzw. Krankenpfleger und Krankenschwester) und auch die Zeitarbeitskraft gehört da mit berücksichtigt.
Sonn- und Feiertage gehören nicht nur gesondert vergütet, sondern auch mit einem Ausgleichtag abgegolten. Letztendlich haben auch Pflegekräfte Anspruch auf (je nach Monat) 9 arbeitsfreie Tage zzgl. etwaiger Feiertage - und nein, "Personalknappheit" darf keine Ausrede sein für Dauereinsätze.
Am Ende kann es nicht sein, dass Pflegekräfte auf Verschleiß gefahren werden und 10, 12, 14 Tage am Stück auf die Station gerufen werden, dann großzügige drei oder vier Tage "regenerieren" dürfen um den Rest des Monats wieder ins Hamsterrad gelassen zu werden.

Und das gilt letztendlich auch für Fernfahrer oder eben Lokführer: Sonntags- und Feiertagsarbeit gehört besonders vergütet, die Ausgleichstage gehören eingehalten und wer Nachts fahren muss, muss eben auch entsprechend vergütet werden.
Ich bin auch grundsätzlich der Meinung, dass Monteure auf Montage, Fernfahrer, die in der Ferne im Hotel unterkommen müssen oder eben Lokführer, die über die "freien Tage" fern des Wohnsitzes verbleiben müssen, eben auch für diese "Fernresidenzzeiten" bezahlt werden sollten. Am Ende soll der Druck auf den Arbeitgeber ausgeübt sein, dass dieser Arbeits- und Streckenpläne so plant, dass seine Arbeitnehmer eben idealerweise keinen einzigen freien Tag nicht bei der Familie verbringen müssen. Es ist nicht immer möglich - logo. Aber dann ist das halt ein "Extra" und das gehört bezahlt, auch wenn der Arbeitnehmer keinerlei Produktivtätigkeit für den Geschäftsbetrieb nachgeht.

Bevor wer meint, es wird dann alles "teuer": es gibt kein Naturgesetz, was angemessene Bezahlungen der Arbeitnehmer verbieten würde. Es gibt aber ein paar Grundrechenarten, die letztendlich irgendwie den Zusammenhang zwischen "Personalzeit", "Personalkosten" und "Profite" abbilden können - und der Grund, warum das Personal immer mehr Arbeit und längere Arbeitszeiten aufgebrummt bekommen, ist eben bei den "Profiten" zu suchen. Und da scheint sich der Ungeist der Apple-Renditen ins Hirn gebrannt zu haben, wenn man da 80% Rendite erwartet, wo der gesunde Volksökonom eher 8% als "gesund" empfiehlt.

PS: ich habe einen Freund, der ist Fluglotse. Der hat maximal 6 Stunden zu arbeiten und die Pausenzeiten werden peinlich genau protokolliert. Dazu kommt, dass Extraschichten sofort vergütet werden - mehrere tausend Euro. Pro Schicht. Der Freund arbeitet am Frankfurter Flughafen und trägt entsprechend Verantwortung.

Aber auch ein Lokführer trägt Verantwortung - nämlich über die Passagiere im Zug. Da sollte die Entlohnung auch entsprechend angepasst werden und kein Passagier will mit einem Zug fahren, dessen Lok von einem übermüdeten, frustrierten und unterbezahlten Fahrzeugführer gesteuert wird. Auch darüber sollte mal nachgedacht werden.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (31.07.2023 17:54).

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