Man hat ja hier nun dann schon einiges gelsen, sowohl von dem Herrn Professor, als auch von den Kommentatoren hier.
Gleich mal vorneweg, der Titel ist ein wenig clickbait im Vergleich zum Inhalt... Die Solaranlage auf dem eigenen Dach zur Unterstützung des Eigenverbrauchs ist wirtschaftlich sinnvoll. Sowohl für den privatanwender als auch für den industriellen nutzer, einfach schon aufgrund der bisher schon hohen Strompreise und den seit Anfang des Jahres exorbitant gestiegenen Preise.
Rechenbeispiel.. Ein Privathaushalt mit 3800 kWh jahresverbrauch baut sich eine 10 kW peak Solaranlage aufs Dach. Kosten ca. 15000 Euro. Er erzeugt damit ungefähr 10000 kWh jährlich. Mehr als er braucht, viel mehr.. Aber dummerweise nicht zu Zeiten wo er sie braucht.. Im Sommer, tagsüber.. Brauchen tut er sie aber im Winter und in den Abend und morgenstunden.. Außer vielleicht zum mittagessen kochen. Trotzdem ist davon auszugehen, dass er auch ohne Speicher ca. 2000 kWh / jahr selbst verbrauchen wird, was schonmal schlanke gut 800€ / Jahr, tendenz steigend sind.. Die restlichen 8000 kWh veräussert er zu 8 cent (wer jetzt baut etwas weniger, wer früher gebaut hat etwas mehr). Das sind nochmal schlanke 640€ einnahmen. Reicht also fast um die 1800kWh bei 40cent / kwh die noch fehlen zu bezahlen. Die Anlage ist nach 10 Jahren bezahlt und produziert dann nochmal 10 Jahre gewinn mit steigenden Preisen, bei geringerer Ausbeute.
Bei einem Industriebetrieb mit 40000 kWh peak Anlage und 38000 kWh Verbrauch sieht das ganze nochmal wesentlich günstiger aus, da der Strom hauptsächlich während der Tageszeit gebraucht wird, wo chance auf Sonne besteht. Sie kostet ca. 40000 €. Es werden 38000 kWh benötigt, die Anlage liefert ca 40000 kWh. Es kommt zu einer Eigennutzung von min 60% hier. Heisst es müssen noch ca 14000 kWh zu 30 cent / kWh zugekauft werden und ca 16000 kWh werden zu 0,05 cent verkauft... Einsparung 24000 * 0,3 = 8000€. Erlös aus Verkauf 800€. Anlage bezahlt nach weniger als 5 Jahren. 15 Jahre Gewinnerzeugung bei fallender Erzeugung und steigenden Preisen.
=> Für den Kleinnutzer wirklich interessant, aber Effizient volkswirtschaftlich sind tatsächlich großanlagen in günstiger Lage, betrieben durch den lokalen Versorger selbst, denn er erzielt 0,3 bis 0,4€ abzuglich steuern und netzkosten aus jeder kWh, die er an den Kunden bringt. Wie der Autor korrekt darstellt.
=> es ist definitiv ein dualer Ansatz zu fahren..
=> es wäre sinnvoll, wenn der staat Anreize schaffen würde und betrügern in diesem Sektor einen Riegelvorschieben, auch und gerade als Kleinanleger in Anteile an große Anlagen zu investieren.
Beispielrechnung..Ein 40.000€ invest in eine Großanlage sichert einen Anteil von ca 80kW peak = 80000 kWh Erzeugung. Die Einnahmen aus dem Verkauf, abzüglich der Kosten für Netzbetrieb und Kundenaquise und Verwaltung seien 20 Cent / kWh = 16000€. Und schon 10 cent / kWh wären genauso attraktiv für unseren industrie Verbraucher. Unser Privatmann würde für sein 15000€ investment einen jährlichen Anteil von 30000 kWh erhalten und mit den Einnahmen aus dem Investment kostenlosen Strom haben und noch etwas verdienen.
q. e. d. Herr Professor liegt richtig, jedoch sind die vorraussetzungen dafür eben nicht da.. Man fördert lieber jetzt schon Batteriespeicher von zweifelhaftem Nutzen.
Betrachten wir den Preisunterschied zwischen eingespeistem und zugekauften Strom als Mietgebühr für einen Speicher, der groß und schnell genug ist, um meinen ganzen erzeugten Strom aufzunehmen und min 6 Monate vorzuhalten. Denn nur so wäre der Industrieanwender wirklich unabhängig.. Heisst 16.000 * 0,25 = 4.000€ mietkosten. bzw wir verkaufen ja immernoch 2000 kWh, weil wir ja nur 16.000 mehrbedarf über den eigenverbrauch haben.
Ergo 3900€ jährliche Miete. Heisst 39000€ über 10 Jahre, heisst 78.000 Euro über 20 Jahre... Kriege ich für 78.000€ einen Speicher der groß genug ist und genug Umrichterleistung bringt? 30kW wird der Wechselrichter definitiv aus den Batterien nuckeln können müssen, denn die werden auch mindestens von der Solaranlage mit 40kW peak zu spitzenzeiten anliegen. Und der Speicher wird sogar 40kW evtl sogar 50kW hergeben müssen, wenn der 11kW kompressor läuft, die 5 Produktionsanlagen mit 8kW spitzenlast morgens anlaufen und die klimanlage oder warmepumpenheizung im Winter morgens auch ihre 10kW nuckelt, wenn die mitarbeiter um 8 zur arbeit erscheinen.. Mit der Speiseleistung der Batterien ergibt sich bei momentanem Technikstand schon eine Mindestgröße des Speichers von 60 bis 70 kWh.. Und die reichen noch lange nicht für komplette autarkie... So ab 300kWh speicherplatz könnte es evtl klappen... Und 3 Tage regen und dunkel im Winter sind hier immernoch nicht unnormal.. Aber auch bei 70kWh mit nem 50kW wechselrichter sind wir schon deutlich über den 78000€, die man einsparen könnte durch 100% autarkie.
=> Herr Professor ist wieder im Recht.. Der Weg über dezentrale Speicher macht erst Sinn, wenn wir bei 70 bis 80% "ökoerzeugung" sind.. Und da dann wahrscheinlich liegen wir wieder mit zentralen speicherclustern in der nähe der Verbraucher besser.. (wobei man den Strom ja nicht zwangsweise in Form von Strom speichern müsste.. z. B. Wasserstoff aus Wasser durch elektrolyse für Wasserstoffgetriebene Autos).
=> Herr Professor hat schon wieder recht, so eigenartig es klingt.
Es werden momentan die falschen Dinge gefördert, Schritt zwei wird vor Schritt eins versucht und das nicht zugunsten der Umwelt.
Trotzdem kommen wir zu unserem privathaushalt zurück, hier sieht die Rechnung evtl etwas günstiger aus.. Seine "Mietgebühr" ist höher, ca. 30cent Preisdifferenz je kWh * 1800 = 600€ jährliche Mietgebühr. Macht über 10 Jahre 6000€ über 20 Jahre 12000€. Ja dafür kriegt man einen 10kWh Speicher mit 10kW Wechselrichter... Das sollte für unsere 10kWp Ankage und einen privathaushalt mit seinen typischen Verbräuchen reichen.. Wobei auch hier es knapp wird, wenn im Winter am morgen und am Abend die Wärmepumpe läuft.. 1,5h und der Akku ist leer.. Ob das reicht zum heizen?
Für das Elektroauto reicht es so sicher nicht. Vor allem, weil das Auto ja idr über Tag nicht zuhause ist.
Und nun zum Thema Auto als Speicher nutzen, was hier im Forum auch schon mit, hallo ich lasse doch meinen teuren Autospeicher nicht fürs Stromnetz abnutzen.. Hmm naja, nehmen wir einen kleinen Tesla Model 3 mit 57.5kWh nutzgröße des Akkus und der kann offensichtlich 200kW in der Spitze aus den Akkus nuckeln.. Für nichtmal 50000€... Der ist billiger als ein fester Batteriespeicher für zuhause mit entsprechenden Leistungsdaten.. Und selbst wenn man noch ein paar Tausend Euro für den Wechselrichter mit sagen wir 20kW peak dazu packt ist er immernoch billiger als ein 60kWh speicher mit entsprechendem Wechselrichter.. Es fehlt hier nur an entsprechenden Wallboxen.
Ist der wirklich so teuer der Speicher? Vor allem, weil er eh da ist? Und nebenbei kann ich auch noch Autofahren damit...
Ergo ein Auto und ein speicher ist weniger sinnvoll, als zwei Autos... Man finde den Fehler. Wenn man jetzt noch das Nummernschild wechseln dürfte und nur ein Auto steuer und versicherungspflichtig wäre, weil eines ja immer zuhause bleibt.. Klasse..
Und die Familie, die zwei Autos braucht, kauft drei statt zwei und einen noch exorbitant größeren speicher...
Nun kommt aber wieder die teure "smarte" technik daher, die darüber entscheiden muss, welches Auto wird nun geladen, aus welchem nuckel ich evtl fürs haus, wie weit nuckel ich es leer, welches Auto lade ich voll, weil es als nächstes gefahren wird, weiches lade ich teil, damit ich es nutzen kann usw.
Und ja, mit drei Elektroautos wird es echt eng mit der Erzeugung auf dem eigenen Dach... Denn unser Tesla will schon 15kWh pro 100km, bei einer Jahreslaufleistung von 12000 km sind das schon schlanke 1800 kWh mehr bedarf, das zweite Auto auch, sind wir bei 7400kWh Jahresbedarf... Passt so gerade eben. Und ja bei momentanen Preisen wäre es, wenn überhaupt, es richtig und günstig den Akku vom Auto zu nutzen statt einem dedizierten Hausspeicher, oder?
Damit wieder klarer Punkt für Herrn Professor, es werden Schritte gefördert, die erst der nächste Schritt sind, statt derer die der Schritt jetzt wären.
Die Solaranlage auf dem Dach ist schon richtig, der speicher ist selbst mit förderung zweifelhaft.