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  • /Rak

mehr als 1000 Beiträge seit 26.10.2001

Meine Vorfahren waren nachweislich noch Leibeigene...

.. und zwar vom Mittelalter bis Mitte des 19. Jahrhundert, erst so spät wurde die Leibeigenschaft für sie nämlich wirklich ganz aufgehoben. Erst da gehörten sie nicht mehr dem Gutsherrn als dessen rechtloses Eigentum, nicht wirklich viel anders als ein Sklave, ohne das Recht das Land des Grafen zu verlassen, gezwungen für ihn zu arbeiten.

Und selbst nach der Aufhebung der Leibeigenschaft waren sie noch keine wirklich freien Menschen, mein Ur-Ur-Großvater und selbst mein Ur-Großvater mussten auch nach ihrer "Befreiung" noch weiter zu Hungerlöhnen als Steinbrucharbeiter und als Landwirt für einen Grafen arbeiten um die Pacht für ein kleines Häuschen bzw. die Pacht für einen kleinen Teil von dessen Grund und Boden und einen kleinen Bauernhof bezahlen zu können, denn nur so war damals ein Überleben überhaupt möglich dort in der Gegend, die über km² dem Grafen gehörte. Und daran grenzte dann das Land anderer Großgrundbesitzer. Statt der Bindung durch die Leibeigenschaft gab es nämlich nach deren Abschaffung Mitte des 19. Jahrhunderts nun die Bindung an den "Herrn" durch ökonomische Zwänge. Und sehr niedrige Löhne/Gehälter des Grafen bzw. sehr niedrige Preise für das an die Mühlen des Grafen abgelieferte Korn, die dann mit der Pacht für den kleinen Hof, mit Einkäufen im Laden Gutsherrn usw. verrechnet wurden. Eine systematische Ausbeutung, vom Mittelalter bis ins frühe 20. Jahrhundert. Dabei haben meine Vorfahren das Schloss und mehrere Villen des Grafen gebaut, das steht heute noch alles. (Erst mein Großvater hatte dann die Möglichkeit wirklich "frei" über sein Leben zu entscheiden und diese Scholle zu verlassen, an die seine Vohrfahren gebunden waren.. das war in den frühen 1930er Jahren)

Krieg ich jetzt auch von der Familie des Grafen eine Wiedergutmachung für die Zwangsarbeit, für die Frondienste und für die Ausbeutung meiner Vorfahren durch den Großgrundbesitzer? Diese Adelsfamilie gibts ja auch noch immer.... und die haben immer noch ein stattliches Vermögen, aufgebaut aus Kapitalvermehrung aus einem Kapital, das damals durch Sklaverei, Menschenhandel, Ausbeutung und Unterdrückung erworben wurde!.

Also, wäre nur logisch, wenn man der Piketty'schen Logik folgen würde...dass auch ich jetzt von dem jüngsten der "amtierenden" Grafen (irgendwann in den 1970ern geboren..) eine angemessene Entschädigung bekommen würde!

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (15.06.2020 18:54).

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