Atrocity schrieb am 14. September 2009 11:43
> Dingelchen schrieb am 14. September 2009 10:42
>
> > Sicher, bei den Grünen gibt es nur drei Frauen und deshalb haben die
> > gleich alle ein Amt bekommen. Die sind natürlich alle nicht
> > qualifiziert, oder was willst Du damit suggerieren?
> http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCndnis_90/Die_Gr%C3%BCnen#Quotieru
> ng
>
> "Gerade in kleinen politischen Einheiten wie dem Ortsverband kann es
> schwierig sein, die nötigen weiblichen Amtsträgerinnen zu finden."
>
> Es gibt also es gibt mehr Männer, aber trotzdem müssen Frauen gesucht
> werden. D.h. "die neue" hat praktisch direkt einen Posten.
Das ist bedauerlich. Könnte aber damit zusammenhängen, dass in den
meisten Orten eben doch nicht alles so gleichberechtigter
Sonnenschein ist. Diskriminierung fängt ja schon auf der
zwischenmenschlichen Ebene an, bevor man sich in einer Partei
engagiert. Aber ich will hier nicht spekulieren.
Ich bin auch nicht der größte Fan von Quoten. Es ist sicherlich auch
für niemanden schmeichelhaft, nur aufgrund der Quote ein Amt zu
bekommen. Aber dadurch wird wenigstens eine gewisses Mindestmaß an
Interessensvertretung sichergestellt.
> Seit ich lebe sind Frauen im Gesetz absolut gleichberechtigt. (Mit
> der Ausnahme das sie keinen Wehrdienst leisten müssen ;-) ). Es ist
> gut das früher aggressiv von Frauen dafür gekämpft wurde das sie
> diese Rechte bekommen. Aber ist das heutzutage noch nötig? Sollten
> sich nicht eher Gerichte mit der praktischen Ausführung der
> Gleichberechtigung beschäftigen als Politiker? Vom Gesetz her ist
> alles nötige getan.
Das Gesetz ist aber nur der Leitfaden. Entscheidend ist, in wie fern
sich das Establishment an die Gesetze hält ebenso wie Du und ich.
> Diese Zeit habe ich nie erlebt, meine Eltern haben sie nie erlebt und
> sogar meine Oma durfte seit sie das entsprechende alter erreicht hat
> wählen.
> meinst du nicht das man es nach solch einer langen Zeit einfach als
> normal ansehen kann das Frauen wählen dürfen?
> Klar, es gibt andere beispiele wo es die Gleichberechtigung erst viel
> kürzer gibt. Aber gerade das wählen ist das ein schlechtes Beispiel.
Ich denke, man sollt es nie als normal ansehen, dass die Bevölkerung
(unabhängig vom Geschlecht) wählen darf. Und soziale Errungenschaften
lassen sich ja auch schnell wieder abschaffen, wie das passive
Wahlrecht der Frauen 1933. In dem Kontext könnte man auch noch üebr
Hartz IV reden, aber das sprengt wohl den Rahmen.
> Da es jedem Menschen frei steht in eine Partei einzutreten und sich
> zu beteiligen (ok, auser bei der NPD vieleicht...)
Gehört dazu nicht mehr als nur das Recht? Zum Beispiel das Gefühl,
dass die eingenen Interessen von einer Partei vertreten werden. Bist
Du in einer Partei?
Ebenso benötigt man ein gewisses Selbstbewußtsein bzgl. der Rechte.
Manche Frauen werden z.B. am Arbeitsplatz sexuell belästigt. Aber sie
trauen sich nicht dies zur Anzeige zu bringen, da sie Angst um ihren
Arbeitsplatz haben. Gleichzeitig erfahren sie von anderen Frauen
wenig Solidarität ("stell Dich doch nicht so an"). Wenn auf dieser
alltäglichen Ebene schon teilweise kein Bewußtsein für die eigenen
Rechte besteht, wie soll es sich dann auf höheren Ebenen entwickeln?
Ich denke, da hängt noch wesentlich mehr dran, als nur einfach mal so
in eine Partei einzutreten.
> > Oder in anderen Positionen. Und warum
> > sind Frauen in anderen Bereichen überrepräsentiert? Warum ist der
> > Anteil der Frauen unter den Armen höher?
>
> Sind sie das? Ok, hier in der Firma gibt es wirklich wenige Frauen.
> Aber da ich etliche Frauen kennen die genau den selben Job haben wie
> ich, und alle weiblichen bekannten die ich habe entweder eine
> Ausbildung, ein Studium oder gar schon einen Job haben, frage ich
> mich wirklich wo das Problem ist? Ich kenne auch keine Frau die sich
> über mangelnde Bezahlung beschwert. Naja, zumindest nicht mehr wie
> die Männer ... jeder hätte gern mehr Geld.
Vielleicht bewegst Du Dich nur in einem anderen Milieu.
> > Das wird ja immer besser. Es geht hier doch nicht um Ignoranz,
> > sondern um Akzeptanz. Wenn das Geschlecht nicht erfaßt wird läßt sich
> > auch nicht nachweisen, in wie fern eine Partei gesellschaftlich
> > repräsentativ ist. Und von wegen Datenschutz. Das Geschlecht ist
> > bzgl. des Datenschutzes ja auch vermutlich das relevanteste Datum.
> > "Sieh nur, die da ist eine Frau, das werd ich jetzt allen erzählen"
> > ;)
> Der Punkt war, es ist verdammt noch mal für die politische arbeit
> volkommen egal ob Mann, Frau, Transe, Zwitter, ob schwul, hetero, bi
> oder Polyamor.
> Das hat niemanden zu interessieren
Das unterschreibe ich gern. Ist aber noch nicht politische Realität.
Sicher hat sich da ne Menge getan. Wobei ich Wowereit nur teilweise
als Repräsentativ ansehen würde; Berlin ist halt Berlin. Und das
Merkel sollte man hier auch nicht vergessen. Aber Politik ist nicht
alles. Es geht ja auch um Führungspositionen in der Wirtschaft.
> > Wenn Du natürlich vom optimalen Zustand ausgehst verstehe ich das
> > Argument. Bei völliger gelebter Gleichberechtigung ohne
> > Diskriminierung. Aber so sieht die Welt nicht aus. Und es ist
> > gefährlich, so zu tun als wäre die Welt so wie man sie sich wünscht.
>
> Warum ist es dumm einen Anfang zu setzen und die Welt so zu leben wie
> sie sein sollte? Mit gutem Beispiel voran und so...?
Dumm, habe ich nicht gesagt und nicht gemeint. ;)
Aber ich sehe da einen Unterschied. Sicherlich sollte man
Gleichberechtigung leben. Aber man sollte nicht ausblenden, dass es
durchaus Bereiche gibt, in denen es eine solche eben nicht gibt.
Genauso sollte man antifaschistisch leben, aber die NS-Zeit und den
Holocaust nicht vergessen.
Es geht auch darum den geschichtlichen Hintergrund nicht zu
vergessen. Und sich bewußt zu machen, dass sich bestimmte Dinge auch
wieder ändern können, zum negativen. Das hört sich jetzt wohl nach
Schwarzmalerei an. ;)
> Dingelchen schrieb am 14. September 2009 10:42
>
> > Sicher, bei den Grünen gibt es nur drei Frauen und deshalb haben die
> > gleich alle ein Amt bekommen. Die sind natürlich alle nicht
> > qualifiziert, oder was willst Du damit suggerieren?
> http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCndnis_90/Die_Gr%C3%BCnen#Quotieru
> ng
>
> "Gerade in kleinen politischen Einheiten wie dem Ortsverband kann es
> schwierig sein, die nötigen weiblichen Amtsträgerinnen zu finden."
>
> Es gibt also es gibt mehr Männer, aber trotzdem müssen Frauen gesucht
> werden. D.h. "die neue" hat praktisch direkt einen Posten.
Das ist bedauerlich. Könnte aber damit zusammenhängen, dass in den
meisten Orten eben doch nicht alles so gleichberechtigter
Sonnenschein ist. Diskriminierung fängt ja schon auf der
zwischenmenschlichen Ebene an, bevor man sich in einer Partei
engagiert. Aber ich will hier nicht spekulieren.
Ich bin auch nicht der größte Fan von Quoten. Es ist sicherlich auch
für niemanden schmeichelhaft, nur aufgrund der Quote ein Amt zu
bekommen. Aber dadurch wird wenigstens eine gewisses Mindestmaß an
Interessensvertretung sichergestellt.
> Seit ich lebe sind Frauen im Gesetz absolut gleichberechtigt. (Mit
> der Ausnahme das sie keinen Wehrdienst leisten müssen ;-) ). Es ist
> gut das früher aggressiv von Frauen dafür gekämpft wurde das sie
> diese Rechte bekommen. Aber ist das heutzutage noch nötig? Sollten
> sich nicht eher Gerichte mit der praktischen Ausführung der
> Gleichberechtigung beschäftigen als Politiker? Vom Gesetz her ist
> alles nötige getan.
Das Gesetz ist aber nur der Leitfaden. Entscheidend ist, in wie fern
sich das Establishment an die Gesetze hält ebenso wie Du und ich.
> Diese Zeit habe ich nie erlebt, meine Eltern haben sie nie erlebt und
> sogar meine Oma durfte seit sie das entsprechende alter erreicht hat
> wählen.
> meinst du nicht das man es nach solch einer langen Zeit einfach als
> normal ansehen kann das Frauen wählen dürfen?
> Klar, es gibt andere beispiele wo es die Gleichberechtigung erst viel
> kürzer gibt. Aber gerade das wählen ist das ein schlechtes Beispiel.
Ich denke, man sollt es nie als normal ansehen, dass die Bevölkerung
(unabhängig vom Geschlecht) wählen darf. Und soziale Errungenschaften
lassen sich ja auch schnell wieder abschaffen, wie das passive
Wahlrecht der Frauen 1933. In dem Kontext könnte man auch noch üebr
Hartz IV reden, aber das sprengt wohl den Rahmen.
> Da es jedem Menschen frei steht in eine Partei einzutreten und sich
> zu beteiligen (ok, auser bei der NPD vieleicht...)
Gehört dazu nicht mehr als nur das Recht? Zum Beispiel das Gefühl,
dass die eingenen Interessen von einer Partei vertreten werden. Bist
Du in einer Partei?
Ebenso benötigt man ein gewisses Selbstbewußtsein bzgl. der Rechte.
Manche Frauen werden z.B. am Arbeitsplatz sexuell belästigt. Aber sie
trauen sich nicht dies zur Anzeige zu bringen, da sie Angst um ihren
Arbeitsplatz haben. Gleichzeitig erfahren sie von anderen Frauen
wenig Solidarität ("stell Dich doch nicht so an"). Wenn auf dieser
alltäglichen Ebene schon teilweise kein Bewußtsein für die eigenen
Rechte besteht, wie soll es sich dann auf höheren Ebenen entwickeln?
Ich denke, da hängt noch wesentlich mehr dran, als nur einfach mal so
in eine Partei einzutreten.
> > Oder in anderen Positionen. Und warum
> > sind Frauen in anderen Bereichen überrepräsentiert? Warum ist der
> > Anteil der Frauen unter den Armen höher?
>
> Sind sie das? Ok, hier in der Firma gibt es wirklich wenige Frauen.
> Aber da ich etliche Frauen kennen die genau den selben Job haben wie
> ich, und alle weiblichen bekannten die ich habe entweder eine
> Ausbildung, ein Studium oder gar schon einen Job haben, frage ich
> mich wirklich wo das Problem ist? Ich kenne auch keine Frau die sich
> über mangelnde Bezahlung beschwert. Naja, zumindest nicht mehr wie
> die Männer ... jeder hätte gern mehr Geld.
Vielleicht bewegst Du Dich nur in einem anderen Milieu.
> > Das wird ja immer besser. Es geht hier doch nicht um Ignoranz,
> > sondern um Akzeptanz. Wenn das Geschlecht nicht erfaßt wird läßt sich
> > auch nicht nachweisen, in wie fern eine Partei gesellschaftlich
> > repräsentativ ist. Und von wegen Datenschutz. Das Geschlecht ist
> > bzgl. des Datenschutzes ja auch vermutlich das relevanteste Datum.
> > "Sieh nur, die da ist eine Frau, das werd ich jetzt allen erzählen"
> > ;)
> Der Punkt war, es ist verdammt noch mal für die politische arbeit
> volkommen egal ob Mann, Frau, Transe, Zwitter, ob schwul, hetero, bi
> oder Polyamor.
> Das hat niemanden zu interessieren
Das unterschreibe ich gern. Ist aber noch nicht politische Realität.
Sicher hat sich da ne Menge getan. Wobei ich Wowereit nur teilweise
als Repräsentativ ansehen würde; Berlin ist halt Berlin. Und das
Merkel sollte man hier auch nicht vergessen. Aber Politik ist nicht
alles. Es geht ja auch um Führungspositionen in der Wirtschaft.
> > Wenn Du natürlich vom optimalen Zustand ausgehst verstehe ich das
> > Argument. Bei völliger gelebter Gleichberechtigung ohne
> > Diskriminierung. Aber so sieht die Welt nicht aus. Und es ist
> > gefährlich, so zu tun als wäre die Welt so wie man sie sich wünscht.
>
> Warum ist es dumm einen Anfang zu setzen und die Welt so zu leben wie
> sie sein sollte? Mit gutem Beispiel voran und so...?
Dumm, habe ich nicht gesagt und nicht gemeint. ;)
Aber ich sehe da einen Unterschied. Sicherlich sollte man
Gleichberechtigung leben. Aber man sollte nicht ausblenden, dass es
durchaus Bereiche gibt, in denen es eine solche eben nicht gibt.
Genauso sollte man antifaschistisch leben, aber die NS-Zeit und den
Holocaust nicht vergessen.
Es geht auch darum den geschichtlichen Hintergrund nicht zu
vergessen. Und sich bewußt zu machen, dass sich bestimmte Dinge auch
wieder ändern können, zum negativen. Das hört sich jetzt wohl nach
Schwarzmalerei an. ;)