Keine 25km entfernt von meinem Wohnort liegt die "logistisch wichtige Stadt Ulm". Schau ich ein wenig in die andere Richtung, kann ich am Horizont die zwei Dampftürme des stillgelegten Kernkraftwerks Gundremmingen sehen.
Mein Brötchengeber hat in Ulm eine Niederlassung und ich bin für gewöhnlich an fünf Tagen ca. 10 Stunden in der Stadt. Und obwohl ich für keinen bekannten Militärausrüster arbeite, liegen deren Werkhallen zwischen 5 und 10km von meinem Arbeitsort entfernt.
Die beiden ehemaligen Kontrahenten im Kalten Krieg haben beide die Fähigkeit zum Zweitschlag, sollten sie Opfer eines Enthauptungsschlag werden: die ICBMs werden dann auf ihre vorprogrammierten Ziele losgelassen. Und da Deutschland im Zentrum des Ringens im Kalten Krieg stand, dürfte jede Seite für sich jede bedeutsamere Stadt im Lande einprogrammiert haben in die Computer. Mich würde auch nicht wundern, wenn auch Franzosen und Chinesen Vergeltungsangriffe führen könnten ohne Freigabe.
Wenn also der letzte Krieg vom Zaun gebrochen wird, ist mir persönlich egal, wer auf den roten Knopf zuerst gedrückt hat. Ulm ist von beiden Seiten einprogrammiert, wie auch Köln, Hamburg, Berlin, Leipzig, Erfurt, Saarbrücken usw usf - es gibt keinen Unterschied, auch nicht "moralisch", wer nun für die Auslöschung verantwortlich ist.
Ich mach mir nur in einer Sache Sorge: dass ich aus "sicherer Entfernung" - vom Wohnort aus - die Detonationen beobachten muss. Denn ich möchte ehrlich gesagt nicht zu den Überlebenden gehören, wenn das nukleare Feuer auf der Erde entfesselt wird.