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  • Karl Sten

mehr als 1000 Beiträge seit 14.08.2015

Re: Russland hat dann nichts zu verlieren

hdwinkel schrieb am 27.09.2024 23:41:

Korolow schrieb am 27.09.2024 21:47:

Verstehe ich nicht ganz die Kriegsvorbereitungen Europas und der USA gegen Russland. Welchen Sinn hätte denn ein Krieg mit Russland, wenn Russland letztendlich im äußersten Fall alle Atombomben zündet?
Nehmen wir an, die NATO schafft ca. 80 Prozent aller Militäreinrichtungen und nukleare Zentren Russlands innerhalb von 24 Stunden zu zerstören - was passiert mit den restlichen 500-1.000 Atomraketen die dann in der Luft Richtung USA und Europa fliegen?
Welchen Nutzen hätte dann ein verstrahltes Asien für die USA? Welchen Nutzen hätte ein verstrahltes Europa für die USA?
Russland hat ja deutlich gemacht das im Falle einer vollständigen Niederlage immer noch die Atomraketen gezündet werden - denn man hat ja nichts zu verlieren, wenn man sowieso alles verloren hat.
Irgendwie verstehe ich die Logik von Washington und London nicht ganz. Es wird ja keine klassischen Sieger mehr geben - zumindest nicht auf europäischen Boden.
Da müssen noch im Hintergrund ganz andere übergeordnete Ziele geben, wie einfach nur die bedingungslose Kapitulation Russlands nach Vorbild des Deutschen Reiches.

Ich gehe nicht davon aus, dass der kollektive Westen, in diesem Fall aber speziell die USA tatsächlich eine atomare Vernichtung Russlands anstrebt.
Das Problem liegt etwas anders. Die USA nutzen eine Strategie, die der aus der Spieltheorie bekannten Brinkmanship-Strategie ähnelt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Brinkmanship

Mit anderen Worten, die Amerikaner erhöhen schrittweise das Risiko für beide Kriegsparteien (also Ukraine/USA vs. Russland), in der Erwartung, Russland knickt irgendwann ein, weil der Schaden für Russland im Fall des Eintreten des Risikos, also eine atomaren Krieges mit der Nato sehr viel höher wäre, als eine Niederlage in der Ukraine. Erinnert ein wenig an Pokern.
Nur wirkt das Risiko halt nach beiden Seiten. Im Fall eines Atomkrieges wären auch die USA vernichtet.
Tja, wer macht zuerst den Rückzieher? Die Amerikaner scheinen zu glauben, dass Putin zu sehr am Leben hängt, um aufs Ganze zu gehen.

Die Erklärung bisher galt einer Strategie Chicken-Game, also wer gibt zuerst nach. Brinkmanship setzt hier noch einen drauf und erhöht nicht nur das Risiko, sondern macht es bewusst unkontrollierbar. Der Gegner, also Russland soll gar nicht mehr einschätzen können, welches Risiko er eingeht. Die Ukraine darf ja in gewissem Maße autonom handeln. Was passiert beispielsweise, wenn die Ukraine ein russisches AKW angreift, oder die Silos russischer Atomraketen?

Der Krieg kann also auch einfach durch Zufall final eskalieren. Nicht weil die Beteiligten es so wollen, sondern weil sie es nicht verhindern.

Weder "Brinksmanship" noch "Chicken game". "Boiling the frog" ist angesagt.

Russland blutet langsam aber sicher aus - könnte sich aber jederzeit ohne Gefahr auf das eigene Gebiet zurückziehen. Die Möglichkeiten der Ukraine werden langsam erhöht und vor jedem nächsten Schritt wird alles lang und breit in den Medien diskutiert, damit Russland wertvolle Assets in Sicherheit bringen kann. Beispiel dafür sind die Reichweiten Diskussionen bei Himars - sodass Russland Zeit genug hatte hunderte Flugzeuge und Hubschrauber aus der Gefahrenzone in den rückwärtigen Bereich zu verlegen. Oder die lange Taurus Diskussion - damit die Krim Brücke nicht total zerstört wird.

Und Russland hat das auch verstanden, denn die Grenze zu Finnland wurde militärisch entblösst und damit hätte die NATO die Möglichkeit den Atom U-Boot Hafen Murmansk ohne viel Aufwand von Finnland aus zu besetzen - was sie aber nicht tun wird.

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