NeoDemokrat schrieb am 15.06.2020 18:02:
Klaus N schrieb am 15.06.2020 16:28:
Ja, es war ein wichtiges Buch, das aber methodisch und auch logisch einige Fehler enthielt, die mein Vergnügen an der Lektüre doch sehr geschmälert haben.
Welche methodischen und logischen Fehler denn?
Die Grundaussagen des Buches werden wohl kaum dadurch ad absurdum geführt.
Dass ein Vermögen von 1 Milliarde in einem Zeitraum X schneller wächst als ein Vermögen von 1 Million oder 100.000 war mir vorher schon klar.
Siehste, schon der erste Denkfehler. Grosse Vermögen wachsen tendenziell langsamer, jedenfalls prozentual, als kleine. Dass Dir was falsches vorher schon klar war, und Pikettz Dich darin bestätigt ist kein Ruhmesblatt für Euch beide.
Jeff Bezos hat mit wahrscheinlich weniger als einer Million angefangen und hat jedes andere Vermögen überholt. Die Verzinsung ist also offensichtlich von der Grösse unabhängig, sondern hängt an der Art des Investments. Wer 10 Milliarden in Staatsanleihen hat ist kaufkraftbereinigt und nach Steuern nicht reicher geworden.
Wer 2002 100.000 Dollar in Amazon investiert (Kurs 7$) hätte heute 36 Millionen.
Piketty bestätigt das mit seinen umfangreichen Analysen und Daten.
Es ist aber schon interessant zu erfahren, dass sehr großes Fondkapital 8% Rendite abwirft( große US-Universitätsfonds) .
Das liegt nicht an der Grösse (ich nehme mal das Beispiel Harvard) sondern daran, dass
a) kompetente Leute die Investitionsentscheidungen treffen (das kann aber auch mal in die Hose gehen, 2009 und 2016 war die Rendite negativ)
b) der Harvard-Fonds steuerbefreit ist
Ein wohlhabender Mittelschichtler wird das nur sehr selten erreichen.
Kommt drauf an, wie er investiert. Siehe oben.
Und damit wäre schon ein wichtiger Punkt von Piketty doch sehr fragwürdig.
(Ich kann mich jetzt nicht mehr an alle methodischen und logischen Fehler erinnern, ich kann mich aber erinnern, dass ich beim Lesen mehrere Male virtuell die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen habe ...)