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Re: Belohnung oder Wiedergutmachung

gugginger schrieb am 16.06.2020 16:18:

Der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan aus Ghana sprach sich ebenfalls gegen eine derartige "Wiedergutmachung" aus: Sie würde die Nachkommen jener Afrikaner belohnen, die ihre Nachbarn oder Feinde in die Sklaverei verkauft haben.

Es gibt auch ein ganz anderes Problem:

Die "Wiedergutmachung" hilft keinem einzigen Afrikaner weiter, sondern versickert irgendwo bei Warlords, korrupten Staatsoberhäuptern, Waffenschiebern usw usf. Mach mal im Kopf das Gedankenexperiment, kippe über Afrika 1,5 Billionen Euro aus. Dann würde theoretisch jeder Afrikaner rund 1000,- Euro erhalten.
Erstmal kann man nicht viel von kaufen, denn es gibt ja nichts. Jedenfalls nicht im Inland - im internationalen Markt könnte man sich was kaufen für, wenn man Zugang hätte. Den haben aber die einfachen Leute nicht.
Dafür springen aber marodierende Banden rum, die jeden, von dem sie glauben er habe Dollars, an die Kehle gehen. Wie lange dauert's, bis kleine Dörfer mit 300 Bewohnern (und damit mit 300.000 Euro Vermögen) des Geldes wegen überfallen werden?
Die Banden wiederum haben Zugang zu internationalen Märkten oder den örtlichen Schwarzmarkt und decken sich dort mit Kriegsgerät und Munnition ein. Und werden zu einer noch größeren Bedrohung, als sie ohnehin schon sind.

Solange in Afrika eher das Recht des Stärkeren zur Anwendung kommt, wird immer der mit der Knarre das Geld an sich reißen. Der Rest hockt in Lehmhütten bei Staubkeksen und kontaminiertem Wasser.
Das sollte eigentlich auch die Lehre sein aus 60-70 Jahren Aufbauhilfe: gegrabene Brunnen werden zugeschüttet, Schulen niedergebrannt, Kinder entführt. Ich weiß gar nicht, wo man ansetzen müsste, dass das aufhört - außer den Schwachen auch noch Knarren in die Hand zu drücken, damit sie zurückschießen können.
Dann hat man aus einem "Shithole" kurzerhand "Hell" gemacht.

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