...manchmal richtiggehend wohltuend. Während man hier im Rahmen des über Jahrzehnte herrschenden Blocks auf Konsens- bzw. Mauscheleien setzt, kämpfen die beiden politischen Lager in Polen mit harten Bandagen. Nach jedem Regierungswechsel gibt es mindestens staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen die Vorgänger, nach dem letzten sogar Verhaftungen.Unter den Teppich gekehrt werden kann kaum etwas.
Natürlich ist es manchmal nervig, wenn partei-nahe Medien eher Nichtigkeiten zu grossen Storys aufbauschen. Das lenkt auch von Debatten über wichtige Frage ab. Zum Beispiel: Wie kann man aus der Rolle des abhängigen Billig-Lohn-Landes herauskommen? Welche Rolle spielen nationale Identität und Souveränität noch trotz EU-Mitgliedschaft? Hat Polen das Potential für einen Sozialstaat nach westeuropäischem Muster? Ist die enge Anlhenung an die USA und der Antagonismus gegenüber Russland für Polen wirklich vorteilhaft?
Diese Debatten gibt es in politischen Zirkeln und ausgewählten Medien schon noch, aber speziell die von deutschen Konzernen weitgehend kontrollierte Presse vermittelt dazu wenig bis nichts. Sie liefert vor allem Promi-Geschichtchen bzw. -Affären, Crime, und Sportberichte. In der Beziehung ist Polen dann Deutschland doch wieder ähnlich.