Russland produziert vor allem in staatseigenen Betrieben mit vom Staat festgelegten Preisen. Die russischen Rüstungsausgaben sind rein politische Zahlen und haben mit den realen Kosten nichts zu tun.
Für die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Krieg kommt, sind andere Faktoren entscheidend. Der Angreifer hat eine Reihe von strukturellen Vorteilen. Sein Land wird i.d.R. nicht zerstört, egal wie der Krieg ausgeht - er braucht am Ende nur seine militärischen Verluste zu ersetzen und kann dann weitermachen wie vorher. Er kann bestimmen, wie hoch er den Einsatz treibt und kann erstmal testen, was passiert, kann jederzeit abbrechen und es unter günstigeren Umständen noch einmal versuchen. Schon durch die Drohung mit einem Angriff kann er den Gegner unter Druck setzen. Er kann den Verteidiger zu großen Anstrengungen zwingen, ohne selbst viel zu riskieren.
Es ist fraglich, ob sich ein wirklich entschlossener Angreifer durch Verteidigungsbereitschaft überhaupt abschrecken lässt, jedenfalls dann, wenn eine Niederlage nur die Wiederherstellung des status quo bedeutet. Welche Gegendrohung könnte überhaupt noch wirkungsvoll sein, wenn Russland als Sieger aus dem Ukrainekrieg hervorgeht und dann mit einer auf 1,5 Millionen Mann aufgestockten, kampferprobten Armee und einer militarisierten Gesellschaft und Wirtschaft an der NATO-Grenze steht? Mit einer von der Drohung mit taktischen Atomwaffen flankierten Angriffsoption?