Welchen Beitrag kann eine philosophische Reflexion hier überhaupt leisten? Gibt es nicht wesentlich wichtigere Dinge gerade als abstrakte Theorien und Argumente zu wälzen? PhilosophInnen sind keine ÄrztInnen und keine sonstigen wichtigen Fachkräfte, die wir brauchen, um so eine Krise zu überstehen und Menschenleben zu retten. Zumindest nicht direkt. Ihre Tätigkeit des Abwägens und Ergründens liegt vor oder nach der Krise, meist nicht mittendrin.
So, so. Das Dummvolk handelt nur, während die Philosophen "abwägen und ergründen".
Um es einmal in ein knackiges Bild zu transformieren:
Der Philosoph war weder vorher oder nachher, noch beim Bergsteigen dabei.
Er erzählt uns dann aber hinterher etwas über das Bergsteigen.
Dennoch stecken in dieser Krise...
, die ganz ohne Philosophie nicht befriedigend gelöst werden können
Ohne Philosophie nicht, aber ganz sicher ohne die Schwätzer.
Mit Bewertung ist hier nicht gemeint, dass die Philosophie, die Königin der Wissenschaften und allwissend sei - das ist sie sicher nicht; die Philosophie ist vielfach eher durch eine große Unwissenheit im Sinne des Fehlens von allgemein akzeptierten, bestätigten Theorien oder gar Fakten gekennzeichnet.
Die Philosophie ist der große Mülleimer und Dinosaurier im Betrieb, die ihre Existenzberechtigung allein einer überkommenen Aufteilung der Gebiete aus dem Altertum verdankt.
Es zielführend hier endlich einmal zu entrümpeln.
Man sollte die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie zusammen mit den Struktur- und Formalwissenschaften zu einem Bereich machen und das Gerümpel, dass dann übrig bleibt den jeweiligen Fachdisziplinen zuschlagen.
Für die Philosophie wird wohl eine wichtige Frage sein, ob die Entscheidungen und Handlungen der letzten Wochen und jene, die noch kommen werden, moralisch richtig sind. Es ist jetzt schon klar, dass es weder jetzt noch später einen Konsens geben wird. Dafür sind zu viele Abwägungen nötig, die schwer zu tätigen sind: Wie stehen etwa die Werte des Lebens, der Gesundheit, der wirtschaftlichen Prosperität oder Freiheitsrechte gegeneinander? Welche Optionen stehen eigentlich zur Verfügung und welche Folgen sind mit ihnen verknüpft? Das ist gerade jetzt schwer abzuschätzen. Prognosen sind aber notwendig, um Alternativen auszeichnen zu können.
Das können aber alles nur Fachexperten beurteilen und gewichten. Keine Philosophen.
Für Hegel fällt im sittlichen Staat die Moralität mit der Befolgung der Gesetze zusammen, aber klarerweise nur, wenn die Gesetze selbst moralisch richtig sind.
Hups, der Hegel der alte Flegel!
Der lebte noch vor den Kindertagen der modernen Wissenschaft, als man mit guter Allgemeinbildung sich fast schon als Universalgelehrten bezeichnen konnte.
Die Zeiten, in denen man sich einfach in die Tonne legen und über die Welt philosophieren konnte, sind lange vorbei.
Der Output und Wert der heutigen Fakultäten und Fachbereiche marginal.
Da kann man auch den Yogis beim Fliegen zuschauen, dass ist ähnlich gehaltvoll.