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Avatar von auf_der_hut
  • auf_der_hut

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2008

Re: Personen, nicht Programme stehen auf dem Wahlzettel

Also auf meinem Wahlzettel stand die Partei und dahinter die ersten 10 Namen der Liste - ich weiß nicht, wie Ihrer aussah.

Verstehe ich das richtig, dass sie meinen, so richtig demokratisch wäre es nur, wenn es ausschließlich Direktkandidaten gäbe? Also einen winner-takes-it-all Regel wie in den USA und dem UK? Vorsicht: diese Systeme lassen rund die Hälfte der Stimmen einfach unter den Tisch fallen, sind extrem anfällig für Manipulation durch geschicktes Zuschneiden der Wahlkreise (Gerrymandering) und können dazu führen, dass nicht der Kandidat mit der höchsten Stimmenzahl gewinnt - was man als Verletzung des "one man - one vote" Prinzips interpretieren kann. Die Möglichkeit, die Mandatsträger direkt zu bestimmen, hat also einen hohen Preis.

Die Regierung können sie mit der Wahl in der Tat nur indirekt beeinflussen. Deshalb heißt die Veranstaltung ja auch Parlamentswahl und nicht Regierungswahl. Die Wahl bezieht sich immer auf die Legislative, nicht auf die Exekutive. Das ist auch in der EU so, wo es mit dem Rat neben dem Parlament noch ein zweites demokratisch legitimierte Machtzentrum gibt, das aus den gewählten nationalen Regierungen besteht. In Präsidialdemokratien ist das anders, was den Nachteil hat, dass es zu schwierigen Blockaden führen kann, wenn Präsident und Parlament unterschiedlichen Lagern angehören. Das kann in reinen Parlamentssystemen nicht passieren, weil ein Kanzler oder Premierminister, anders als ein Präsident, vom Parlament gestürzt werden kann.

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